Text:   Zeichner: Romuald Reutimann

Der Hafen der Geheimnisse 1: Das Monster aus dem Meer

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Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonJan 2022

Story

Nach einem etwas sperrigen Zugang durchaus interessant. Die Mysterien der fiktiven Küstenstadt haben Charme und lassen auch für die Zukunft einige Überraschungen erwarten.

Zeichnung

Zeichner Romuald Reutimann setzt auf Altbewährtes. Weitestgehend geerdet, nimmt der Phantastik-Anteil keine überdimensionalen Ausmaße an und besinnt sich auf einen eher nostalgischen Look.

Die X-Akten von New Cherbourg

Agenten der besonderen Art

Helle Aufregung am Strand des französischen Küstenstädtchens New Cherbourg: Eine unbekannte Kreatur wurde dort angespült. Im weitesten Sinne vergleichbar mit einem Wal, wirft das komplett mit Fell überzogene Wesen Fragen auf. Nicht zuletzt durch eine Verletzung, die von einem Harpunen-Angriff zu stammen scheint. Während der übereifrige Bürgermeister die Sensation als Chance sieht, seinen Ort mit diesem ungewöhnlichen Fund werbeträchtig für potentielle Urlauber und Touristen in Szene zu setzen, wird ihm aber nahegelegt, diesen Fund lieber von Presse und der Öffentlichkeit fernzuhalten. Für manche Geheimnisse scheint die Allgemeinheit nämlich noch nicht bereit...

Zwei Monate sind seither vergangen, ohne dass das Ereignis übergroße Wellen schlug. Julienne, eine junge Frau, die mit ihren Freunden in der Nähe gerade ihr regelmäßiges Schwimm-Training absolvierte, wurde Zeugin des Spektakels, über das allerdings der Mantel des Schweigens gelegt wurde. Fast schon hätte sie den mysteriösen Fund vergessen, doch nun wird die Tochter des ortsansässigen Experten für seltene Vogel-Arten, welcher sich um die beliebten Volieren des Hotels „Roule Palace“ kümmert, erneut mit seltsamen Vorkommnissen konfrontiert. Unmittelbar vor dem Hotel stößt Julienne, die gerade mit ihrem jüngeren Bruder unterwegs ist, wortwörtlich mit Agenten der „Spionageabwehr von New Cherbourg“ zusammen.

Die Zwillinge Emil und Émile Glacère ermitteln dort, da der „Spionageabwehr“ wichtige Akten gestohlen wurden. Ein externer Kontakt hat ihre Vorgesetzten darüber informiert, dass eine ausländische Agentin im „Roule Palace“ gesichtet wurde. Nun ist Eile geboten, denn der Inhalt der Akten ist nicht nur streng geheim, sondern auch höchst brisant. Sie enthalten detaillierte Informationen über die sogenannten „Gründler“. Hochentwickelte Fisch-Wesen, die sich unterhalb des Meeresspiegels in New Cherbourg niedergelassen haben und deren Existenz vor der Menschheit möglichst geheim gehalten werden soll…

Bei der Wiederbeschaffung der entwendeten Informationen erweist sich die zunächst unbeteiligte Julienne als unerwartete Hilfe. Damit qualifiziert sie sich unbewusst für die „Spionageabwehr“, was ihr eine vollkommen neue Welt eröffnet. Nicht nur, dass in dem beschaulichen Küstenort ungewöhnlich haarige Meeresbewohner an Land gespült werden und sich dort eine bislang der Öffentlichkeit nicht bekannte Spezies angesiedelt hat, auch die Agenten Emil und Émile verfügen über durchaus spektakuläre Fähigkeiten, die alles andere als alltäglich sind.

Semi-funny & semi-realistisch

„Der Hafen der Geheimnisse“ erweist sich mit seinem eher klassisch-frankobelgischen Look schnell als phantastische Wundertüte. An Ideen mangelt es dem französischen Autor Valbert jedenfalls nicht. Inhaltlich zwar etwas holprig, mischen sich hier übernatürliche Elemente im Stil von „Akte X“ mit soliden Spionage-Stoffen. Da die Geschichte eher episodenhaft erzählt wird und damit sprunghaft wirkt, gerät der Lesefluss immer wieder ins Stocken. Das ist schon schade, da die Story in der urigen Küstenstadt durchaus Charme hat und mit vielen frischen Ideen punktet. Auch dass die übernatürlichen Elemente in der fiktiven Parallelwelt von New Cherbourg nicht für allgemeines Entsetzen sorgen, sondern fast schon mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit wahrgenommen werden, sorgt für reichlich Potential in der Erzählweise. Hinzu kommt das nostalgische Setting einer Alternativ-Version des frühen 20. Jahrhunderts.

Ganz im Stil der frankobelgischen Ligne-Claire, hat der aus dem realen(!) Cherbourg stammende Comic-Zeichner Romuald Reutimann ausdrucksstarke Bilder im semi-funny-Stil geschaffen, die angenehm klassisch und vertraut daherkommen. Das passt, da in der nostalgisch-phantastischen Story auch immer ein leichter Humor mitschwingt, der nicht aufgezwungen oder krampfhaft auf Lustig getrimmt zum dezenten Schmunzeln anregt.

„Der Hafen der Geheimnisse“ erscheint bei CARLSEN im Alben-Format, was Freunden der frankobelgischen Comic-Kunst nicht neu sein dürfte. Mit „Die Stille des Meeres“ liegt aktuell gerade der zweite Softcover-Band der Reihe vor, während ab März 2022 „Der Hafen der Geheimnisse 3: Trubel im Hotel Atlantico“ folgt. Bei den Fortsetzungen sollte man sich an die Art des Storytellings gewöhnt haben, weshalb es dann leichter fallen sollte, dort anzuknüpfen und sich voll und ganz auf die Geschichte zu konzentrieren.

Fazit:

Hat man sich erstmal an die etwas stockende Erzählweise gewöhnt, kann man durchaus Spaß an der kreativen Geschichte haben. Optisch in angenehm erdigen Tönen und stilistisch irgendwie vertraut, sind die mysteriösen Geschehnisse im aus der Zeit gefallenen Küsten-Örtchen durchaus einen Blick wert.

Der Hafen der Geheimnisse 1: Das Monster aus dem Meer

Pierre Gabus, Romuald Reutimann, Carlsen

Der Hafen der Geheimnisse 1: Das Monster aus dem Meer

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