Text:   Zeichner: Frank Miller

Sin City - 4. Dieser feige Bastard (Black Edition)

Sin City - 4. Dieser feige Bastard (Black Edition)
Sin City - 4. Dieser feige Bastard (Black Edition)
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Marcel Scharrenbroich
10101

Comic-Couch Rezension vonMär 2024

Story

Trostlos und brutal. Wer in Sin City nach Sonnenschein sucht, wartet auch in der Wüste auf Regen.

Zeichnung

Miller in Höchstform! Licht und Schatten, Schwarz und Weiß… und ein faulig stinkender Klecks von Gelb.

Er liebt es, wenn sie schreien…

Letzter Arbeitstag

John Hartigan ist nur einen winzigen Schritt vom vorzeitigen Ruhestand entfernt. Wortwörtlich, denn seine letzte Schicht dauert nur noch eine gute Stunde. Herzprobleme. Nicht die besten Voraussetzungen für einen Cop. Erst recht nicht, wenn man Dienst in Sin City schiebt. Bevor er Marke und Waffe jedoch endgültig abgibt, will Hartigan noch einen Fall lösen, der ihn innerlich zu zerfressen droht. Ebenfalls Gift für die Pumpe, aber wem erzähle ich das…

Hartigan und sein Partner haben die Spur eines einschlägig bekannten Sexualstraftäters aufgenommen. Dumm nur, dass es sich dabei um Ethan Roark Jr. handelt, Sohn des einflussreichen Senators. Diesmal hat der gestörte Bastard ein erst elfjähriges Mädchen in seiner Gewalt. Sie heißt Nancy Callahan… und Hartigan mag sich gar nicht ausmalen, was Junior mit ihr anstellen wird… oder bereits getan hat. Trotz aller Warnungen seines Partners, stellt Hartigan das Schwein. Er entwaffnet ihn, wie es sich für einen skrupellosen Triebtäter gehört. Genauer gesagt, schießt der Cop ihm Ohr, Hand und seine wohl tödlichste Waffe weg… seinen Schwanz.

Hartigans Partner Bob steht allerdings nicht auf der Seite, deren Marke er scheinheilig trägt. Er schießt Hartigan eiskalt von hinten nieder. Klar, auf wessen Rechnung er arbeitet. Dem Tod näher als dem Leben, neigt sich John Hartigans letzter Arbeitstag dem Ende zu. Immerhin lebt die kleine Nancy…

Unter Druck

Sie ist auch die Letzte, die ihren Retter am Krankenbett besucht. John hat um Haaresbreite überlebt. Zuvor stattete ihm schon Senator Roark einen kleinen Besuch ab. Genesungswünsche hatte er aber nicht im Gepäck. Er machte dem Cop klar, dass er zwar wieder vollständig hergestellt würde, für das „Verbrechen“ an seinem Sohn aber leiden müsse. Hartigan wurden alle Straftaten Juniors untergeschoben und er wurde schuldig gesprochen. Sollte er es wagen, die Wahrheit über die folgenschwere Nacht auszuplaudern, würden alle zur Rechenschaft gezogen werden, die ihm am Herzen liegen.

Hartigan erträgt es. Alles. Ohne mit der Wimper zu zucken. Und man mag sich ausmalen, dass ein Cop im Knast nicht gerne gesehen ist. Sin Citys eingebuchteter Abschaum arbeitet sich regelrecht an ihm ab. Was ihn am Leben hält, sind einzig Nancys Briefe. Wie sie es ihm am Krankenbett versprochen hat, schreibt sie ihm wöchentlich. Über acht lange Jahre. Dann… nichts mehr. Als ein ekelhaft stinkender Typ in seiner Zelle auftaucht und ihm (neben einem ordentlichen linken Haken) einen Umschlag überreicht, ahnt Hartigan schon, dass es keine guten Nachrichten sein können. Er soll Recht behalten, denn er findet darin einen abgetrennten Finger.

Sofort ist klar, dass Roarks Häscher die untergetauchte Nancy gefunden haben müssen. Für Hartigan ist ebenfalls klar, dass er so schnell wie möglich rauskommen muss. Er muss Nancy retten… erneut. Was er noch nicht ahnt, ist, dass auch Junior die acht Jahre zurückliegende Nacht überlebt hat. Zeit, diesen feigen Bastard ein für alle Mal zu stoppen.

„Können wir die wilden Instinkte unterdrücken, die wir seit der Steinzeit in uns tragen?“

Eine weitere Highlight-Story aus Frank Millers pechschwarzer Gewaltspirale. Die Geschichte, die im Original „That Yellow Bastard“ heißt (und den farblichen Kniff in der ansonsten schwarz-weißen Darstellung schon im Titel vorwegnimmt) war ein wichtiges Segment in Robert Rodriguez‘ Style-Overkill „Sin City“ (2005), wo niemand Geringeres als Bruce Willis den Part von John Hartigan übernahm. Eine perfekte Wahl, denn kaum einer spielt gebrochene Cops so gut wie der „Stirb Langsam“-Veteran. Überraschenderweise wurde der hohe Gewaltgrad im Film beibehalten. Zwar stilisiert, aber nicht weniger schmerzlich. Die Rolle von Nancy Callahan übernahm die damals schwer angesagte Jessica Alba, um die es auf der großen Leinwand in den letzten Jahren eher still wurde. Ihren großen Durchbruch hatte die gebürtige Kalifornierin im Jahr 2000 mit der von James Cameron („Terminator“, „Aliens“, „Titanic“, „Avatar“) produzierten Sci-Fi-Serie „Dark Angel“. Es folgten mal mehr, mal weniger erfolgreiche Filme wie „Into the Blue“, „Fantastic Four“, „The Eye“, „Machete“ oder „The Killer Inside Me“. Auch in der späten Fortsetzung „Sin City 2: A Dame to Kill For“ (2014) spielte sie noch mal als Nancy an der Seite von Bruce Willis.

Im Comic schafft es Frank Miller mal wieder, eine recht einfache Geschichte derart spannend und düster zu gestalten, dass man an den Seiten und ebenso an den Ausführungen von John Hartigan klebt. Dieser fungiert Noir-typisch als Erzähler, was das intensive (und sehr textlastige) Lesererlebnis noch verstärkt.

Fazit:

Mit rund 215 Story-Seiten eine der längeren „Sin City“-Erzählungen. Ein Hard-Boiled-Action-Kracher mit ordentlicher Härte und genialen Pinup- und Cover-Galerien verschiedener Künstler im Anhang. Pflichtlektüre für alle Crime- und Comic-Liebhaber, denn Frank Miller zeigt hier mal wieder eindrucksvoll, wie wichtig ein prägnanter Stil und das Spiel mit Perspektiven sein können, um eine simple Story zu einem wuchtigen Erlebnis mutieren zu lassen.

Sin City - 4. Dieser feige Bastard (Black Edition)

Frank Miller, Frank Miller, Cross Cult

Sin City - 4. Dieser feige Bastard (Black Edition)

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