Text:   Zeichner: Émile Bravo

Julius' fantastische Abenteuer - 1. Sprung in die Zukunft

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Kirsten Kohlbrei
8101

Comic-Couch Rezension vonNov 2023

Story

Kinder in den Weltraum. Wissenschaftsaffiner und ideenreicher Ansatz. Die Umsetzung bleibt jedoch in Kinderschuhen stecken.

Zeichnung

Neue Serie, vertrauter Stil. Gekonnt in frankobelgischer Machart.

Per Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxis

Julius lebt mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Romeo in einem Einfamilienhaus mit Garten. Er mag Fußballspielen mit seinem Kumpel und zockt leidenschaftlich gern das Computer-Game Starfighter. Dabei von der Nervensäge Romeo gestört zu werden, kann er allerdings gar nicht ausstehen. Lieber verbringt er die Zeit mit seinem kleinen haarigen Freund und Begleiter, dem Meerschweinchen Dingsda. Alles in allem also ein völlig normales Teenager-Dasein. Eher chillig, absolut nicht spektakulär.

Kinder in den Weltraum

Das ändert sich schlagartig, als eines Tages völlig überraschend zwei Herren der Internationalen Weltraumagentur IWA bei Julius zu Hause aufkreuzen. Die Professoren Zemenski und Gedulin möchten mit ihm „über die schönste Geschichte der Menschheit sprechen“. Begeistert berichten sie von den erfolgreichen Forschungen ihrer Behörde in den letzten Jahren, aus denen ein Raumschiff hervorgegangen ist, das fähig ist per Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall zu reisen. Für die nun anstehende erste Mission zur Erforschung des Universums wurde als Ziel Alpha Centauri, der der Sonne am nächsten gelegene Stern, bestimmt. Zudem wurde als Symbol der Tragweite dieser Reise für zukünftige Generationen beschlossen, zwei Kinder mit in den Weltraum zu schicken. An dieser Stelle kommt Julius ins Spiel, denn eine weltweite Computerrecherche hat ihn angeblich aufgrund seiner schulischen Leistungen, als einen der beiden bestgeeignetsten Kandidaten des Planeten Erde herausgefiltert. Wie das bei den Zeugnisnoten ihres Sohnes geschehen konnte, ist Julius Vater zwar schleierhaft, aber die Chance dieser einzigartigen Erfahrung will er ihm nicht verbauen und lässt leise Sicherheitsbedenken seiner Frau diesbezüglich nicht gelten. Somit ist Julius Teilnahme am Flug beschlossene Sache.

Wenn aus Wochen, Jahre werden...

Am Abreisetag fällt Julius der Abschied von seiner Familie für das superaufregende, zweimonatige Space-Abenteuer nicht schwer. Dabei lernt er auch seine Team-Kollegin Janet, das zweite ausgewählte Kind, kennen. Die Tochter zweier Wissenschaftler zeigt sich weit weniger euphorisch. Per Flieger geht es für die beiden Nachwuchsastronauten zunächst zur Raketenbasis in Guyana. Von da werden sie mit einem Shuttle zur orbitalen Raumstation gebracht, um erst dort in das interstellare Raumschiff Starlampe umzusteigen mit dem sie dann den Zielplaneten Alpha Centauri ansteuern werden. Julius Coolness weicht zunehmend Anflügen von Panik. Allzubald wird ihm nämlich bewusst, dass er, anders als Janet, eigentlich keine Ahnung hat, was ihm bevorsteht. Ohne jegliche Schulung hat er eklatante Wissenslücken zum Ablauf der Expedition, etwa dass, die Professoren, auch der freundliche Zemenski, sie überhaupt nicht begleiten werden. Als er begreift, dass durch das Reisen mit der Lichtgeschwindigkeit innerhalb der acht Wochen im Weltall, auf der Erde bei seiner Rückkehr acht Jahre vergangen sein werden, fällt er aus allen Wolken- bzw. eben nicht, denn da sitzt er schon im Shuttle mit Kurs Weltraumbasis und ein Umkehren ist unmöglich. Den sich zunehmend als krankhaft fanatisch entpuppenden Professor Gedulin für das Verschweigen der Missionsdetails in Verantwortung zu nehmen, kann nur Aufgabe seiner zurückgebliebenen Familie in den langen Jahren des Wartens sein.

Mission mit Mensch und Meerschwein

„Lost in space“ wie Julius sich fühlt, bleiben ihm als Rettungsanker notgedrungen nur seine Reisebegleiter der nächsten Wochen. Neben Janet und ihm, gehören der Crew noch die Erbauer des Raumschiffsan, die zwei zwar sympathischen, aber etwas schrulligen, weltfremden Nobelpreisträger Bennet und Kovac. Der Kommandeur Oberst Fukushi Tanaka, ein selbstverliebter Schönling, der sich großspurig nach Captain Future Fu nennen lässt, den Janet aber trotzdem anhimmelt, während Fu selber, die Exobiologin van Houten als weiteres Mannschaftsmitglied aufdringlich umgarnt. Dem Sternenhimmel sei Dank, dass Julius mit Dingsda als blindem Passagier ein Stück Heimat an Bord geschmuggelt hat, wenn die Starlampe sich auf den Weg Richtung Alpha Centauri macht, um die Weiten des Weltalls auf der Suche nach außerterrestrischem Leben zu erforschen. Eine Expedition mit ungewöhnlichen Begegnungen, alten und neuen Freundschaften, sensationellen Geschehnissen, aber auch von unerwarteter Seite lauernder lebensbedrohlicher Gefahr. Als dann der Verlauf der Mission sich dramatisch zuspitzt, sind die Fähigkeiten des Starfighters Julius plötzlich die letzte Hoffnung auf Rettung...

Kosmos-Comic in franko-belgischer Manier

Sprung in die Zukunft ist der erste Band der neuen Comic-Reihe Julius' fantastische Abenteuer des französischen Comic-Autors Émile Bravo. Bravo steht in Tradition der franko-belgischen Klassiker und hat auch schon einige Bände zur Serie Spirou und Fantasio beigetragen. Mit seinem Weltraum-Album bleibt er seinem stilistischen Background zwar treu, aber die perfekte Traumlandung nach dem angesetzten Zukunftssprung verfehlt der Band. Die vielversprechende Ausgangsidee, Wissen-Facts verpackt in einem spannenden Abenteuer zu vermitteln und dabei Spaß und Neugier an Wissenschaft überhaupt zu wecken, bleibt beim Flug durch Raum und Zeit zunehmend auf der Strecke. Die Steilvorlage der leichten Identifikation mit den Protagonisten durch Altersgenossen wird dabei nicht konsequent genug genutzt. Schade denn, wenn Einsteins Relativitätstheorie in ein paar Panels erläutert wird, ist dies ein anschaulicher Beweis, für ein Konzept, das greift.

Generell liest sich die Story nicht ganz rund, die Unbedenklichkeit der Eltern hinsichtlich der Reisedauer ist nicht wirklich nachvollziehbar, Rollenklischees und Verhaltensmuster, die, wenn im besten Fall ironisch gemeint, von jungen Lesern jedoch nicht durchschaut werden und Rassenerhalt und Nazi-Verschwörung als Motive eines wahnsinnigen Professors, die die Handlung inhaltlich überfrachten.

Bravos Comic bewahrt sich mit franko-belgischem Charme, dank des ereignisreichen Plots und den sympathischen Protagonisten aber trotzdem ein lesenswertes Gesamtbild. Die witzigen Passagen „Meerschwein im Weltall“, die Begegnung des heimlichen siebten Crew-Mitglieds Dingsda mit der dritten Art, haben definitiv ihren Anteil daran.

Gleiches gilt für die Illustration. Solide in der Machart, klassisch in der Struktur, fühlt man sich ohne große Effekte beim Lesen und Betrachten gut aufgehoben. Wirklich gelungen ist dabei das Spiel mit der wechselseitigen Idee davon, wie die menschliche Vorstellung von den Außerirdischen durch Aliens assimiliert und adaptiert wird und damit ihr Aussehen bestimmt. So entstehen Bilder mit allzu bekannten Motiven: fliegende Untertassen als Flugobjekte oder grüne Männchen als Planetbewohner.

Fazit:

Trotz des Abtauchens in manches schwarze Level-Loch kann die spacig-spaßige Comic-Chronik eines abenteuerlichen Flugs ins All vor allem jungen Weltraum-Freaks gefallen. Aufgrund des Schöpferpotentials von Émile Bravo bleibt jede Menge Luft nach oben für weitere fantastische Abenteuer seiner neuen Serie.

Julius' fantastische Abenteuer - 1. Sprung in die Zukunft

Émile Bravo, Émile Bravo, Reprodukt

Julius' fantastische Abenteuer - 1. Sprung in die Zukunft

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