Text:   Zeichner: Rie Aruga

Perfect World 01

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Julia Beckers
8101

Comic-Couch Rezension vonApr 2019

Story

Eine besondere Liebesgeschichte, die behutsam die Annäherung zweier alter Schulkameraden erzählt, von denen einer mittlerweile im Rollstuhl sitzt.

Zeichnung

Aruga zeichnet im schlichten, reduzierten Stil. Der Manga ist äußerst textlastig, fließt aber trotzdem gut dahin.

Ein unerwartetes Wiedersehen mit Folgen

Die 26-jährige Illustratorin Tsugumi staunt nicht schlecht, als sie bei einem Geschäftsessen ihren früheren Schwarm wiedertrifft. Itsuki, Star der Basketball-AG, ging in die gleiche Stufe wie sie. Die beiden sahen sich oft in der Bibliothek, in der Tsugumi ausgeholfen hat und Itsuki Bücher über Architektur verschlang. Ihre Liebe gestand Tsugumi Itsuki nie und nach dem Abschluss verloren sie sich aus den Augen. Jetzt, 12 Jahre später, sitzen sie sich überraschend gegenüber und Tsugumi fühlt direkt wieder die Anziehung von früher. Itsuki hat seinen Traum verwirklicht und ist mittlerweile Architekt und gilt als aufstrebendes Talent seiner Firma.

Doch als Itsuki das Restaurant frühzeitig verlässt, kommt der Schock: er sitzt mittlerweile im Rollstuhl. Wie Tsugumi später von Arbeitskollegen erfährt, hatte Itsuki kurz nach dem Schulabschluss einen Unfall und ist seitdem querschnittsgelähmt.

Ein gemeinsames Projekt der zwei Firmen, in denen die beiden arbeiten, führt dazu, dass die beiden wieder in Kontakt miteinander kommen, doch bei einem späteren Umtrunk der beiden bemerkt Itsuki scheinbar nonchalant, dass er absolut kein Interesse an einer romantischen Beziehung mit Tsugumi hat.

"Für mich gibt es nur jetzt"

Itsuki lebt ein unabhängiges Leben, ist diszipliniert und ehrgeizig und Tsugumi bewundert ihn dafür, dass er trotz seines Unfalls genau da zu sein scheint, wo er immer hinwollte - Architekt in einem angesehen Unternehmen. Bald wird ihr allerdings klar, dass Itsuki dafür regelmäßig seine Gesundheit aufs Spiel setzt. Itsuki hat große Angst davor, zu versagen und treibt sich dadurch oft bis zur kompletten Erschöpfung an. Selbst als er aufgrund eines Druckgeschwürs ins Krankenhaus eingeliefert werden muss, versucht er unter hohem Fieber, weiterzuarbeiten. Itsuki möchte nicht, dass man aufgrund seiner Behinderung auf ihn Rücksicht nimmt, doch dies nimmt oft destruktive Züge an. Als Tsugumi ihm im Krankenhaus zur Seite steht und ihm hilft, seine Arbeit zu bewältigen, merkt er, dass er sich auch auf andere Menschen verlassen kann. Doch dies löst in ihm zwiespältige Gefühle aus…

"Könntest du dich in jemanden verlieben, der eine Behinderung hat?" - mit dieser Frage beginnt der Manga und die Antwort darauf lautet bereits nach wenigen Seiten ganz klar "Ja" für Tsugumi. Im weiteren Verlauf erleben wir, was es bedeuten kann, mit jemandem zusammen sein zu wollen, der eine körperliche Behinderung hat. Die Geschichte wird zunächst hauptsächlich durch die Augen von Tsugumi erlebt. Wir erforschen ihre Gefühle und Gedanken zu Itsuki und merken recht schnell, dass sie es ernst meint. Später erfahren wir auch mehr über das Innenleben Itsukis, der nach außen hin recht selbstbewusst wirkt, aber große Hemmungen hat, sich auf Leute zu verlassen und ihre Hilfe anzunehmen. Und ob Tsugumi ihm diese Angst nehmen kann, dass sie sich um ihn kümmern und ihn gleichzeitig attraktiv finden kann, ist die große Frage von "Perfect World".

"Selbst wenn die Realität jetzt anders ist als die Zukunft, die ich mir ausgemalt habe…"

Die Autorin Rie Aruga hat für die Serie viel recherchiert und bemüht sich, die Informationen zum einen organisch in den Verlauf der Geschichte einzubringen und zum anderen, den Leser nicht damit zu überladen oder runterzuziehen. So wird Itsuki zwar von Phantomschmerzen heimgesucht und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden, doch er geht auch weiterhin seiner Basketball-Leidenschaft nach und setzt sich in seinem Beruf für die barrierefreie Konstruktion von Gebäuden ein. Itsuki ist bereits nach einem Band ein recht ausgereifter, ansprechender Charakter, der weitaus mehr ist als ein Mann im Rollstuhl.

Auch wenn die Thematik körperliche Behinderung behutsam in die Geschichte eingebettet wird, darf man nicht vergessen, dass wir es hier mit einem Romance-Manga zu tun haben.  Besonders in späteren Bänden der Serie, von der bereits sechs bei Egmont erschienen sind, bekommen wir es mit einigen klassischen Seifenoper-Elementen zu tun, allen voran Missverständnissen ohne Ende.

Wer darüber hinwegsehen kann bzw. nichts dagegen hat, wenn es mal ein bisschen dramatischer wird, der sollte unbedingt mal in "Perfect World" hineinschauen. Da der erste Band eigentlich als abgeschlossene Geschichte gedacht war, dann aber aufgrund der positiven Resonanz in Japan fortgesetzt wurde, ist ein Weiterlesen der Reihe auch überhaupt kein Muss.

Der Zeichenstil ist eher schlicht gehalten und reduziert sich oft auf das Wesentliche. Er stockt nicht und lässt sich flüssig lesen, sodass die Lektüre des Mangas recht schnell vorangeht. Flashbacks in die Jugendzeit der beiden sind durch einen weicheren Strich gekennzeichnet.

Fazit:

"Perfect World" thematisiert behutsam die aufkeimende Liebe zwischen zwei alten Schulkameraden. Die körperliche Behinderung des Protagonisten wird dabei nie als billiger Plot-Point verwendet, sondern realistisch in den Handlungsstrang eingebaut.

Perfect World 01

Rie Aruga, Rie Aruga, Egmont Manga

Perfect World 01

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