Venom 3: Der Kult des Killers

Venom 3: Der Kult des Killers
Venom 3: Der Kult des Killers
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonDez 2019

Story

Vier Storys, die gelungen an vorherige Ereignisse anknüpfen und Donny Cates‘ „Venom“-Run weiterspinnen. Die vorherigen Bände sollten dringlichst vorher gelesen werden und auch sonst schadet es nicht, Vorkenntnisse zu besitzen.

Zeichnung

Keine Spitzenklasse, aber durchaus ansehnlich. Viele Splash-Pages, denen es zwar hier und da an Übersichtlichkeit mangelt, die aber durchaus wuchtig daherkommen. An Action, Gore und „saftigen“ Einlagen wurde jedenfalls nicht gespart.

GOTT KOMMT!

Vorspiel

1966, zur Zeit des Vietnam-Krieges, untersuchten Nick Fury und sein Einsatzteam von Shield seismische Eruptionen im eisigen Skandinavien. Es lag zwar nahe, dass die gegnerische Fraktion von Hydra hinter den Aktivitäten steckte, doch der Fund entpuppte sich als ungeahnte Überraschung. Im tiefen Eis fanden Fury und sein Team einen gigantischen Drachen. Tiefgefroren in einem riesigen Block. Jener Symbionten-Drache, der vom Klyntar-Gott Knull (Ja, ich finde den Namen genauso dämlich wie ihr) schon zu Zeiten Beowulfs auf die Erde geschickt wurde und erst kürzlich versuchte – telepathisch mit seinem Meister verbunden – New York dem Erdboden gleichzumachen, woran Venom ihn hindern konnte. Die entnommenen Proben des tiefgekühlten Drachen wurden Testobjekten injiziert. Zunächst tierischen, dann menschlichen Probanden. Die Ergebnisse waren verblüffend. Der Organismus verband sich mit seinem Wirt und verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Genau das richtige für ein von Shield unterstütztes Supersoldaten-Programm, mit dem man die Erfolge am Probanden Steve Rogers fortsetzten wollte und sich einen gewaltigen Vorteil im laufenden Krieg erhoffte. Unter der Führung von Rex Strickland wurde ein Trupp der Sym-Soldaten nach Süd-Vietnam geschickt… jedoch geriet der Auftrag außer Kontrolle. Besser gesagt… die Sym-Soldaten gerieten außer Kontrolle. Fury nahm die Sache persönlich in die Hand. Allerdings nicht, ohne einen erfahrenen Spürhund an seiner Seite, der neben dem Lesen von Spuren auch im Kampf äußerst erprobt war. Sein Name? Logan.

Die zweite Geschichte spielt im Hier und Jetzt und handelt vom zweifelhaften Werdegang von Cletus Kasady. Vorgetragen wird dessen Lebensgeschichte von einer Anhängerin eines dunklen Kultes, der dem schwarzen Gott, Knull, huldigt und dessen Rückkehr zwecks Vereinigung herbeisehnt. Dabei profitiert die Sekte vom Wissen des Maker (einem Abbild von Reed Richards von Erde-1610), den wir schon aus dem letzten Band kennen. Dieser erklärte uns nämlich, dass die Symbionten ihre Wirte mit einem sogenannten Kodex versehen, der mit deren DNS dauerhaft verknüpft ist und somit auch Informationen an den Symbionten-Schwarm übermittelt. Nach den Ereignissen des Events „VENOMVERSE“ trieb Kasady ohne den Symbionten durchs All, was die Menschheit zumindest für einige Zeit vor seinem Wahnsinn schützte. Da bei MARVEL aber niemand lange verschollen bleibt, ist es nicht verwunderlich, dass nun ein Weg gefunden wurde, Cletus Kasady in die Hände des Kultes zu spielen. Dieser beginnt mit der Erweckung… und das Gemetzel (engl. = Carnage) kann beginnen…

Dass der dritte „Venom“-Band gänzlich ungeeignet für Neu- und Gelegenheitsleser ist, zeigt sich auch in der dritten und vor allem der vierten Story. Zwar fasst Christian Endres wie gewohnt zu Beginn das Nötigste zusammen, es kann jedoch nicht schaden, wenn man in der MARVEL-Historie einigermaßen (bis exzellent) bewandert ist. In „Venom – Entfesselt“, der dritten Geschichte, sehen wir erstmals (wenn auch nur kurz) Eddie Brock, dessen Symbiont nach den vorherigen Geschehnissen immer noch verstummt und nun mit seinem Hund verschmolzen ist. Dem Symbionten-Kläffer folgen wir dann auch in den Untergrund, wo er auf Digger-Kampfroboter trifft. Fragt nicht… an dieser Stelle war ich auch raus, da mir das Vorwissen fehlte. Eine nette Ergänzung, jedenfalls musste man der wortkargen Story ebenso die Würmer aus der Nase ziehen, wie (wortwörtlich) den Führern der Digger-Roboter. Jedenfalls liefert der treue Vierbeiner genügend Beweise, um Eddie auf die baldige Ankunft eines alten Bekannten vorzubereiten.

Die letzte Story verweist auf den Band „CARNAGE, U.S.A.“, wo der Symbiont eine Kleinstadt namens Doverton heimsuchte. John Jameson (alias Man-Wolf und Sohn des ausgewiesenen Arachnophobikers J. Jonah Jameson) wurde einst auf die Jagd geschickt und galt seitdem als verschwunden. Seine Kollegin Misty Knight hat sich nun an seine Fersen geheftet und reist ebenfalls nach Doverton, welches sie völlig verwüstet und scheinbar menschenleer vorfindet. Nicht ganz… denn schon bald findet sie ihren vermissten Kollegen. Nackt und verwirrt. Nur langsam kehren seine Erinnerungen zurück. Gemeinsam suchen sie in der Kleinstadt nach Hinweisen und werden auch bald fündig. Offene Gräber… und Leichen mit herausgerissenen Wirbelsäulen. Eine Gemeinsamkeit aller geschundenen Leichen ist, dass alle während des damaligen Zwischenfalls vom Symbionten infiziert wurden. Also scheinen die Toten nicht wahllos zerrupft worden zu sein. Was die Einwohner von Doverton wohl dazu sagen würden? Fragt sie doch, denn sie befinden sich alle in der Kirche der Stadt. Doch über der Pforte prangt ein Symbol, das nichts Gutes verheißen mag…

Der Gott des Gemetzels

Aufgewachsen in einem Waisenhaus, nachdem er seine Omi abmurkste und sein Dad seine Mutter killte, brauchte es keinen Psychologen, um festzustellen, dass bei dem Burschen gehörig was nicht stimmte. Und auch die Super-Granny… ähm, -Nanny wäre grell-kreischend durch die geschlossene Tür gerannt. Cletus Kasady verfeinerte seine psychopathischen Züge und ging als Serienkiller auf Tour (ohne Vorband), bevor er im Knast auf Eddie Brock traf. Als der schwarze Klyntar-Symbiont sich erneut mit Cletus‘ Zellengenosse Brock verband, spaltete sich ein Fragment der außerirdischen Masse ab und drang durch eine Wunde in Kasadys Blutkreislauf. Die Geburtsstunde von Carnage, einem der blutrünstigsten Killer im MARVEL-Universum und zudem einer der gefährlichsten Gegner von Spider-Man… und dem ganzen Rest. Kasady gab sein Debüt in „The Amazing Spider-Man“ #344, welches im Februar 1991 erschien. Im Folgejahr trat er in „The Amazing Spider-Man“ #361 zum ersten Mal im blutroten Symbionten-Gewand unter dem Namen Carnage in Aktion.

Tief im Inneren graut es mir schon vor der kommenden „Venom“-Kino-Fortsetzung. Gut, schon den ersten Leinwand-Auftritt des ansonsten sehr geschätzten Tom Hardy empfand ich als extrem missglückt, da ich mich mit Eddie Brock als Anti-Held zwar anfreunden konnte, jedoch nicht mit der massentauglichen Blockbuster-Machart des Films. Das war zu sehr Hollywood und viel zu wenig Comic. Sei’s drum, Geschmäcker sind ja verschieden. Da am Ende jedoch schon Carnage für die Fortsetzung angeteast wurde (von einem ziemlich irre dreinblickenden Woody Harrelson, was dem Wahnsinn von Cletus Kasady schon sehr nahekam, von der Pumuckl-Perücke aber direkt wieder zunichte gemacht wurde) und bereits bekannt ist, dass die Macher weiterhin an einem PG-13-Rating festhalten wollen (was bei uns mit großer Wahrscheinlichkeit wieder auf eine FSK 12 hinauslaufen wird), sollte man mit den Luftsprüngen noch warten. Wer Carnage aus seinen zahlreichen Comic-Auftritten kennt, weiß, dass er ein komplett durchgeknallter Psychopath ist, der seine zahlreichen Opfer deftig über die Klinge springen lässt. Biss Venom seinen Kontrahenten noch Off-Screen die Rüben vom Hals, was aufgrund des Anti-Helden-Status und des Sympathiefaktors dessen Wirts noch vertretbar war, ist es nur schwer vorstellbar, wie ein psychopathischer Vogel wie Carnage seine Gegner familienfreundlich filetiert. Immerhin bekommen die, die sich ihm in den Weg stellen, im vorliegenden Comic schon fachmännisch die Wirbelsäule aus dem Rumpf gerupft. Aber so lange den Studiobossen das Einspielergebnis an den Kassen wichtiger ist als die adäquate Umsetzung einer Vorlage, wird man entweder mit dem Ergebnis leben, oder auf den Kinobesuch verzichten müssen. Das ist nicht neu, auf deprimierende Art sogar verständlich und wird sich wohl auch nicht ändern. Sellerie… öh, c’est la vie.

One-Shot-Potpourri

Der dritte Sammelband der aktuellen „Venom“-Reihe umfasst die vier US-One-Shots, die das große Crossover-Event vorbereiten, auf das wir uns schon mächtig freuen dürfen: „ABSOLUTE CARNAGE“. Bestehend aus „Web of Venom: Ve’Nam“, „Web of Venom: Carnage Born“, „Web of Venom: Venom Unleashed“ und „Web of Venom: Cult of Carnage“, laufen hier alle zuvor gesponnenen Fäden zusammen. War der vorherige Band „Der Abgrund“ noch eine durchgängige Story, die unfassbar dicht und herausragend inszeniert war, greift der vorliegende Band kleine Einzelteile wieder auf und lenkt sie in eine direkte Richtung. Das im Vorgänger angekündigte Wiedersehen mit Carnage rückt nicht nur näher, sondern steht unmittelbar bevor. Cletus Kasady ist (wieder mal) auferstanden und „more badass“ denn je. Um zu gottgleicher Macht zu gelangen, hat er sich nicht nur ein Ziel ausgeguckt und verzehrt seine Opfer auch nicht wahllos. Nein, hinter seinem Wahnsinn steckt Methode und das MARVEL-Universum sollte sich schon mal warm anziehen, denn… nicht nur einer der bekannten Superhelden steht auf seiner persönlichen Abschussliste.

MARVELs aktuelle Allzweckwaffe Donny Cates hat sich mit den Autoren-Kollegen Ryan Stegman und Frank Tieri tatkräftige Unterstützung an die Seite geholt. Gemeinsam wuppen sie das Ding und holen weit aus, um das langerwartete Crossover-Event auf den Weg zu bringen. Die erzählerische Klasse des letzten Bandes kann zwar nicht gehalten werden, dafür wird auch keine durchgängige Story erzählt, sondern es werden vier Einzelausgaben zusammengepackt, die lückenlos den Weg weisen.

Zeichnerisch bewegen wir uns auf sehr solidem Level. Lediglich in „Venom – Entfesselt“ meinen es Juan Gedeon und Kyle Hotz ein wenig zu gut und das Treiben des Symbionten-Vierbeiners unter Tage gerät ein wenig unübersichtlich. Juanan Ramírez hat mit seiner „Ve’Nam“-Story die Nase vorn und liefert mit „dreckigen“ Strichen ordentlich ab. Danilo S. Beyruths „Carnage Born“ kann hingegen mit den kräftigsten Farben aufwarten, die vom Koloristen Cris Peter leuchtend aufgetragen wurden. Die abschließende Story „Der Carnage-Kult“ stammt ebenfalls vom Zeichner Beyruth, bewegt sich aber wie „Carnage Born“ auf zufriedenstellendem Standard-Niveau.

Fazit:

Die „Venom“-Reihe unter Autor Donny Cates mag vielleicht die Gemüter spalten, da man sich hier auf viele Neuerungen einstellen muss. Wer aber offen dafür ist, wird mit einer der besten momentan laufenden Serien im MARVEL-Kosmos belohnt. Zartbesaitete Gemüter dürften zwar etwas blass aus der Wäsche gucken, was aber bei Charakteren wie Venom und Carnage (zumindest in Comic-Form) zum guten Ton gehört.

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