Text:   Zeichner: Ryan Stegman

Venom 1: Symbiose des Bösen

Venom 1: Symbiose des Bösen
Venom 1: Symbiose des Bösen
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonMai 2019

Story

Vergesst den vorherigen Run von Mike Costa… und am besten auch den „Venom“-Film. Donny Cates haucht der Figur neues und düsteres Leben ein.

Zeichnung

Düster, roh, blutig und imposant. Ryan Stegman legt die Messlatte hoch und hebt sich optisch von der Masse ab. Die hohe Dynamik in actionlastigen Sequenzen weiß ebenfalls zu überzeugen.

Ähm, sie haben da einen… Symbionten.

MARVELs neues Wunderkind

Nachdem der Star-Autor und mehrfache „Eisner Award“-Preisträger Brian Michael Bendis für Image Comics die „Spawn“-Ableger „Sam and Twitch“ - zwei Detectives, die als Nebencharaktere eingeführt wurden, sich aber so großer Beliebtheit erfreuten, dass sie ihre eigene Mini-Serie bekamen und ebenfalls Hauptfiguren des kommenden „Spawn“-Films von Todd McFarlane und Blumhouse Pictures werden sollen – und „Hellspawn“ zu Papier brachte und mit der Superhelden-/Crime-Story „Powers“ seine eigene Serie schuf, angelte sich MARVEL den begnadeten Schreiber und der Erfolg nahm weiter an Fahrt auf. Im Jahr 2000 definierte er das Aushängeschild des Verlages neu und sorgte mit seinem „Ultimate Spider-Man“ für mehr als beachtliche Verkaufszahlen. Kein Wunder also, dass Bendis weitere Titel mit dem Zusatz „Ultimate“ veredeln sollte. Sein „Daredevil“-Run, welcher 2001 begann, wurde extrem positiv aufgenommen und im Folgejahr schrieb er für das MARVEL-Imprint „MAX“, welches sich durch seine härtere Gangart und graphische Gewaltdarstellung vom restlichen Programm abhob, die Reihe „Alias“, rund um die Privatdetektivin und Ex-Superheldin „Jessica Jones“, die sich seit ihrer eigenen TV-Serie (angesiedelt im MARVEL-Netflix-Universum, welches jüngst komplett eingestampft wurde, um es vermutlich im hauseigenen Streaming-Dienst Disney+ neu aufleben zu lassen) noch größerer Beliebtheit erfreut und auch einem breiteren Publikum bekannt ist. Und natürlich geht auch „Miles Morales“ auf das Konto von Bendis, den er 2011 mit der Zeichnerin Sara Pichelli kreierte und der Star des Oscar-gekrönten „Spider-Man: A New Universe“ ist. Ende 2017 kam dann der Paukenschlag, als bekannt wurde, dass MARVELS kreativster Schreiber die Lager wechselt… Brian Michael Bendis wechselte zum Konkurrenz-Verlag DC Comics und übernahm dort direkt deren Vorzeige-Held: „Superman“.

MARVEL hat zwar auch viele andere talentierte Autoren an Bord, doch jemand wie Bendis hinterlässt schon eine große Lücke, die erstmal gefüllt werden will. Einen passenden Anwärter, der in dessen Fußstapfen treten soll, scheint man im New Yorker Comic-Hauptquartier schon gefunden zu haben: den 1984 geborenen Shooting-Star Donny Cates.

Der Texaner Cates stieg mit dem siebten deutschen Sammelband „Duell der Meisterzauberer“ in die „Doctor Strange“-Reihe ein und startete mit der US-Ausgabe #381 seinen „Loki: Sorcerer Supreme“-Run. Ab #386 drehte sich dann alles um Donny Cates‘ vierteilige Mini-Serie „Damnation“, die Panini komplett im Band „Verdammnis“ abdruckte, inklusive des Tie-Ins „Damnation: Johnny Blaze – Ghost Rider #1“. Die US-Hefte #386 – 390, die auch gleichzeitig das Ende der gesamten Reihe darstellen und sich dem Thema „Verdammnis“ widmen, wurden im achten Paperback untergebracht.

In „Thanos“ #13 - 18 erzählt Cates mit „Thanos Wins“ was passieren würde, wenn dieser als Sieger vom Platz gehen würde und alle Helden besiegt hätte. Die Geschichte schlug bei den Fans ordentlich ein und ließ Thanos auf den „Cosmic Ghost Rider“ treffen, den Donny Cates dann mit einer eigenen fünfteiligen Mini-Serie beschenkte. Hier geht es deutlich humorvoller zu, als in der „Thanos“-Reihe und schlägt in eine ähnliche Kerbe wie „Deadpool“. Beide kompletten Stories sind im „Thanos Megaband 2: Herrscher des Universums“ nachzulesen. Der Cosmic Ghost Rider ist zudem Teil des aktuellen „Guardians of the Galaxy“-Teams, welches seit Januar 2019 monatlich in den USA mit neuen Abenteuern erscheint… ebenfalls geschrieben vom vielbeschäftigten Donny Cates.

Ende Mai 2019 werden dann die Inhumans in „Der Tod der Inhumans“ von Panini zu Grabe getragen, obwohl man eigentlich dachte, dass sie das mit der missratenen und erfreulicherweise kurzen TV-Serie bereits selber getan hätten.

Für August 2019 hat Donny Cates in den USA bereits eine neue Carnage-Reihe mit dem Titel „Absolute Carnage“ angekündigt. Der gesamte neue „Venom“-Run steuert auf dieses Event zu, in dem der wahnsinnige Killer Cletus Kasady jedes menschliche Wesen jagt, das einmal einen Symbionten getragen hat. Dies verspricht ein wahres Schaulaufen von MARVEL-Charakteren und wird mit Sicherheit nicht nur in den Vereinigten Staaten einschlagen wie eine Bombe. Bereits das reguläre Cover der ersten Ausgabe macht mächtig Lust auf die Serie und bei MARVEL kann man sich so gut wie sicher sein, dass auch Sammler von Variant-Covern auf ihre Kosten kommen werden.

Nun aber endlich zu „Venom 1: Symbiose des Bösen“: Hier schraubt der talentierte Autor gewaltig an den Ursprüngen und stellt Venoms Mythologie gehörig auf den Kopf. Ähnliches gab es bereits häufiger. Zuletzt wurde erst Carol Danvers‘ Herkunftsgeschichte in „Captain Marvel: Die ganze Geschichte“ auf Links gedreht, was hervorragend funktionierte! Solche Änderungen werden von vielen Fans gelobt, aber von manchen Fans auch verteufelt… wobei man im Fall vom aktuellen Venom die Anführungszeichen gar nicht fett genug drucken kann, denn DAS was Donny Cates sich für seine Symbionten-Vision anhören durfte, geht weit über Fan-Liebe hinaus. Dafür, dass er in der US-Ausgabe #11, die uns im zweiten Sammelband im August 2019 erwarten dürfte, massive Änderungen am Status Quo vornahm, erhielt er Morddrohungen und weitere Anfeindungen! Auch „Heroes in Crisis“-Autor Tom King durfte sich für seine Event-Serie im DC-Universum, welche auf dem deutschen Markt ab Juni als fünfteilige Heft-Serie startet, mit ähnlichen Drohungen auseinandersetzen. Cates ließ bereits auf Twitter verlauten, dass er sich dennoch nicht vom Plan, den er mit den Charakteren habe, abbringen lasse. Richtig so… solchen Spinnern sollte keinerlei Plattform geboten werden, denn – bei aller Liebe – wir reden immer noch über COMICS!

Neuer Wein in alten Schläuchen

Obwohl Eddie Brock und seinen Symbionten bereits eine lange Vorgeschichte aneinander bindet, kann der „Schatten“ seinen Wirt noch immer überraschen. Mehr noch, er kann ihn immer noch ÄNGSTIGEN… Wiederkehrende Albträume beunruhigen Eddie. Träume aus einer längst vergangenen Zeit. Nordische Krieger stellen sich einem gigantischen Monster entgegen. Eine Sprache, die in seinen Ohren keinen Sinn ergibt… ewig vergessen. Blitze, Chaos, Tod… dann das erlösende Erwachen. Doch es ist nicht Eddies Albtraum. Es ist der Schatten, der träumt. Wirr, planlos, unberechenbar. Nur Eddies Antipsychotika gönnen ihm eine Auszeit. Lassen die dominierende Stimme in seinem Kopf für kurze Zeit verstummen.

Brock ist trotz des launenhaften Symbionten unterwegs, um Gutes zu tun. Doch der labile Schatten zerrt an ihm. Bereits seit längerer Zeit observiert er Jack O’Lantern… oder den, der momentan unter dem flammenden Kürbiskopf steckt. So auch in dieser Nacht. Nur als stiller Beobachter aus der Ferne. Zu unsicher ist es, den Symbionten ins Geschehen zu werfen. Seine momentane Verfassung könnte die Nacht in einem Blutbad enden lassen. Doch… der „Andere“, wie Eddie ihn auch nennt, hält sich nicht an Regeln, hat seinen eigenen Kopf. Sein Schatten übernimmt die Kontrolle und Venom stürmt das Lagerhaus. Etwas Wildes, Gewaltiges bricht aus ihm heraus. Eine ganz neue, bestialische Seite. Dann fällt ein Schuss. Ein Projektil steckt im Schädel des völlig veränderten Venom… die darauffolgende, riesige Explosion beendet seine unbändige Rage. Finsternis.

Eddie Brock erwacht in einem dunklen Raum, angekettet vor einem heißen Ofen. Der Mann, der ihm gegenübersitzt, scheint zu wissen, wen er da vor sich hat. Immerhin weiß er über die Abneigung des Symbionten gegen extreme Hitze Bescheid. Er stellt sich als Rex Strickland vor und war in der Annahme, dass er Flash Thompson vor sich hätte… den vorherigen Wirt des Symbionten (siehe nächsten Absatz „Wirt-Wirrwarr“). Strickland erzählt Brock vom „Projekt Wiedergeburt 2.0“, dem Nachfolge-Projekt, welches einst Captain America zum Supersoldaten machte. In der 2.0-Version experimentierte die Regierung mit dem Alien-Organismus und verschmolz Soldaten mit dem Symbionten, um unschlagbare Kämpfer zu schaffen. Thompson war nicht der erste von ihnen… und auch nicht der letzte. Strickland gehörte auch zu diesen Soldaten und wurde mit seinen Leuten um die Welt geschickt, damit sie die Drecksarbeit erledigten. Doch er stieg aus. Gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellen sollte. Die Verbindung seiner Kameraden dauerte zu lange und sie verloren den Verstand. Unbrauchbar für die Regierung. Gefährlicher Ballast, der weggesperrt wurde. Rex bittet Eddie, diese Männer zu befreien. Brock… Venom willigt ein.

Er erhält die unterirdischen Koordinaten, die die Transportgespanne nutzen und fängt den Konvoi ab. Noch bevor Venom die Tür des Transporters öffnen kann, wird diese von innen herausgesprengt und anstelle der vermissten Männer steigen Kreaturen heraus, die an Venoms Mutation erinnern, bevor Strickland ihn stoppen konnte. Sie sprechen mit fremden Stimmen, während Eddies Schatten das Weite sucht. Völlig wehrlos sieht sich Brock den mutierten Kreaturen gegenüber. Er zieht den Kürzeren und liegt blutüberströmt auf dem Boden, während der Andere zu ihm zurückgekrochen kommt und die Kreaturen sich in den Laster zurückziehen. Doch… dort ist noch etwas anderes drin. Etwas viel, viel mächtigeres! Was ist das für eine Sprache, die Eddie hört? Was sagt sie? Der Symbiont entschlüsselt diese alte, tote Sprache. Sie sagt… „GOTT KOMMT.“ Und ja… er kommt… zumindest, wenn man in der Hölle von „Gott“ sprechen kann.

Wirt-Wirrwarr

Frei nach dem Motto „Never change a winning team“ hat Eddie Brock nun wieder den Symbionten an den Hacken kleben… und nicht nur dort. Ursprünglich brachte einst Ur-Spidey Peter Parker den Symbionten auf die Erde (nach den Ereignissen im Groß-Event “Secret Wars“)… in Form eines schicken, schwarzen Anzugs. Da die Symbionten sich aber mit ihrem Wirt vereinen und in dieser Symbiose erst ihre volle Kraft entfalten, wurde der neue Einteiler schon bald zum großen Problem für Spider-Man. Die Empfindlichkeit gegenüber Schallwellen sorgte dafür, dass Peter sich dem außerirdischen Wesen mittels Glockengeläut entledigen konnte, bevor dieses vollends die Kontrolle übernahm. Im Reporter-Konkurrenten Eddie Brock fand sich eine dankbare, neue Behausung und dank Peters DNA, die sich mit Symbionten mischte, verfügte Brock als Venom auch über dessen Fähigkeiten… inklusive des stylishen Looks im Spinnen-Design.

Nachfolger von Eddie Brock als zweiter Venom (und insgesamt vierter Wirt) wurde MacDonald "Mac" Gargan, der als Superschurke „Scorpion“ dem Wandkrabbler aus der Nachbarschaft schon mehrfach das Leben schwer machte. Gargan wurde zudem Teil von Norman Osborns „Dark Avengers“ und schlüpfte nach seiner Symbionten-Karriere wieder ins Scorpion-Kostüm. Manchen steht eben Grün besser als Schwarz… Der außerirdische Organismus gelangte derweil in die Hände der US-Regierung.

Peter Parkers alter Schulkollege Eugene „Flash“ Thompson kam mit dem Symbionten in Berührung, nachdem er während des Irak-Krieges beide Beine verlor und fortan als „Agent Venom“ für die Regierung arbeitete. Die Verbindung mit dem Außerirdischen gab ihm seine fehlenden Gliedmaßen zurück, solange er den Anzug trug. Die Tragezeit durfte allerdings 48 Stunden nicht überschreiten, da die Verbindung ansonsten dauerhaft gewesen und er mit dem Symbionten verschmolzen wäre. Wäre dies eingetreten und Corporal Thompson nicht mehr Herr seiner eigenen Sinne gewesen, hätte es nur noch eine Möglichkeit für seine Auftraggeber gegeben: den roten Knopf, der die Symbiose mit einem großen Knall dauerhaft kappt.

Rick Remenders „Projekt Wiedergeburt 2.0“-Story kam beim Publikum sehr gut an und wurde in Deutschland erstmals im März 2012 von Panini in Paperback-Form veröffentlicht. Zudem wurde Flash Thompson als neuer Wirt ein wichtiger Bestandteil des Groß-Events „Spider-Island“, ebenfalls aus der Feder von Remender („Black Science“, „Low“, „Deadly Class“). Flash, der neben dem Symbionten auch noch mit dem Geist aus der Flasche zu kämpfen hatte und seinem Vater in die Alkohol-Sucht folgte, tat sich mit dem Roten Hulk, X-23 und dem neuen Ghost Rider zusammen, um gegen die Mächte der Hölle anzutreten und stellte sich anschließend den Savage Six, um den Crime Master zu enttarnen.

Mit US-Ausgabe #26 (und dem deutschen Paperback Nr. 7) übernahm als Autor Cullen Bunn das Ruder und es startete das Event „Minimum Carnage“.

In „Guardians of the Galaxy“ war Agent Venom Teil dieser gleichnamigen illustren Truppe, zu deren neuen Abenteuern (bei uns ab Mitte 2016 erschienen) sich auch Kitty Pryde und Ben „Das Ding“ Grimm gesellten, was wiederum die Brücke zu Brian Michael Bendis schlägt, der die Geschichten als Autor geschrieben hat. Noch im selben Jahr bekam der intergalaktische Symbionten-Agent mit „Venom: Space Knight“ seine eigene Ableger-Serie, welche 13 Einzelhefte umfasste, die Panini auf zwei Paperbacks aufteilte.

Obwohl sich die generelle Anzahl der Haupt-Wirte in Grenzen hält, waren doch mehr Charaktere vom Symbionten befallen, als man glauben mag. Er steckte auch schon (nicht falsch verstehen!) als „She-Venom“ in Brocks Ex-Frau Ann Weying und der Army-Soldatin Patricia Robertson, in Harry Osborns Sohn Normie, „Captain Marvel“ Carol Danvers, Deadpool, dem Hulk, Thor, Captain America, Wolverine oder dem Punisher. Man kann also sagen, er hat sich einmal quer durchs MARVEL-Universum „gewirtet“.

Mit Lee Price, einem Army Rangers-Veteranen, fand der außerirdische Symbiont in „Venom 1: Finstere Rückkehr“ erst Anfang 2018 einen neuen Wirt. Dieser hielt es allerdings nicht lange mit seinem neuen Gefährten aus und mit der 150. US-Ausgabe (und in Deutschland im zweiten von vier Paperbacks) verschmolz der intelligente Schleimklumpen vom Planeten Klyntar wieder mit seinem alten Buddy Eddie Brock. Diese Ausgabe erschien in den Vereinigten Staaten im Mai 2017… ziemlich zeitgleich mit der Ankündigung eines großen Kino-Spektakels.

Ein venomenaler Reinfall…

… war - zumindest in meinen Augen - Venoms erster Solo-Auftritt auf der großen Leinwand. Erstmals bereits in den heillos überladenen dritten Teil von Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie gequetscht - was den Regisseur alles andere als begeisterte, die Verantwortlichen bei Sony allerdings einen feuchten Dreck interessierte - hinterließ Topher Graces Darstellung von Eddie Brock/Venom bei vielen Fans einen faden Beigeschmack. Einen so wichtigen Charakter nur am Rande zu verheizen, obwohl „Spider-Man 3“ vor Superschurken bereits aus allen Nähten platzte, erschloss sich vielen Comic-Freunden nicht und wurde zu Recht mit miesen Kritiken abgestraft. Der Einfluss des Symbionten auf Peter Parker geriet zur Lachnummer, in der ein Badass-Tobey Maguire zur überzeichneten Witzfigur mutierte und „cool“(?) durch New Yorks Straßen tänzelte, bevor Eddy Brock in den Genuss der schwarzen Pampe aus dem All kam.

„Das geht besser!“, dachte man sich bei Sony und startete einen neuen Versuch. Nachdem man Spidey an die Kollegen von Disney ausgeliehen hatte, welcher dort tatkräftig das „MCU“ (MARVEL Cinematic Universe) unterstützt, hielt man weiterhin die Rechte an den restlichen Figuren des „Spider-Man“-Kosmos… was nicht gerade wenige sind. Also wollte man an den grandiosen Erfolg der Disney-Filme, die nicht selten die Milliarden-Dollar-Grenze bei den Einspielergebnissen knacken, irgendwie anknüpfen und beschloss, ein eigenes „Cinematic Universe“ zu erschaffen. Ein „Spider-Man“-Universum OHNE „Spider-Man“.

Mit der Bekanntgabe, das Tom Hardy („The Dark Knight Rises“, „Mad Max: Fury Road“, „The Revenant“) den Anti-Helden verkörpert und man mit einem „R-Rating“ den bisher düstersten MARVEL-Charakter gebührend auf der Leinwand darstellen wolle, konnte eigentlich nicht mehr viel schiefgehen… sollte man meinen. Die Macher, die sich bei der Geschichte grob an den Story-Arcs „Tödlicher Beschützer“ und „Planet der Symbionten“ orientierten, ruderten kurz vor Kinostart zurück und dem Film wurde eine familientaugliche „PG-13“-Freigabe verpasst… was bei uns zu einer zahmen FSK 12-Freigabe führte. Dies war vielen Comic-Fans – und auch mir – ein Dorn im Auge… nicht, weil ich kategorisch davon ausgehe, dass blutige Effekte einen Film automatisch verbessern würden, sondern weil ich mir eine adäquate Verfilmung der Vorlage erhofft hatte. Denn - Anti-Held hin, Anti-Held her -, in den Comics geht der Charakter nicht gerade zimperlich vor! Jedenfalls schoben die Macher den schwarzen Peter an die Fans weiter und behaupteten, dass sie NIIIIEEEE davon gesprochen hätten, einen horror-orientierten „R-Rated“-Streifen zu produzieren… obwohl diese Aussagen überall nachzulesen waren. Eine Schuldzuweisung, die für MICH indiskutabel ist! Obwohl Filme wie „Deadpool“ und „Logan“ gezeigt haben, dass Comic-Verfilmungen der härteren (und somit der jeweiligen Vorlage gerechten) Gangart beachtliche Erfolge erzielen können und Comic-Freunde diese Umsetzungen honorieren, hat man feige den Schwanz eingezogen und gezeigt, worauf es wirklich ankommt: möglichst viel Kohle scheffeln. Dass dies das Ziel jedes Unternehmens ist, sollte wohl jedem klar sein… aber dann brauch ich auch keinen Film, der dieses Denken VOR seinen Inhalt stellt, klar ersichtlich für jeden Zuschauer. Man munkelt ja immer wieder, dass Sony eine „PG-13“-Freigabe mit dem Wunschdenken anstrebte, dass Spidey – sollten die Rechte wieder bei Sony liegen – in das eigene „Universum“ integriert werden könnte und man bis dahin mit Solo-Filmen bekannter Antagonisten (siehe den kommenden „Morbius – The Living Vampire“ mit Jared Leto und den angedachten „Kraven“-, „Black Cat“- und „Silver Sable“-Projekten) eine Basis dafür schaffen könnte… was aber angesichts der Aussagen von Disney, dass dies NICHT passieren wird, auch schon wieder für die Katz ist.

Trotz Tom Hardy, der als Eddie Brock/Venom erschreckend blass blieb, Michelle Williams und Riz Ahmed („Four Lions“, „The Reluctant Fundamentalist“, „Rogue One: A Star Wars Story“), der als Gegenspieler ebenfalls auf Sparflamme lief und deplatziert wirkte, konnte der Film mich persönlich NULL überzeugen. Logiklöcher, peinliche Dialoge und ein Endkampf, der in unübersichtlichem  CGI-Matsch unterging, machten „Venom“ in meinen Augen zu einem überflüssigen Streifen, der den Vorlagen nicht ansatzweise das Wasser reichen kann. Das Anteasern eines weiteren Bösewichts, der (inklusive der schlechtsitzendsten Perücke der Filmgeschichte) in der Fortsetzung auftreten wird, hätte man sich auch schenken können… vor allem, da bereits bestätigt wurde, dass man sich weiterhin an der niedrigen Altersfreigabe orientieren will. Und DAS bei einem Gegenspieler, der Venom bei seinem Handeln wie einen Chorknaben aussehen lässt??? Danke… ich verzichte.

Fazit:

Der gefeierte Newcomer Donny Cates macht seinem Ruf alle Ehre und ringt der Geschichte des Ur-Venom gänzlich neue Facetten ab. Er definiert den Charakter neu und lässt tief in die Psyche blicken. Die Horror-Schraube wird deutlich angezogen, was zu kaum einer Figur so gut passt, wie zu Venom. Dementsprechend düster fallen auch die bombastischen Zeichnungen von Ryan Stegman aus. Ein Auftakt, der sich gewaschen hat und gespannt den zweiten Band erwarten lässt. Der „MARVEL-Neustart“ steckt bisher voller positiver Überraschungen.

Venom 1: Symbiose des Bösen

Donny Cates, Ryan Stegman, Panini

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