Text:   Zeichner: Chris Bolson

Danger Girl und die Armee der Finsternis

Danger Girl und die Armee der Finsternis
Danger Girl und die Armee der Finsternis
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonJul 2018

Story

Actionreich und rasant inszeniert. Hier gibt es keinen Leerlauf und auch Genre-Neulinge werden einsteigerfreundlich in die „Danger Girl“-Welt eingeführt.

Zeichnung

Optisch sehr ansprechend springen dem Leser nicht nur die reizvoll dargestellten Damen und ihre Attribute ins Auge. Krachende Action gibt es auch zur Genüge.

Drei Engel für Ashley

*Brrrummmm-bup-bup-bup-bup-brumm-brumm…bruuuuuuuuuuum…*

Wer in den 80er-Jahren einen Commodore 64 sein Eigen nennen konnte, kam an „Maniac Mansion“, aus der Adventure-Schmiede Lucasfilm Games, nicht vorbei. Wie in jeder guten Küche fand sich dort eine Kettensäge, die der findige Spieler in seinem Inventar verstauen durfte. Dumm nur, dass dieses handliche Utensil nur mit dem passenden Benzin einsatzbereit war. Noch dümmer, dass es den Treibstoff nirgends im Spiel zu finden gab… egal, wie intensiv man auch suchte. Da das Adventure im Jahr 1987 das Licht der Welt erblickte und man nicht mal eben Herrn Google nach einer schnellen Lösung fragen konnte, blieb das fehlende Benzin ein Mysterium… zumindest bis 1988. Da erschien nämlich „Zak McKracken and the Alien Mindbenders“, ein weiteres Abenteuer von Lucasfilm Games. Hier fand sich dann endlich Sprit… nur vom Schnetzel-Apparat fehlte jede Spur im gesamten Spiel. Ein netter Gag der Entwickler, der für so manchen grauen Haaransatz sorgte und einiges an Pad-Weitwurf-Potenzial besaß.

Glücklicherweise musste sich ein anderer Vertreter der guten, alten 80er darüber keine Sorgen machen. Ein Mann, der die Kettensäge bereits in jungen Jahren so schwang, dass einem „Leatherface“ die sorgfältig zusammengeklöppelte Maske aus Menschenhaut von der Visage fiel. Ein Mann, der die dämonischen „Deadites“ nicht nur in handliche Happen portionierte, sondern mit seinem Boomstick auch luftdurchlässig perforierte. Ein Mann, der das in Menschenblut geschriebene „Necronomicon Ex Mortis“ (fast) auswendig kannte. Ein Mann, der die Haushaltswaren im „S-Mart“ wie kein Zweiter an die Kunden brachte. Jaja… „Kauf smart. Kauf im S-Mart!“ Die Rede ist natürlich von Ashley J. Williams… besser bekannt als ASH, der Auserwählte!

Ausgetanzt

Spätestens seit „Tanz der Teufel II“, aus dem Jahr 1987, ist Ash zur Horror-Kult-Ikone avanciert. Der Film, der seinen Vorgänger zwar größtenteils kopierte, im gleichen Atemzug aber auch abstrus parodierte, lebt von seinem Hauptdarsteller Bruce Campbell („Bubba Ho-Tep“, „My Name is Bruce“), der in der berühmten „Hütte im Wald“ ein Slapstick-Feuerwerk abbrennt und eine denkwürdige One-Man-Show abzieht. Fun-Splatter mit hoher Gag-Dichte, die im letzten Teil der Sam Raimi-Trilogie, „Armee der Finsternis“, noch auf die Spitze getrieben wurde. Hier erweckt Ash, nachdem das „Necronomicon“ ihn ins Mittelalter verschlagen hat, versehentlich die namensgebende Armee von Untoten und zeigt den Herren vom Kaffeekränzch… Verzeihung, den Herren von der Tafelrunde mal, wo die Doppelläufige zu hängen hat. Auf diese Abenteuer wird natürlich auch in „Danger Girl und die Armee der Finsternis“ eingegangen.

Ab 2015 (bei uns erst 2016) tanzten die Teufel dann in Serie. Der US-Sender Starz produzierte insgesamt drei Staffeln von „Ash vs. Evil Dead“. Anfänglich hatte die Show durchaus Potenzial, verlor sich aber immer mehr in Belanglosigkeiten und verlief Folge für Folge nach dem gleichen Schema… woran auch ein Wechsel des Showrunners mit Beginn der dritten Staffel nicht änderte. Angeblich sollte alles neu und anders werden, verließ aber dennoch nicht die mittlerweile ausgetretenen Pfade. Neue Örtlichkeit, neue Deadite-Bedrohung, das gleiche Gemetzel, Abspann. Nach den immer tiefer sinkenden Einschaltquoten zog der Sender letztendlich den Stecker und Ash-Darsteller Bruce Campbell verkündete, die Kettensäge endgültig an den Nagel hängen zu wollen... obwohl bei einer Absetzung eine Fortführung im Kino angedacht war. Ich persönlich bin nach den erste beiden Folgen der dritten Staffel ausgestiegen, da dort in meinen Augen die Demontage eines Kult-Charakters zelebriert wurde. Das ganze „Ashy-Slashy“-Gedöns und ein Mann fortgeschrittenen Alters, der sich kalauernd durch eine maue Handlung metzelt, war dann auch nur noch bedingt lustig und konnte nicht an vergangene Zeiten anknüpfen. Die Zukunft der Reihe scheint zum aktuellen Zeitpunkt ungewiss und es geistern immer mal wieder Gerüchte durchs Netz, die allerdings mit Vorsicht zu genießen sind. Von einem kompletten Reboot, über eine Fortsetzung zu „Armee der Finsternis“, einem Sequel zum „Evil Dead“-Reboot von 2013, bis zum Crossover von „Evil Dead“ & „Tanz der Teufel“ ist so ziemlich alles dabei… Ob es jemals zum Wiedersehen mit Ashley J. Williams (das „J“ steht laut früherer Comics übrigens für „James“, während in der TV-Show behauptet wird, Ashs zweiter Vorname wäre „Joanna“) kommt, steht also in den Sternen… beziehungsweise liegt in den Händen der Regisseure Sam Raimi und Fede Alvarez… und nicht zuletzt auch an Bruce Campbell.

„Spion(innen) in Spitzenhöschen“

1998 erblickte „Danger Girl“ im US-Verlag Cliffhanger! - einem Creator-Owned-Imprint von Wildstorm - das Licht der Welt, bevor IDW ab 2012 die Veröffentlichung übernahm. Erdacht wurde die augenzwinkernde Action-Reihe um eine Gruppe weiblicher Super-Spioninnen von Andy Hartnell und dem großartigen Zeichner J. Scott Campbell, der die Ladies auch künstlerisch sehr reizvoll in Szene setzte. Die ursprünglich sieben US-Ausgaben wurden zwischen Juli 2000 und Juni 2001 auch in Deutschland veröffentlicht. Der Dino Verlag legte die komplette Reihe in vier Heften vor. Die Mini-Serien „Danger Girl: Kamikaze“ und „Danger Girl: Hawaiian Punch“ erschienen 2003 ebenfalls noch bei Dino.

Seit Februar 2013 kümmert sich Dani Books um die deutschen „Danger Girl“-Veröffentlichungen und bringt diese in handlichen Paperbacks an die hiesige Leserschaft. Den Anfang machte der Band „Danger Girl: Revolver“ – gleichzeitig auch die erste US-Veröffentlichung unter IDW -, dem noch im gleichen Jahr „Danger Girl: Trinity“ folgte. Nach „Danger Girl und die Armee der Finsternis“ (2014) kam 2016 „Danger Girl: The Chase“, in dem es die Ladies nach Shanghai verschlägt. Ein Jahr später taucht mit der abtrünnigen Doppelagentin Natalia Kassle ein ehemaliges „Danger Girl“ in „Mayday“ erneut auf der Bildfläche auf. Ganz frisch ist das Crossover „Danger Girl/G.I. Joe“ auf dem deutschen Markt erhältlich. Für reichliche Abenteuer mit Abbey, Sydney und Valerie wäre also gesorgt.

Hail to the King, Babies!!!

In „Danger Girl und die Armee der Finsternis“ ist natürlich ebenfalls das „Nacronomicon“ und der verantwortungslose Umgang mit dem höllischen Schmöker der Stein, der die abgefahrene Crossover-Geschichte ins Rollen bringt. Abbeys hartnäckigster Feind bittet sie um Hilfe. Dessen Bruder wurde beim Kauf eines Buches, welches böse Mächte heraufbeschwören kann (welches Büchlein mag das wohl sein?) entführt und soll nun mit einem Amulett, das in der Lage ist diese Mächte zu binden, freigekauft werden. Die Rettungsmission endet in einem feurigen Fiasko und Abbey Chase kann mit einer Seite des „Necronomicon“ und dem schützenden Amulett entkommen. Dumm nur, dass sie bereits aus dem Buch zitiert hat…

Dieser Umstand hat auch Auswirkungen auf Ash Williams. Der sieht nämlich plötzlich in allem und jedem eine dämonische Bedrohung und scheut sich nicht, sich gegen die vermeintliche Brut auch zur Wehr zu setzen… was ihm dann auch recht schnell einen Platz hinter schwedischen Gardinen einbringt. Da sich die Schriftzeichen auf Abbeys herausgerissener Seite urplötzlich verformen und das markante Gesicht eines Mannes zeigen, bringt dies die „Danger Girls“ bald auf die Spur von Ash, den es erstmal zu befreien gilt, bevor man sich gemeinsam den Ausgeburten der Hölle stellt.

„Klaatu. Verata. N…*hust, hust*"

Das Crossover-Paperback von Dani Books beinhaltet die komplette sechsteilige US-Mini-Serie „Danger Girl and the Army of Darkness“. Die Story von Andy Hartnell bietet auch für Neueinsteiger in die Abenteuer der Spioninnen ausreichend Hintergrundinformationen. Ebenfalls gibt es Rückblicke auf Ashs Zeitreise-Trip aus „Armee der Finsternis“. Insgesamt ist die Story actionreich, kommt schnell in Fahrt und bietet neben den ansehnlichen Rundungen der Akteurinnen auch eine Menge Humor, der dem speziellen Charme des „Tanz der Teufel“-Stars zu verdanken ist.

Apropos ansehnliche Rundungen: Für die ist hier der Zeichner Chris Bolson verantwortlich, der die reizenden Damen gekonnt und bewusst überzeichnet in Szene setzt. Hier wird natürlich mit dem Agenten-Genre gespielt, nur dass die Ladies hier die Hosen anhaben. Neben dem optisch einladenden Strich von Bolson lässt die geballte Frauenpower die männlichen Akteure problemlos verblassen. Sexy, taff und nicht auf den Mund gefallen. Die Panels – sowie die Charaktere - sind detailliert und farbenfroh. Zudem gibt es einige eindrucksvolle und explosive Splash-Pages zu bewundern.

Fazit:

Das Zusammentreffen von Abbey, Sydney und Valerie mit Ash ist ein turbulenter Action-Spaß geworden, bei dem es auch ordentlich zur Sache geht und mit rotem Körpersaft nicht gegeizt wird. Der Horror-Aspekt ist aber dermaßen überzogen, dass auch zartbesaitete Gemüter nicht befürchten müssen, den abendlichen Couch-Snack ein zweites Mal kauen zu dürfen. Am Ende des Softcover-Bandes gibt es noch eine Cover-Galerie zu bewundern, die die verschiedenen Motive der US-Einzelhefte zeigt. Ganz besonders sind hier die dynamischen Motive von J. Scott Campbell gelungen. Sein Cover von Heft 1 ist einfach… „Groovy!“

Danger Girl und die Armee der Finsternis

Andy Hartnell, Chris Bolson, Dani Books

Danger Girl und die Armee der Finsternis

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