Text:   Zeichner: Fabien Bedouel

Valhalla Hotel - #2: Eat the Gun

Valhalla Hotel - #2: Eat the Gun
Valhalla Hotel - #2: Eat the Gun
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Marcel Scharrenbroich
9101

Comic-Couch Rezension vonApr 2023

Story

Tarantino hätte seine helle Freude! Irrwitzig drüber, gesellschaftlich aber gar nicht mal so weit hergeholt.

Zeichnung

Die Einöde lässt den Charakteren viel Platz zum Entfalten. Das setzt den Fokus an die richtigen Stellen. Trotzdem wirken Flächen nicht leer, sondern farblich authentisch ausgefüllt.

Radikal… in alle Richtungen

Waffen, wir brauchen Waffen!

Wofür? Fragt lieber, wofür nicht! Solltet Ihr mal durch New Mexico tuckern und ein Ortsschild sehen, auf dem „Flatstone“ steht… bitte weiträumig umfahren. Dass in der kargen Wüste außer Sand im Schuh und ‘nen deftigen Sonnenbrand nix zu holen ist, stellte sich nämlich erst kürzlich als urbaner Mythos heraus. Leidtragender war vor allem Lemmy. Ein recht redefauler Bursche, der mit seinem schmantigen Coach auf dem Weg zu den olympischen Ping-Pong-Qualifikationsspielen war. Sie strandeten sie mit einem platten Wagen in der Einöde und kamen, während ihr müder Hobel in der Werkstatt auf Rettung wartete, notgedrungen in einer lauschigen Klitsche unter: dem „Valhalla Hotel“. Eigentlich ganz nett dort. Der unterbelegte Kasten ist unter deutscher Leitung, könnte allerdings ein paar Besucher mehr vertragen. Naja, in der Not frisst der… Ihr wisst schon. Das ist auch gar nicht das Problem. Problematisch ist, dass sich in dem Kaff Nazis und Rednecks abwechselnd ans Bein pissen. Und zwar so sehr, dass Flatstone schon bald aussieht wie Kabul bei Nacht. Coach Malone hat allerdings noch ganz andere Sorgen, denn plötzlich ist sein Schützling Lemmy spurlos verschwunden.

Nun ist guter Rat teuer. Im „Valhalla“ scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Davon will der Sheriff allerdings nichts wissen, hat er doch ein gutes Verhältnis zur rustikalen Hotelmanagerin Frau Winkler. Einzig Betty, die Stellvertreterin des lahmen Armes des Gesetzes, glaubt an eine Entführung des Ping-Pong-Profis. Auch wenn ihr Vorgesetzter es abstreitet, es sind bereits vor Lemmy sechzehn(!!!) junge Männer im Ort verschwunden. Außerhalb ihrer Dienstzeit hat Betty Maloney eifrig auf eigene Faust ermittelt. Nun schleicht sie nachts ins Hotel, um handfeste Beweise zu liefern. Allerdings erweist sich das nicht als beste Idee des Tages…

Zuvor erzählte Betty ihrer Roller-Derby-Teamkollegin Meli von ihrem Plan. Ein Glücksfall, denn nachdem Hilfssheriff Maloney verschwunden bleibt, nimmt ihre Freundin die Fährte auf. Dazu bindet sich die aufbrausende „Frohnatur“ unseren Coach ans Bein, denn Bettys und Lemmys Schicksal könnte unter demselben Stern stehen. Um ihrem Vorhaben noch etwas Nachdruck zu verleihen, holen sie sich mit „El Loco“ noch den örtlichen Waffennarr ins Boot. Ein ungleiches Trio, bestehend aus Nitro, Glycerin und einer Familienpackung C4. Was soll da noch schiefgehen?

Zimmer frei

Es braucht ein paar Seiten bis „Eat the Gun“, der Mittelteil der „Valhalla Hotel“-Trilogie, in Fahrt kommt. Das klassische Story-Mittelstück: bisherige Ereignisse werden nochmals aufgearbeitet und Weichen für ein großes Finale gestellt. Der erste Band endete spannend, doch so richtig schlau wird man über die Machenschaften in und unter dem Hotel noch nicht. Das steigert den Suspense-Level erheblich. Wir bekommen aber schon mal einen Vorgeschmack, dass die Nazi-Sippe im beschaulichen Flatstone in die wildesten Richtungen experimentiert. Schweine-Mutanten, übernatürliche Fähigkeiten, Wissenschaft im Größenwahn… der ganze Scheiß also. Wir können davon ausgehen, dass die Nummer im Abschlussband „Overkill“ (von SPLITTER für das Juli-Programm 2023 vorgesehen) komplett ausartet. So endet der zweite Band freilich mit einem fetten Cliffhanger. Und zwar einen, den man nicht vorhersieht!

Fabien Bedouel geht erneut konventionell zu Werke. Übersichtliche Panel-Anordnungen und ein gutes Auge für räumliche Darstellungen. Das erzeugt eine schöne Tiefe und macht es den Lesern leicht, in die hirnrissig-aberwitzige Story einzutauchen. Die Charaktere sind gelungen, Bewegungsabläufe wurden zudem schön eingefangen. Da gibt es wenig zu meckern.

Fazit:

„Valhalla Hotel“ ist Hochglanz-Trash, Exploitation und ebenso schmissig wie bissig. Homophobie, Rassismus und Sexismus legen abwechselnd Fettnäpfchen aus, in die vor allem Coach Malone zielstrebig hineinläuft. Das ist schwarzhumorig und schwer unterhaltsam… falls man von Haus aus nicht zum Lachen in den Keller geht.

Valhalla Hotel - #2: Eat the Gun

Patrice Perna, Fabien Bedouel, Splitter

Valhalla Hotel - #2: Eat the Gun

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