Text:   Zeichner: Tony S. Daniel

Nocterra - 1. Mit Vollgas in die Dunkelheit

Nocterra - 1. Mit Vollgas in die Dunkelheit
Nocterra - 1. Mit Vollgas in die Dunkelheit
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Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonJul 2023

Story

Ein solider Start, der gut mit den Begebenheiten vertraut macht. Kein Must-Have, aber das Interesse ist geweckt.

Zeichnung

Etwas überladen und in actionreichen Passagen teilweise unübersichtlich. Das Artwork an sich und vor allem die Farben gefallen.

Licht aus, Motor an.

Zappenduster

Val war noch ein Kind, als die Welt sich schlagartig veränderte. Für immer! Innerhalb von dreiundzwanzig Minuten verdunkelte sich der Himmel vollständig. Nur wenige Jahre nachdem Val aus einer langen Dunkelheit erlöst wurde, breitete sich erneut Finsternis aus. Das in Mexiko geborene Mädchen litt an einer Linsentrübung, die erst nach ihrer Adaption von Ärzten in den Vereinigten Staaten operativ behoben werden konnte. Das war kurz vor ihrem fünften Geburtstag. Val war elf, als sie in ihrer Schulklasse saß und das Phänomen mit eigenen Augen beobachten konnte. Nicht ahnend, dass die Finsternis andauern und Schreckliches hervorbringen würde…

Mittlerweile befinden wir uns im dreizehnten Jahr der sogenannten „Langen Nacht“. Die Verdunkelung des Himmels hat nicht nur die Leben der Menschen verändert… sondern auch die Menschen selbst. Halten Personen sich zu lange im Dunkeln auf, werden sie infiziert. Zehn Minuten ohne Licht, und die Verwandlung beginnt. Früh genug erkannt, können intensive Bestrahlungen mit künstlichem Licht oder eine Blutwäsche helfen. Zu weit fortgeschritten, verwandeln sich die Infizierten in monströse „Schatten“. Flora und Fauna blieben davon nicht verschont… und im Laufe der Jahre brachte dieser Prozess die groteskesten Hybriden hervor. Gewalttätig, unberechenbar und äußerst tödlich.

Val Riggs nennt sich mittlerweile Sundog und fährt als sogenannter „Fährmann“ Routen zwischen den Außenposten… den letzten Bastionen der Menschheit. In ihrem Truck transportiert sie entweder wertvolle Güter oder Menschen. Ein gefährlicher Job, mitten auf dem Highway zur Hölle. Als ein alter Mann mit seiner Enkelin Val anheuert, sie zu einem vermeintlich sicheren Ort zu transportieren, willigt sie nach kurzem Zögern ein… hauptsächlich wegen der üppigen Bezahlung, denn Val kümmert sich seit dem Schatten-Tod der Eltern um ihren jüngeren Adoptivbruder Emory. Während der gefährlichen Fahrt, die rund eintausend Kilometer durch die Schwärze führt, offenbart der alte Mann, dass er das Licht zurückbringen könne. Val zweifelt… doch sie ahnt noch nicht, dass sich mit dem finsteren Blacktop Bill ein äußerst gefährlicher Verfolger an ihre Fersen geheftet hat. Er jagt den Alten und seine Enkelin… den Mann, der die Sonne getötet hat.

Dreamteam am Werk

Ja dann kann doch eigentlich nix schiefgehen… oder? Hmmm, schwierig…, denn der Erfolgsautor Scott Snyder, dem wir unzählige DC-Hits - darunter „Justice League“, „Batman - Der letzte Ritter auf Erden“, „Der Batman, der lacht“, „Dark Knights: Metal/Death Metal“ (PANINI) - oder auch das Horror-Highlight „Wytches“ (SPLITTER) verdanken, glänzt hier nicht wirklich durch Kreativität. Die Szene-Lobhudelei auf der Rückseite von „Nocterra“ sollte man eher mit Vorsicht genießen, sind doch immerhin die zitierten Kieron Gillen („The Wicked + The Divine“, „Phonogram“) und Robert Kirkman („The Walking Dead“, „Invincible“) selbst fleißig beim amerikanischen IMAGE Verlag unterwegs. Branchendienste vergleichen „Nocterra“ derweil mit „Mad Max“ oder sehen darin generell ein Mash-up aus Monsterfilm und Sci-Fi-Dystopie. Und damit bringt man es auch schon genau auf den Punkt. „Nocterra“ bedient sich sehr offensichtlich im breiten Genre-Feld. Seien es Filme wie „Pitch Black“, „Die Herrschaft der Schatten“, „It Comes at Night“ oder gefühlt jeder apokalyptische Endzeit-Streifen der letzten vierzig Jahre. Man muss Snyder aber zu Gute halten, dass er mit diesen bekannten Zutaten wohlwissend umgeht und sein eigenes Süppchen weitestgehend überzeugend kocht. Mit der toughen Val Sundog Riggs schafft er eine äußerst moderne Heldin mit Ecken und Kanten und schafft es vor allem, die Spannung oben zu halten. Dafür sorgen einige Flashbacks in Vals Kindheit, die - trotz textlastiger Passagen - angenehm integriert des Status Quo vermitteln.

Für das Artwork ist Tony S. Daniel verantwortlich, der sich in den 90ern bereits mit der Serie „The Tenth“ (INFINITY) einen Namen gemacht hat. Es braucht schon ein wenig, bis man sich zurechtfindet, denn Daniels Seiten sind nicht selten randvoll. Darunter leidet ein wenig die Übersicht. Die Farben von Tomeu Morey sind dann ein wortwörtliches Highlight. Es ist erstaunlich, wie viele Lichtquellen es trotz anhaltender Dunkelheit doch gibt. Morey findet jede einzelne.

Als Bonus gibt es noch eine überschaubare Cover-Galerie der Variant-Motive der enthaltenen Einzelhefte #1 bis 5. Da hätte es durchaus mehr sein dürfen, denn allein #1 kam in den Staaten auf mehr als dreißig(!) Motive (inklusive der Folge-Auflagen und Händler-exklusiven Cover).

Fazit:

Kein neues Snyder-Meisterwerk, aber ein solider Start der Reihe. Lässt man außer Acht, dass man die verschiedenen Story-Elemente mit Sicherheit irgendwo schon mal gesehen hat, bekommt man eine gut erzählte und actionreiche Horror-Hatz geboten.

Nocterra - 1. Mit Vollgas in die Dunkelheit

Scott Snyder, Tony S. Daniel, Cross Cult

Nocterra - 1. Mit Vollgas in die Dunkelheit

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