Text:   Zeichner: Terry Moore

Strangers in Paradise 2

Strangers in Paradise 2
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Marcel Scharrenbroich
10101

Comic-Couch Rezension vonMär 2020

Story

Grandiose Wortgefechte, tolles Timing und eine Menge Abwechslung. Terry Moore spielt nach seinen eigenen Regeln und lässt auch mal Songtexte für sich sprechen. Frisch und sehr weit entfernt von Abnutzungserscheinungen.

Zeichnung

Die Stärke liegt im Detail: Das perfekte Minenspiel lässt Terry Moore aus hunderten von Künstlern herausstechen. Wenn ein einziger Gesichtsausdruck für schallendes Gelächter sorgt, hat der Mann am Stift irgendwas richtig gemacht.

Neue und alte Fremde

JETZT NOCH MAL ZUSTEIGEN… DAS BEZIEHUNGSKARUSSELL DREHT SICH HEUTE RÜCKWÄRTS!!!

Als der Anfang der Geschichte plötzlich auf farbigen Seiten erzählt wurde und auch noch Superhelden zu sehen waren, dachte ich erst, dass ich den falschen Comic aus dem Regal gezogen hätte… aber dann kam auch schon die Entwarnung und ich war wieder in schwarz-weißen Gefilden. Das Vorangegangene entpuppte sich als lebhafter Traum unserer Francine. Puh… als dann aber die Schlafzimmertür aufging und ein kleines Mädchen Francine mit „Mami“ ansprach, musste ich doch noch mal schnell auf den Buchrücken schauen, ob sich dort wirklich eine „2“ befand… oder ich hatte einfach einen mehrjährigen Blackout, was auch so einiges erklären würde. Aber ich schweife ab… die Stimmen in meinem Kopf dienen schließlich meiner Belustigung und nicht Eurer. Jedenfalls ist Francines Tochter Ashley bereits vier Jahre alt und in einem Gespräch erfahren wir, dass die Gute bereits seit zehn Jahren verheiratet ist. Und dass sie ihre einst beste Freundin Katchoo seit der Hochzeit nicht mehr gesehen hat. Fast schon undenkbar und einem Schlag in den Magen nahekommend, wenn man zurückdenkt, wie perfekt die Chemie zwischen ihnen schien… Als Francine in einem gemütlichen Hotel-Restaurant auf ihren Göttergatten wartet (keine Angst… es ist NICHT Freddie „Pimmelkopf“ Femurs!), trifft sie ihre alte Bekannte Casey, die sie prompt auf Katchoo anspricht. Nicht von ungefähr, denn Casey erblickte die kleine Blondine mit dem großen Temperament nur wenige Minuten zuvor… in der Lobby des Hotels.

Als Francine die im Außenbereich des Hotels in einem Pavillon sitzende Katchoo heimlich beobachtet, schweifen ihr Gedanken ab. Innerlich dreht sie die Zeit zurück. Bis dahin, wo die beiden noch gemeinsam durchs Feuer gingen. Dahin, wo wir sie im ersten Band verließen: In die für lau bezogene Wohnung ihrer Bekannten Margie. Miete müssen sie schon mal nicht abtreten, aber von Luft und Liebe lebt es sich nicht gut. Und vor allem nicht lange. Also muss dringend ein Job her. Francine hat ein Vorstellungsgespräch in einer Werbeagentur ergattert. Der erhoffte Posten als Produktionsassistentin weicht jedoch schon bald einer weitaus größeren Aufgabe. Francine wird das neue Werbegesicht für eine groß angelegte Kampagne… für Kondome.

Währenddessen frönt Katchoo der Malerei. Eine noch brotlose Kunst. Das dritte Pferd im Liebesdreiecks-Stall, David, soll ihr Modell stehen. Es dauert nicht lange, bis alte Wunden aufgerissen werden und es mächtig zwischen ihnen kracht. Katchoo setzt David vor die Tür. Mittlerweile wissend, dass er der Bruder von Darcy Parker ist. Jener Kriminellen, für deren Unternehmen Katina Choovanski einst tätig war. Parker ist eine der reichsten und einflussreichsten Frauen in Amerika und ihre Parker Girls sind mit allen Wassern gewaschen. Angesetzt auf hochrangige Ziele (Männer), konnten sie bisher noch jedes nach den Wünschen der großen Chefin im Hintergrund manipulieren. Und Katina war die Beste! Da David bis über beide Ohren verschossen ist und auch Katchoo den Rauswurf schon bald bereut, sollen die Wege der beiden sich bald wieder kreuzen… allerdings hat Darcy Parker da schon ganz eigene Pläne. Pläne, die Katchoo mit einbeziehen und an machtgierigem Größenwahn grenzen.

Die BESTE Social-Dramedy-Crime-Romanze!

Gut, mir fällt jetzt auf Anhieb auch keine andere ein… aber GÄBE es eine weitere, wäre sie bestimmt nicht so gut wie „Strangers in Paradise“. Soooo. Denn genau wie im von mir frenetisch gefeierten Auftaktband, geht es in der Fortführung munter weiter. Terry Moore beweist, dass seine Geschichte durchaus das Potential hat, über längere Zeit zu unterhalten. Obwohl die Handlung in Band 1 schon mehrfach muntere Haken schlug, toppt der Texaner die wilde Fahrt auf der Gefühlsachterbahn nun noch. Indem er einen Krater von zehn Jahren in die turbulente Freundschaft von Francine und Katchoo reißt. Zehn Jahre, die Terry Moore bestimmt noch mit Leben füllen wird, doch zuerst erfahren wir, wie es zum Bruch zwischen den einst Unzertrennlichen kam.

Wer sich noch schmunzelnd an die Schultheateraufführung am Anfang des ersten Bandes erinnert, bei dem Francine ungewollt die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog, darf sich freuen. Im Story-Abstecher „High School!“ reisen wir nochmals in jene Zeit zurück und werden Zeugen des gesamten Dramas in drei Akten (US-Hefte #13-15). Zu guter Letzt erleben Francine und Katchoo dann noch einen besonders wilden Ritt, als sie in die Welt von Kriegerprinzessin „Xena“ abtauchen (US-Heft #16).

Geschüttelt und gerührt…

…bin ich. Einerseits durch die aufwühlend-charmante Story, auf der anderen Seite wegen der genialen Zeichnungen. Terry Moore erfindet das Comic-Zeichnen dabei keineswegs neu, schafft es aber, dass ich bei jedem Panel auf heißen Kohlen sitze, da seine Charaktere so nah beim Leser sind, wie man es selten sieht… oder fühlt. Manche Panels… ach was, manche SEITEN würden komplett ohne Text auskommen, da sich jede Gefühlsregung an der einzigartigen Gestik und Mimik ablesen lässt. Dabei schreckt Moore auch nicht vor brüllend komischen Slapstick-Einlagen zurück, die immer wieder die (zu größten Teilen) geerdete Handlung auflockern. Freud und Leid lagen selten näher beieinander. Das sieht selbst Comic- und Drehbuchautor, sowie Regisseur, Schauspieler und Vollblut-Nerd Kevin Smith (Showrunner der kommenden „Masters of the Universe“-NETFLIX-Serie) so, der mit einem Zitat auf der Rückseite des Bandes verewigt ist. Warum Ihr auf ihn hören solltet? Weil er „Clerks“, „Chasing Amy“, „Mallrats“ und „Dogma“ gedreht hat… und zudem der verdammte Silent Bob ist! Also für mich war das Grund genug…

Fazit:

Zwei im Sack, noch vier vor der Brust. Vier Bände bis zum großen Finale, welches in den US-Heft-Ausgaben in „Strangers in Paradise“ #90 über die Bühne ging. Noch vier umfangreiche Wälzer und schon jetzt lacht ein Auge, während aus dem Anderen salzige Wasserfälle strömen. Woran liegt’s? Durchzug? Nein… daran, dass Terry Moore die verdammt schönste Comic-Seifenoper seit es Bildergeschichten gibt erschaffen hat… BU-HU-HUUUUUUUU!!!

Strangers in Paradise 2

Terry Moore, Terry Moore, Schreiber & Leser

Strangers in Paradise 2

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