Conan der Cimmerier - Bd.3: Jenseits des schwarzen Flusses

Conan der Cimmerier - Bd.3: Jenseits des schwarzen Flusses
Conan der Cimmerier - Bd.3: Jenseits des schwarzen Flusses
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Marcel Scharrenbroich
9101

Comic-Couch Rezension vonJul 2019

Story

Das Ausbrechen aus den Genre-Konventionen tut der Geschichte erstaunlich gut. Trotz historischem Bezug und dem Mangel an nackter Haut (die mit dem Low-Fantasy-/Pulp-Bereich nun mal eng verwurzelt ist), gibt es dennoch genügend Schauwerte für Fantasy-Freunde, die diesen Band zum bisherigen Highlight der Reihe machen.

Zeichnung

Der dritte Band, der dritte künstlerische Stil: Für mich auf ähnlichem, wenn auch schwer vergleichbaren, Niveau, wie der Auftakt der Reihe. Anthony Jeans überzüchtete Testosteron-Klötze kommen dem „Conan“-Gedanken jedenfalls schon sehr nahe und wurden passend in die Seiten gemeißelt.

Der Wildeste unter den Wilden

Conan bei den Pikten

Als ein junger Bursche namens Balthus durch den dichten Urwald der Provinz Conajohara streift, ist es allein den wachsamen Augen und Ohren von Conan zu verdanken, dass er nicht wortwörtlich einen Kopf kürzer gemacht wird. Die einheimischen Pikten verstehen nämlich keinen Spaß, wenn es um Landfriedensbruch geht und verfahren mit Eindringlingen nicht unbedingt zimperlich. Verständlich, da die Siedler sich in ihrem Territorium breitgemacht haben und mit ihrer Anwesenheit den natürlichen Frieden stören. Conan hat sich den Wachen vom Fort Tuscelan angeschlossen und beobachtet mit großer Sorge, dass sich die Pikten zunehmend näher in besiedeltes Gebiet vorwagen.

Vor wenigen Monaten wurde der piktische Hexenmeister Zogar Sag von Männern der Garnison gefangengenommen, konnte jedoch entkommen. Er schwor grausame Rache an denen, die für seine schändliche Einkerkerung verantwortlich waren… und hielt Wort. Wie in Trance entfernten sich die Soldaten aus dem Dorf, nachdem sie von einem Schrei aus dem Dschungel angelockt wurden. Ihre Leichen wurden allesamt ohne Kopf aufgefunden. Eine ernste Situation, die nicht länger ignoriert werden kann. Zum Schutze der Siedler beschließt der Hauptmann, dass die Bedrohung durch die Pikten, die durch Zogar Sag mit dämonischen Mächten im Bunde zu stehen scheinen, zu eliminieren. Mit Conan als Anführer, soll ein Trupp den schwarzen Fluss überqueren und sich dem Feind stellen. Zusammen mit seinen (zumindest halbwegs zivilisierten) Gefährten, tritt der Barbar die Reise ins ungewisse an… und der Cimmerier weiß: „Es gibt nichts, was Stahl nicht töten kann.“

Der Barbar mit dem wallenden Haar

War im letzten Band - „Natohk, der Zauberer“ – noch Conans seltsam anmutende Haarpracht mein größtes Ärgernis, macht er in „Jenseits des schwarzen Flusses“ schon eine windschnittigere Frisur… äh, Figur. Die Seiten lässig auf 0,5 Millimeter runtergeflext, dass du die Uhr nach stellen kannst und das restliche Gestrüpp zu einem stylishen Man Bun zusammengetüdelt. Dann noch locker eine wilde Strähne in die grimmig-markante Barbaren-Visage geföhnt: Feddich! Perfekt… wie mit der Axt geschlagen! Jetzt noch die Mundwinkel Richtung Süden hängen lassen und die Augenbrauen in V-Formation, dann kann die wilde Raserei losgehen…

Ja, hier geht es zur Sache… und es wird von der gewohnten „Conan“-Formel sogar massiv abgewichen. Die nackte Haut, mit der die damaligen US-Pulp-Magazine gerne mal die männliche Käuferschaft köderten und nicht selten leichtbekleidete Amazonen in lasziven Posen auf ihren Covern präsentierten, fand in dieser Geschichte von Robert E. Howard keinen Platz und erfreulicherweise orientierte sich der Szenarist Mathieu Gabella für seine Comic-Adaption auch dicht an der Vorlage. Vielmehr kommt die Erzählung einem klassischen Western nahe, der zudem noch eine Menge amerikanischer Geschichte aufgreift. Siedler, die sich fremden Territorien breitmachen und die Ureinwohner vertreiben, um ihre Zivilisation und den Fortschritt voranzutreiben und Indianer, die sich den ungewollten Eindringlingen mit aller Macht widersetzten, wurden in unzähligen Filmen thematisiert. Darunter „Little Big Man“ mit Dustin Hoffman, basierend auf dem Roman „Der letzte Held“ von Thomas Berger, oder auch Ralph Nelsons umstrittener Spät-Western „Das Wiegenlied vom Totschlag“, nach dem Buch „Arrow in the Sun“ von Theodore V. Olsen. Beide Filme können auch als Allegorien auf den Vietnamkrieges gesehen werden, welcher während des Entstehungszeitraums beider Werke noch in vollem Gange war. Zu diesem Zeitpunkt war Howards Erzählung bereits 36 Jahre alt und zeigt, dass der Autor sich nicht nur mit eindimensionalen Low-Fantasy-Geschichten auseinandergesetzt hat, sondern auch historisch relevante Themen verarbeitete.

Barbärenstarke Wundertüte

Das imposante Cover zu Splitters drittem „Conan“-Abenteuer sagt eigentlich schon alles: Ein muskelbepackter Schrank, der mit Schwert und Axt im Anschlag, grimmig und blutverschmiert in der Pampa steht… wie ich, wenn der Postbote mal wieder meint, dass Comics in den Briefkasten passen MÜSSEN! Ne, ernsthaft… das Motiv kannst du dir von außen in Übergröße an die Pforte nageln und brauchst nicht mehr befürchten, dass dir der nächste Telefon-Tünnes die x-te 100.000er-Flat an der Haustür andrehen will und auch die Zeugen Yeboahs machen vor Schreck die Grätsche. Oder du tackerst dir das Ding als Motivations-Poster an die Wand und knallst die schlappen 200 Liegestütze noch vor dem ersten Kaffee in den Laminat… bis das Testosteron von den Fenstern tropft und vor Ehrfurcht zischend verdampft. So MUSS „Conan“ und so GEHT „Conan“!

Schon die Reinzeichnungen von Anthony Jean sind mit vielen kleinen Details versehen, die auch kräftig durch die Kolorierung treten. Feine Outlines und stylishe Schattierungen lassen die aufgepumpten Muskelprotze noch bulliger und bedrohlicher erscheinen. Und wo gehobelt wird, da fallen Späne… beziehungsweise Körperteile. Denn wer Conan kennt, weiß, dass der wilde Cimmerier erstmal einen Schädel spaltet, bevor er seinem ehemaligen Träger eine Frage stellt. Die Action ist brachial und rasant in Szene gesetzt, wird jedoch nicht auf die Spitze getrieben, sondern wohldosiert eingesetzt. So können sich in ruhigeren Momenten extrem gut Spannung und bedrohliche Atmosphäre aufbauen.

Wie bereits gewohnt, verfügt auch dieser Band im Anhang über Wissenswertes zu Robert E. Howards Original-Erzählung und es gibt zudem Skizzen und Charakterentwürfe. Dazu noch das großartige Cover-Motiv als Vorzeichnung und einen ganzseitigen Frontal-Blick auf Conans grimmige Visage… wenn du SO ein Foto in deinem Führerschein hättest, würdest du garantiert NIE mehr angehalten werden! Und falls doch, bekämst du Geleitschutz zu einem Zielort deiner Wahl.

Fazit:

Die gelungene „Conan der Cimmerier“-Reihe (angelegt auf insgesamt zwölf in sich abgeschlossene Bände) überzeugt auch mit ihrem dritten Abenteuer. Vielleicht sogar mehr, als die bisherigen Geschichten… Das Ausbrechen aus typischen Low-Fantasy-Klischees und die durchschimmernde geschichtliche Symbolik heben „Jenseits des schwarzen Flusses“ angenehm hervor, was auch dem dezenten Einsatz von Fantasy-Elementen zu verdanken ist.

Conan der Cimmerier - Bd.3: Jenseits des schwarzen Flusses

Mathieu Gabella, Robert E. Howard, Anthony Jean, Splitter

Conan der Cimmerier - Bd.3: Jenseits des schwarzen Flusses

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