Virus Omega 1: Die Vorherrschaft

Virus Omega 1: Die Vorherrschaft
Virus Omega 1: Die Vorherrschaft
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Nina Pimentel Lechthoff
6101

Comic-Couch Rezension vonJul 2021

Story

Die Vorgeschichte wird anhand von Zeitungsartikeln erzählt, ansonsten sieht man die Geschehnisse, die sieben Jahre nach Ankunft der Aliens passieren. Dabei wechseln sich zwei Handlungsstränge ab. Zwischen diesen Strängen wird ständig gewechselt, manchmal so unvermittelt, dass ich mehrmals lesen musste, um mich zurecht zu finden.

Zeichnung

Wer Gewalt oder Blut nicht sehen kann, sollte um diesen Comic einen Bogen machen. Gewaltakte, vor allem Waffengewalt, werden sehr explizit dargestellt. Dafür sind die Figuren und Hintergründe sehr „sauber“ gehalten, was in einer Apokalypse seltsam erscheint. Das Design der verschiedenen Aliens sieht aber sehr interessant aus.

Was, wenn Corona, aber mit Aliens?!

Erst kam die Pest, dann kamen die Aliens...

So oder so ähnlich könnte ein Gespräch um das Lagerfeuer irgendwo in der Welt von „Virus Omega 1: Die Vorherrschaft“ geklungen haben, als ein Erwachsener den kleinen Kindern von der Apokalypse im Jahr 2020 erzählte. Nachdem ein Virus 2020 fast die komplette Menschheit in Sekundenschnelle ausgerottet hatte, hat sich eine Alien-Rasse in der ganzen Welt breitgemacht. Doch anders als in anderen Filmen, Büchern oder Videospielen des gleichen Genres, wurden die restlichen Menschen weder versklavt noch umgebracht.

Sieben Jahre nachdem das Virus den Großteil der Menschheit dahingeraffte und die Aliens auf die Erde kamen, haben sich in Südkalifornien die restlichen Menschen zu Gemeinschaften zusammengetan. Viele leben von selbst angebautem Essen. Medikamente oder Kleidung suchen sie in der näheren Umgebung. Doch es gibt auch die Widerständler, die andere Überlebende für ihre Sache zwangsrekrutieren und Gegner gnadenlos hinrichten. Diese Widerständler sehen sich als einzige Hoffnung der Menschheit, die sie von den Aliens befreien kann. Doch sind die Aliens wirklich die größte Bedrohung für die noch lebenden Menschen?

Wie gehen Menschen mit einer Katastrophe um?

Am Anfang und am Ende von „Virus Omega 1: Die Vorherrschaft“ erfahren wir Leser durch „Zeitungsartikel“, wie die Apokalypse begonnen hat. Ich persönlich bin nicht so ein Fan davon, wenn mir die Welt bzw. die Geschehnisse, die zu dieser Welt geführt haben, erklärt werden. Ich bevorzuge es, wenn das „Worldbuilding“ innerhalb der Erzählung passiert, nicht als Textblock dazwischen geklatscht. Bei 64 Seiten ist aber nicht allzu viel Platz für Rückblenden, deswegen verstehe ich, warum Autor Sylvain Runberg auf dieses Mittel zurückgegriffen hat, um die Vorgeschichte möglichst schnell vorzustellen. Dafür sind diese „Zeitungsartikel“, die aus der Sicht einer Betroffenen geschrieben sind, meiner Meinung nach besser, als wenn man diese Informationen aus einem „normalen“ Text entnehmen würde.

Der restliche Comic erzählt die Geschichte von Andrew, der um seine verstorbene Familie trauert, indem er in verlassenen Museen und Galerien Bilder von glücklichen Familien sucht und diese in seinem neuen Heim in Südkalifornien versammelt. Dort hat er eine neue Gemeinschaft gefunden. Neben seiner Geschichte bekommen wir auch das Leben der Widerständler zu sehen, die andere Gemeinschaften terrorisieren.

Die Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen waren mir teilweise etwas zu abrupt, mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt. Denn es ist sehr spannend zu sehen, wie der Autor diese verschiedenen Gemeinschaften zeigt und wie unterschiedlich sie einerseits zu den Aliens stehen und andererseits das eigene Überleben sichern.

Wer räumt in der Apokalypse auf?

Und überleben tun diese verschiedenen Gruppen sehr unterschiedlich. Während die einen eine echte Gemeinschaft gebildet haben und zusammenarbeiten, gehen die Widerständler sehr brutal vor – auch untereinander. Das bedeutet auch, dass viel Blut und Gewalt auf den Seiten von „Virus Omega“ zu sehen ist. Die Hinrichtung einer Gruppe „Verräter“ wird sehr grafisch dargestellt. Fast eine ganze Seite widmen Autor Runberg und Zeichner Marcial Toledano der Episode. Die Gewalt, mit der das Maschinengewehr die vier Menschen durchlöchert, ist fast spürbar. Diese krasse Darstellung von Gewalt zieht sich durch den gesamten Comic. „Virus Omega“ ist deswegen definitiv nichts für schwache Nerven.

Dabei gibt es auch viele Momente voller Wärme und Gemeinschaft, vor allem um Andrew herum. Ich finde es sehr interessant, wie die Comic-Macher eben diese Gruppe von Menschen, und wie diese ihr neues Leben aufbauen, zeigen. Anders, als man es von einer postapokalyptischen Welt erwarten würde, ist alles relativ sauber. Es gibt verschiedene kleine Gruppen, die für sich leben, aber mit benachbarten Gemeinden zusammenarbeiten. Nur dass wirklich alles etwas zu sauber aussieht. Die Figuren sehen alle zu ordentlich aus, sogar die Widerständler und die Menschen, die sie terrorisieren. Dadurch wirkt diese Welt nicht gerade apokalyptisch. Sogar der Unterschlupf einer kleinen Gruppe Menschen, die in einem Museum leben, sieht wohnlich aus.

Fazit:

Der Auftakt der Reihe „Virus Omega“ hat einen sehr interessanten Twist in die „Aliens übernehmen die Weltherrschaft“-Geschichte gebracht. Denn die Aliens sind zwar da und haben durch ihre Ankunft nicht nur die menschliche Zivilisation einmal komplett umgekrempelt, sie haben auch den Großteil der Menschheit vernichtet. Dass diese Aliens aber nicht daran interessiert zu sein scheinen, die Überlebenden zu versklaven oder gänzlich auszurotten, ist bemerkenswert. Dadurch rücken sie in den Hintergrund und sind für die Überlebenden eher nervig als eine tödliche Bedrohung. Die wirkliche Bedrohung bleibt der Mensch an sich. Denn wie in vielen anderen Apokalypse-Geschichten gibt es Gruppen, die sich über andere Stellen und Gegner bedrohen und unterdrücken. Das wird in „Virus Omega 1: Die Vorherrschaft“ sehr explizit gezeigt. Gewalt und Blutvergießen sind an der Tagesordnung. Dass die Welt und vor allem die Figuren dabei sehr sauber aussehen, ist etwas widersprüchlich. Trotzdem würde ich sagen, dass Band 1 ein spannender Auftakt einer neuen Reihe ist. Ob ich diese aber weiterverfolgen werde, weiß ich noch nicht.

Virus Omega 1: Die Vorherrschaft

Sylvain Runberg, Marcial Toledano, Cross Cult

Virus Omega 1: Die Vorherrschaft

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