Serie:
The Real Ghostbusters

von Marcel Scharrenbroich (04.2019) / Titelbild: © Turbine Medien

Bustin‘ makes me feel good!

Wir haben keine Angst vor Gespenstern

1984 erschienen vier Typen aus dem Nichts und sorgten aus dem Stand für DEN Kinohit des Jahres. Unter der Leitung des kanadischen Regisseurs und Produzenten Ivan Reitman traten „Saturday Night Live“-Komiker Bill Murray – der mit Reitman zuvor bereits „Babyspeck und Fleischklößchen“ und „Ich glaub’, mich knutscht ein Elch!“ gedreht hat -, „Blues Brother“ Dan Aykroyd – welcher mit seinem kongenialen Partner John Belushi auch fest zum „SNL“-Ensemble gehörte -, Harold Ramis (1944 – 2014) – der sein Leinwand-Debüt zusammen mit Murray in „Ich glaub’, mich knutscht ein Elch!“ feierte und Regie beim Kult-Klamauk „Caddyshack“ führte – und Ernie Hudson – den man zuvor bereits in TV-Serien wie „Roots: Die nächsten Generationen“, „Unsere kleine Farm“ oder „Das A-Team“ zu sehen bekam – ins Rampenlicht und hinterließen einen gewaltigen Abdruck im Pop-Kultur-Zement, der auch heute noch sehr gut sichtbar ist. Nach einem Drehbuch, das Dan Aykroyd und Harold Ramis selbst verfassten, wurden die „Ghostbusters“ zu einem regelrechten Phänomen. Die US-Komödie spielte fast das zehnfache ihrer Kosten ein und zählte damit seinerzeit zu den erfolgreichsten Filmen überhaupt. Auch „Alien“-Bändigerin Sigourney Weaver konnte sich hier mal von ihrer komödiantischen Seite zeigen und diente im Film sowohl als Love-Interest von Dr. Peter Venkman (Bill Murray) als auch des leicht zerstreuten Steuerberaters Louis Tully (Rick Moranis: bekannt aus „Straßen in Flammen“, „Spaceballs“ und „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“).

Weavers Charakter Dana Barrett bewohnt – ebenso wie ihr Nachbar Louis – ein Hochhaus, das von einem irren Architekten erbaut wurde, der die alte Gottheit Gozer verehrte und so freundlich war, dieser ein Portal in Form eines Wohnkomplexes zu spendieren. Nachdem sich in New York die Geistererscheinungen häufen, werden Dana und Louis von höheren Mächten besessen, die sie zu „Torwächter“ und „Schlüsselmeister“ werden lassen, um Gozers Ankunft zu ermöglichen. Da haben allerdings die „Ghostbusters“ noch ein Wörtchen mitzureden, deren neu gegründetes Unternehmen dank des geisterhaften Treibens in der Stadt extrem floriert. So sehr, dass die Wissenschaftler Peter Venkman, Raymond Stantz und Egon Spengler sich mit Winston Zeddemore und Sekretärin Janine Melnitz (Annie Potts) noch Verstärkung ins Boot holen. Der olle Gozer macht nämlich tatsächlich ernst und bald ist es Rays lebhafter Fantasie zu verdanken, dass ein knapp 35 Meter hoher Marshmallow-Mann quer durch New York latscht. Um es mit Venkmans Worten zu sagen: „Oh Mama, da brennt die Mu***i!“

Die EINZIG wahren „Geisterjäger“!

Nach dem Erfolg des Kino-Blockbusters verlangten die Fans nach mehr, doch bis zur großen Leinwand-Fortsetzung „Ghostbusters II“ sollte es noch bis 1989 dauern. Hier sind die einst gefeierten Geisterjäger zunächst out-of-business, da sie für das entstandene Chaos, dass sie vor fünf Jahren verursacht haben, verklagt wurden. Dass man die ganze Stadt – und womöglich die ganze Welt – vor einer Geister-Invasion (und somit dem sicheren Untergang) bewahrt hat, scheint nichts mehr zu bedeuten… Als sich die paranormalen Aktivitäten jedoch wieder häufen, ein gigantischer Strom aus glibberigem Schleim, der sich quer unter New Yorks Straßen seine Weg bahnt, entdeckt wird und der alte Karpaten-Fürst Vigo sich vorgenommen hat aus seinem Gemälde zu entsteigen, um mit Hilfe von Dana Barretts kleinem Sohn wiedergeboren zu werden und über unsere Welt zu herrschen, werden die „Ghostbusters“ reaktiviert.

Der komplette Cast des erfolgreichen Erstlings ist auch in der Fortsetzung wieder an Bord und konnte mit dem immer gern gesehenen Peter MacNicol („Der Drachentöter“, „Ally McBeal“) sogar noch erweitert werden. Als Fürst Vigo ist hier übrigens der deutsche Schauspieler Norbert Grupe (1940 – 2004) zu sehen, den man sowohl in Filmen wie „Die Herren mit der weißen Weste“, „Stirb langsam“ und John Carpenters „Mächte des Wahnsinns“ beäugen, aber auch als Profi-Boxer „Prinz Wilhelm von Homburg“ kennen konnte. Als legendär gilt das Live-Interview aus dem „Aktuellen Sportstudio“ aus dem Jahr 1969, in dem er den Moderator mit Nichtbeachtung strafte und dessen Fragen einfach nicht beantwortete. Um nochmals Venkman zu zitieren: „"Viggi, Viggi, Viggi… also sind wir ein böser Affe gewesen!?"

Zwischen den beiden Kinofilmen erblickte die langlebige Zeichentrick-Serie das Licht der Welt. 1986 fiel der Startschuss im amerikanischen TV. Deutsche Fernsehzuschauer mussten sich noch bis 1989 gedulden, bis die Serie auf dem Privatsender SAT 1 ausgestrahlt wurde. Zuvor erschienen insgesamt 21 Folgen - zwischen 1988 und 1989 - auf mehreren VHS-Kassetten (die Älteren werden sich erinnern: nicht zurückgespult = 1 DM Strafe… den vernichtenden Blick der Videotheksfachangestellten gab es allerdings gratis), die allesamt Episoden aus den ersten beiden Staffeln beinhalteten und über eine andere Synchronisation verfügten. Für die TV-Ausstrahlung wurden diese Folgen in Berlin neu vertont, da man für die komplette Reihe das Synchron-Studio wechselte. Hier konnte man auf prominente Sprecher zurückgreifen, die den Charakteren professionell Leben einhauchen und diese unverkennbar machen. Stefan Krause, der Peter Venkman seine Stimme leiht, kennen Kinobesucher beispielsweise als „deutschen“ Paul Giamatti, Pauly Shore oder Billy Boyd. Benjamin Völz (Egon Spengler) kennt man als Stimme von Keanu Reeves und David Duchovny aus „Akte X“. Auch den großartigen Oliver Rohrbeck (Ray Stantz) sollte JEDER schon mal gehört haben… egal, ob als Justus Jonas in „Die drei ???“, Stamm-Sprecher von Ben Stiller oder Gru aus „Ich – Einfach unverbesserlich“.

Den Zusatz „THE REAL“ bekam die Zeichentrick-„Ghostbusters“ übrigens durch die Namensgleichheit mit der Trick-Serie aus der Filmations-Schmiede, die auch für die animierten Abenteuer von „He-Man and the Masters of the Universe“ und „She-Ra: Princess of Power“ verantwortlich war. „Filmation’s Ghostbusters“ setzte nach Ivan Reitmans Kino-Erfolg eine 15-teilige Real-Serie aus den Siebzigern fort, die den Titel „The Ghost Busters“ trug. Columbia Pictures sicherte sich für die Produktion ihres Kinofilms die Namensrechte und als Filmations 70er-Zeichentrick-Fortsetzung mit der Ausstrahlung der vom Kinofilm inspirierten Serie kollidierte, ergänzte man den Titel in „The Real Ghostbusters“, um Verwechslungen zu vermeiden. Die Filmation-Variante lief bei uns seinerzeit auf TELE 5 und wurde sogar in Comic-Form veröffentlicht… konnte aber natürlich nur im Fahrwasser von Peter, Ray, Egon, Winston und Slimer dümpeln.

Apropos Slimer… Der verfressene grüne Geist, der in den Kinofilmen nur eine untergeordnete Rolle spielt, nimmt in „The Real Ghostbusters“ einen deutlich größeren Part ein. Im Film von 1984 wurde er intern noch als „Onion Head“ bezeichnet, während Ray ihn als „… hässliche Kartoffel“ betitelte. Der Name „Slimer“ entstand erst für die Zeichentrick-Serie. Um mehr jüngeres Publikum für die Serie zu begeistern, wurde mit Beginn der vierten Staffel sogar eine Namensänderung durchgesetzt. Seit diesem Zeitpunkt hieß es „Slimer! And The Real Ghostbusters“ und der kleine Kerl, der sich nun auch artikulieren konnte, bekam sogar ein kurzlebiges Spin-off spendiert. „Slimer!“ brachte es 1988 aber nur auf 13 Episoden, die mehrere kleine Abenteuer pro Folge beinhalteten.

Who you gonna call?

Der Ohrwurm von Ray Parker Jr., der auch heute noch zum Mitgrölen auf Partys animiert, darf natürlich auch nicht im animierten Pendant fehlen und leitet stimmungsvoll jede der insgesamt 134 Episoden ein. Obwohl auf viele Zweideutigkeiten der Kinofilme verzichtet wurde, ist „The Real Ghostbusters“ kein reines Kinderprogramm. Der Humor steht zwar deutlich im Vordergrund, jedoch wird es auch hier und da mal ziemlich düster. Beispielsweise, wenn das Necronomicon ins Spiel kommt und H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos zitiert wird. Neben Geistern, Dämonen und Kreaturen aus dem Jenseits werden auch Werwölfe und Vampire zum Thema. Ebenfalls werden unerklärliche Phänomene wie das Bermuda-Dreieck einbezogen und an anderer Stelle darf sogar Sekretärin Janine selbst zum Protonen-Pack greifen, um die Jungs aus misslicher Lage zu befreien. Schwer unterhaltsam wird es, wenn die „Ghostbusters“ nach Hollywood reisen, wo ihr Leben verfilmt werden soll und sie erfahren, wer sie spielen wird… Murray, Aykroyd und Ramis. Brüller!!!

Qualitativ schwanken die Episoden zwischen „naja“ und „huiiiii“… wobei „huiiiii“ erfreulicherweise überwiegt. Die Emmy-nominierte Serie ist eine Gemeinschaftsproduktion von Columbia Pictures Television, DiC Entertainment und Coca-Cola Telecommunications und entstand zwischen 1986 und 1991. Animiert wurde in diversen japanischen Studios, nachdem Storyboards, Hintergründe und Character-Designs in den USA erstellt wurden, was auch die darstellerischen Schwankungen erklärt. Je nach Studio, wirken manche Staffeln hochwertiger, während andere dagegen deutlich abfallen und kostengünstiger produziert scheinen. Gemessen an der Entstehungszeit, kann man im Großen und Ganzen aber mit dem Resultat zufrieden sein. Da gibt es deutlich schlechtere Beispiele, die die guten alten 80er-Jahre hervorgebracht haben.

2,5 Tage wach

Nachdem das Münsteraner Label TURBINE „The Real Ghostbusters“ bereits in zwei dicken DVD-Boxen auf den Markt gebracht hat, die es zudem auch zusammen in einem Schuber zu erwerben gab, ist die komplette Serie nun im platzsparenden Mediabook erhältlich. Dank der hohen Speicherkapazität der Blu-ray passen nun alle 134 Episoden auf drei blaue Datenträger… und es ist sogar genügend Platz, das komplette „Slimer!“-Spin-off noch mit auf die Discs zu pressen. Die Qualität hat sich gegenüber der DVD-Veröffentlichung nicht geändert, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut, da die Serie eh nicht auf ein HD-Release ausgelegt ist. Das ständige Disc-wechseln entfällt dank des SD-on-Blu-ray-Formats ebenfalls und reduziert sich auf ein Minimum. Am Stück wird man „The Real Ghostbusters“ und „Slimer!“ eh nicht genießen können, da sich die Gesamtlaufzeit auf knapp 57(!) Stunden beläuft.

Der Buchteil des Mediabooks liefert noch interessante Fakten zur Serie und verfügt zudem über einen Episodenguide zu allen Folgen, samt kurzer Inhaltsangaben. Für die bereits angesprochenen Folgen, die vor der TV-Ausstrahlung auf VHS veröffentlich wurden, findet sich noch eine alternative Tonspur mit der alten Synchronisation der „Studio Hamburg Synchron GmbH“.

Fazit:

Paul Feigs Damen-Riege hat sich nach nur einem erfolglosen Einsatz schon wieder in den Ruhestand verabschiedet, was nicht unbedingt auf viel Bedauern gestoßen ist. Umso überraschender war die Ankündigung, dass an einem neuen „Ghostbusters“-Film gearbeitet wird, der zur Abwechslung mal KEIN Reboot werden soll, sondern an den zweiten Film von 1989 anknüpfen wird! Inwieweit welche Darsteller des Originals wieder mit von der Partie sein werden, kann man nur mutmaßen… jedoch wird kein geringerer als Ivan Reitman, der Regisseur der beiden 80er-Klassiker, den neuen Ableger produzieren, während sein Sohn Jason Reitman, welcher in „Ghostbusters II“ als Kind auf einer Geburtstagsparty zu sehen war, den Grusel-Spaß inszeniert. Einen ersten kleinen Teaser, der so Einiges erhoffen lässt, gibt es bereits… Man munkelt, dass „ES“- und „Stranger Things“-Darsteller Finn Wolfhard involviert sein soll und dass ein junger Cast im Vordergrund steht, was eine Staffelstabübergabe der „alten“ Crew an eine „neue“ Generation nahelegt.

Wer die quälende Wartezeit überbrücken möchte, ist mit der animierten Ur-Besetzung der „Ghostbusters“ jedenfalls bestens bedient und kann sich auf spannende, spaßige, gruselige und VOR ALLEM nostalgische Stunden, Tage und Wochen freuen. Betankt den ECTO-1, schultert die Protonen-Packs und ladet Euch Zuul zum launigen Film-Abend ein… aber nicht vergessen, NIEMALS die Ströme kreuzen!

Wertung: 8  (Film: 8  |  Blu-ray: 8)


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Bilder & Cover: © Turbine Medien

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