Text:   Zeichner: Tonči Zonjić

Black Hammer: Skulldigger + Skeleton Boy

Black Hammer: Skulldigger + Skeleton Boy
Black Hammer: Skulldigger + Skeleton Boy
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Marcel Scharrenbroich
9101

Comic-Couch Rezension vonAug 2021

Story

Ein bisschen „V wie Vendetta“, ordentlich „Punisher“ und ganz viel vom „Dunklen Ritter“. Das aktuellste Spin-off aus dem „Hammerverse“ zieht den Hut tiefer denn je.

Zeichnung

Tonči Zonjić hat genau den richtigen Riecher, wenn es darum geht, Assoziationen zu wecken und zu den großen und offensichtlichen Vorbildern aufzuschließen. Ein besonders Augenmerk gilt den grandiosen Kapiteltrennern von zahlreichen namhaften Künstlern.

Von Rache getrieben

Harte Schule

Die Geschichte beginnt in einer düsteren Gasse. Und wie so oft, hat auch diese besondere Gasse alle Merkmale, für die traumatisierte Kinder in Superhelden-Comics sie auf alle Zeiten verteufeln werden: Bewaffnete Gangster und tote Eltern.

Ein Junge muss nach einem Restaurant-Besuch hilflos mitansehen, wie seine Eltern kaltblütig von einem Räuber erschossen werden. Da er dessen Gesicht gesehen hat und ihn identifizieren könnte, scheint auch sein letztes Stündlein geschlagen zu haben. Doch kurz bevor die Lichter für immer ausgehen, taucht ein Beschützer aus der Dunkelheit auf: Skulldigger. Ein maskierter Rächer, der sich über das Gesetz von Spiral stellt und des Nachts der Selbstjustiz frönt. Schusswaffen benötigt er dafür nicht und schleudert seinen Widersachern lieber einen an einer massiven Kette befestigten Metallschädel entgegen. Unkonventionell… aber effektiv. Mit seinem beherzten und ebenso brutalen Eingreifen rettet Skulldigger das Leben des Jungen, der es ablehnte, bei der Exekution des Mörders seiner Eltern wegzusehen. Ein Moment, der Spirals selbsternanntem Rächer nicht mehr aus dem Kopf geht…

Detective Reyes, die mit dem Doppelmord betraut wird, ist sich sicher, dass der gesuchte Skulldigger für die Hinrichtung des Schützen verantwortlich ist. Beweisen kann sie es allerdings nicht, da der Junge absolut dichthält. Reyes’ Vorgesetzter möchte derweil nichts von ihrer Skulldigger-Besessenheit hören und verlangt, dass die Polizistin sich an die Fakten hält. Der Junge kommt währenddessen in die jugendpsychiatrische Abteilung des Spiral Central Hospital. Als Skulldigger in den Nachrichten von dessen Schicksal hört, fasst er einen Entschluss: Er nimmt sich des Jungen an und prügelt ihn regelrecht durch seine harte Schule. Schließlich braucht jeder „Held“ einen Sidekick…

Große Vorbilder

Dass das „Black Hammer“-Universum von Jeff Lemire – gerne auch „Hammerverse“ genannt – sich in seiner schnell ausgearteten Gesamtheit vor dem kompletten Superhelden-Genre verbeugt, ist mittlerweile bekannt. Sowohl in der der vierbändigen Haupt-Story als auch in den zahlreichen Spin-offs waren immer wieder deutliche Parallelen zu seit Jahrzehnten etablierten Charakteren und Gruppierungen erkennbar. So auch in „Skulldigger + Skeleton Boy“. Hier nimmt sich Lemire nicht nur MARVELs „Punisher“ zur Brust, sondern im gleichen Atemzug auch noch DCs Aushängeschild „Batman“. Viel mehr der wohl bekanntesten und beliebtesten Story um Gothams nächtlichen Beschützer überhaupt: „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“. 1986 von Frank Miller verfasst und gezeichnet (und in Zusammenarbeit mit Klaus Janson und Lynn Varley getuscht und koloriert), wurde „The Dark Knight Returns“ schnell zum Game-Changer und veränderte durch den düsteren und grimmigen Ton das Genre nachhaltig.

„Skulldigger + Skeleton Boy“ ist im Kern eine klassische Origin-Story… erzählt aus der Sicht des Sidekicks. Nur, dass es im Grunde bei dieser abgeschlossenen und in sich stimmigen Entstehungsgeschichte bleibt. Was in anderen Serien vielleicht nur ein Auftakt wäre, wird hier gelungen abgeschlossen. Dass trotzdem nicht schnell die Luft raus ist, ist den Verwicklungen zu verdanken, die sich rund um Skeleton Boys Geburt spinnen. So haben wir mit dem Superschurken Grimjim einen Antagonisten, der ein besonderes Auge auf den Bürgermeister-Kandidaten Tex Reed geworfen hat, dessen ehemalige Superhelden-Tätigkeit an der Seite von Black Hammer und Abraham Slam ihm gerade ordentliche Umfragewerte beschert. Grund genug für den Schurken, um aus dem Hochsicherheits-Gefängnis auszubrechen. Und beide stehen in unmittelbarer Verbindung zu Skulldigger

Mut zur Lücke

Wie wir im umfangreichen Bonusteil erfahren, wollte Jeff Lemire die Geschichte ursprünglich selbst zeichnerisch zu Papier bringen. Er war sogar schon mittendrin, wie uns dort viele Abbildungen bereits getuschter Seiten zeigen. Über dessen Künste am Stift wird ja oft diskutiert und so wird es bestimmt hier und da Leute geben, die ganz froh sind, dass er das Projekt letztendlich in andere Hände gab. Mit dem Kroaten Tonči Zonjić („Marvel Divas“, „Lobster Johnson“) wurde ein durchaus fähiger Künstler gefunden, der genau den richtigen Ton trifft. Stilsicher und mit kräftigem Strich, brennt Zonjić ein düsteres Feuerwerk ab, welches in seinen besten Momenten an die Arbeiten des 2016 leider viel zu früh verstorbenen Ausnahme-Künstlers Darwyn Cooke erinnert. Dabei konzentriert sich Tonči Zonjić auf das Wesentliche: Die Charaktere. Und es kommt der schnörkellosen Inszenierung zu Gute, dass sie sich nicht in (für die Geschichte) unwesentliche Details verliert.

Fazit:

Schon fast untypisch für „Black Hammer“-Verhältnisse, haben wir in dieser abgeschlossenen Mini-Serie eine Story, die eher im kleinen Rahmen erzählt wird. Es sind quasi Einzelschicksale, die ausnahmsweise nicht die Zerstörung der Erde oder gleich des ganzen Universums in den Vordergrund rücken. Somit expandiert das „Hammerverse“ weiterhin in alle Richtungen, was immer wieder neue Türen öffnet, zu denen Jeff Lemire den Generalschlüssel zu besitzen scheint.

Black Hammer: Skulldigger + Skeleton Boy

Jeff Lemire, Tonči Zonjić, Splitter

Black Hammer: Skulldigger + Skeleton Boy

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