Text:   Zeichner: Crisse

Gunblast Girls - Bd.1: Auf die Fresse, Lusche!

Gunblast Girls - Bd.1: Auf die Fresse, Lusche!
Gunblast Girls - Bd.1: Auf die Fresse, Lusche!
Wertung wird geladen
Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonAug 2018

Story

Firefly, ick hör dir trapsen… Die Geschichte greift bekannte Motive auf und bedient sich großzügig bei diversen Genre-Kollegen. Ausbaufähig mit (bleihaltiger) Luft nach oben.

Zeichnung

Ein gelungener Mix aus frankobelgischem und cartoonigem Stil. Die Sci-Fi-Welt ist detailliert und abwechslungsreich geraten.

The Expendabelles

Klassentreffen mit Witz und Wumms

Söldnerin Zdenka versucht ihre „alte Truppe“ in Anbetracht eines gewinnbringenden Auftrags wieder zu vereinen. In einer Minenstadt auf dem Planeten Hades, in der sich der galaktische Abschaum tummelt, macht sie die Pilotin „Wespe“ ausfindig, die es allerdings noch zu überzeugen gilt. In der schäbigen Bar, in der Wespe mittlerweile arbeitet angekommen, dauert es nicht lange, bis die großmäulige Zdenka eine handfeste Rauferei mit ein paar ebenso großmäuligen Minenarbeitern vom Zaun bricht. Bei ihrer halsbrecherischen Flucht weiht die Anführerin ihre ehemalige Weggefährtin in ihren Plan ein. Der große Chef eines interplanetaren Multi-Konzerns will seine Tochter durch die Blockade der Achsen schleusen. Hier kommen die „Gunblast Girls“ ins Spiel, die das Mädchen dorthin eskortieren sollen. Ach ja… ganz nebenbei verrät Zdenka auch noch, dass die anderen beiden Trupp-Mitglieder – Rodriguez und Gretchen – bereits an Bord sind und während ihrer Balgerei mit den Minenarbeitern den Zug der Minenfirma überfallen und um die Quartals-Löhne und Treibstoff-Reserven erleichtert haben. Am vereinbarten Treffpunkt treffen die Ladies dann erstmals wieder geschlossen aufeinander und auch die wertvolle Fracht befindet sich bereits auf dem startbereiten Schiff: eine aufmüpfige Teenagerin, in Begleitung einer quirligen Echse.

Die Miliz des Konsortiums, die über den Überfall auf ihren Zug alles andere als begeistert ist, noch an den Hacken klebend, starten die „Gunblast Girls“ fluchtartig ihre Mission. Mitten in der Verfolgung beginnen die Augen des Teenies zu leuchten… und ebenso die ihrer Echse. In einem gigantischen Feuerball verpufft das Schiff ihrer Gegner. Und im nächsten Augenblick verschwindet das Schiff der „Gunblast Girls“ im Bruchteil einer Sekunde im Nichts. Abgelegen auf einem fremden Planeten mitten im Nirgendwo müssen die Damen einsehen, dass ihre Fracht wertvoller ist als sie zunächst annahmen. So wertvoll, dass noch ganz andere Mächte hinter ihnen her sind…

Auf cool getrimmt

Der Titel des ersten Bandes ist hier Programm und es geht actionreich zur Sache. Die Girls liefern sich scharfe Wortgefechte und hauen einen One-Liner nach dem anderen raus, sodass man bereits nach wenigen Seiten unter das Buch schaut, ob die teilweise erzwungene Coolness nicht unten heraustrieft. Das alte Sprichwort „Weniger ist manchmal mehr“ erweist sich auch hier wieder als wahr und manch hanebüchener Spruch bewegt sich dann schon an der Schmerzgrenze. Wenn „My Little Pony“ und „Gandalf“ in den entlegensten Winkeln der Galaxie im Vokabular der Söldnerinnen auftauchen, darf man sich schon mal an die Rübe fassen und leicht sabbernd die Nase rümpfen. Ich will jetzt bei einer actiongeladenen Sci-Fi-Story nicht über Logik sprechen, aber wenn diese für einen Kalauer komplett auf der Strecke bleibt, bremst mich das schon irgendwie aus und trägt mich aus der Geschichte. Oder aber Hasbro und Middle-earth Enterprises haben ein so geniales Marketing, dass ihre Produkte nicht nur Kontinent-übergreifend, sondern Galaxien-übergreifend bekannt sind… man weiß es nicht.

Wie dem auch sei… „Gunblast Girls“ will gut unterhalten, was der Band auch durchaus schafft. Die (noch?) dünne Story wirkt bisher zwar nur wie ein Aufhänger für massig Krach-Bumm-Action, aber seinen kurzweiligen Spaß kann man durchaus haben. Wem die Story bekannt vorkommt, hat nicht etwa ein Déjà-vu, sondern hat wahrscheinlich Joss Whedons kurzlebige TV-Serie „Firefly“ gesehen… oder seine nachgeschobene filmische Version „Serenity“. Die Ähnlichkeiten sind definitiv nicht von der Hand zu weisen. In Zeiten, in denen die „Guardians of the Galaxy“ knochentrocken und spektakulär die weltweiten Leinwände rocken, werden aber auch die „Gunblast Girls“ in der Comic-Landschaft ihr Publikum finden.

1 stylisher Comic vong Design her

Der belgische Comic-Zeichner und -Autor Didier Chrispeels – besser bekannt unter seinem Pseudonym „Crisse“ – begann seine Karriere bereits 1979 beim „Spirou“-Magazin und war anschließend auch für „Tintin“ tätig. Mit „Atalante“, „Luuna“ und „Das Kristallschwert“ sind auch einige seiner mehrbändigen Arbeiten – sowohl als Autor, als auch als Zeichner – auf dem deutschen Markt erhältlich. Für seine neue Reihe „Gunblast Girls“ übernahm der Belgier gleich beide Posten. Auf der Story-Seite ist definitiv noch Luft nach oben, denn trotz actionreichem Einstand haben die Girls noch ein wenig Sand im Getriebe. Natürlich lassen sich auf den 48 Seiten der Geschichte keine Wunder vollbringen und der Leser muss sich erstmal einfinden und mit den Charakteren vertraut machen. Doch so zusammengeschustert, wie der Auftakt-Band mit seinen Versatzstücken bekannter Genre-Motive wirkt, schraube ich meine Erwartungen etwas zurück. Sehr gerne lasse ich mich positiv von Crisse überraschen und hoffe, dass im Nachfolger eine (inhaltliche) Schippe draufgelegt wird.

Von den Illustrationen bin ich hingegen sehr angetan. Mir gefällt der Stil von Crisse, der auf fließende Art cartoonig-kurvige Charaktere mit klassisch-frankobelgischen Zeichnungen mischt. Die Charaktere haben ein markantes Äußeres und zudem einen hohen Wiedererkennungswert. Auch die detailreichen und kreativen Umgebungs-Darstellungen sind äußerst gelungen und abwechslungsreich.

Der Band – im klassischen Alben-Format – vom Splitter Verlag überzeugt durch gewohnt hochwertige Verarbeitung und Papier-Qualität. Im Anhang finden sich noch einige Skizzen und Konzept-Zeichnungen, begleitet mit ein paar Worten von Crisse.

Fazit:

Crisse liefert den Auftakt zu einer humorvollen und atemlosen Space-Opera, von der man meint, man würde sie bereits kennen. Tatsächlich gibt es Parallelen zu anderen Genre-Vertretern, was den Unterhaltungs-Faktor aber nur bedingt schmälert. Spaß und Action stehen im Vordergrund und auch, wenn mancher Spruch die Haare zu Berge stehen lässt, unterhalten die „Gunblast Girls“… nicht unbedingt anspruchsvoll… aber kurzweilig.

Gunblast Girls - Bd.1: Auf die Fresse, Lusche!

Crisse, Crisse, Splitter

Gunblast Girls - Bd.1: Auf die Fresse, Lusche!

Weitere Comics der Serie:

Ähnliche Comics:

Deine Meinung zu »Gunblast Girls - Bd.1: Auf die Fresse, Lusche!«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Alita:
Battle Angel

Der „Große Krieg“ ist seit 300 Jahren vorbei. Unter der gigantischen Himmelsstadt Zalem, der letzten ihrer Art, befindet sich Iron City. Hier sind alle Strukturen zusammengebrochen, was die Straßen - speziell nach Einbruch der Dunkelheit – zum gefährlichen Pflaster werden lässt. Im Jahr 2563 sind Cyborgs keine Seltenheit mehr und viele von ihnen verdienen sich ihr Geld als Kopfgeldjäger… sogenannte Hunter-Warrior. Titelbild: © 2019 Twentieth Century Fox

mehr erfahren