Text:   Zeichner: Xu Xianzhe

Die Klingen der Wächter - Band 2

Die Klingen der Wächter - Band 2
Die Klingen der Wächter - Band 2
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonOkt 2020

Story

Dank informativer Rückblicke, die außerdem Abwechslung ins Geschehen bringen, geht die Kurve langsam aber sicher weiter nach oben. Geht es in Band 3 erwartungsgemäß so weiter, winkt die 9.

Zeichnung

Die temporeichen Action-Passagen entschädigen so manch kleinen Schnitzer. Aufwändige Schraffuren zeigen deutlich, dass der Künstler hier eine Menge Zeit investiert hat.

Mad Daoma & Co. Auf der Fury Road

Bitte lächeln…

…und mit einem >KLICK!< ist das Fahndungsfoto fertig. Gut, es wurde wohl er gemalt, denn im Jahr 607 nach Christus hatten sie es noch nicht so mit der Fotografie. Wir befinden uns im dritten Jahr der Daye-Ära und nachdem unser Glücksritter Daoma sich im ersten Band der Saga mit einem gefürchteten Despoten einließ – und diesen nach allen Regeln der Kunst in mundgerechte Happen filetierte – wird er steckbrieflich gesucht. Der tyrannische Kaiser Yang Guang gefiel diese Aktion überhaupt nicht und somit ist nun Vorsicht angebracht, da die Häscher vom Kaiserhof überall lauern könnten.

Weiter, weiter, immer weiter… und zurück

Daoma, sein Sohn Xiaoqi und die schöne Klan-Tochter Ayuya befinden sich aktuell in den westlichen Regionen. Vom alten Mo hat der Biaoren – ein umherreisender Kopfgeldjäger und Geleitwächter – den Auftrag angenommen, den maskierten Zhishilang, der von sich gerne in der dritten Person spricht, nach Chang’an zu geleiten. Zur Hauptstadt des Sui-Reiches. Allerdings handelt es sich beim leicht verschrobenen Zhishilang nicht um irgendeinen Reisenden, sondern um den Rädelsführer der Rebellengruppe der bunten Blume. Und seine Absicht ist keine andere, als den Kaiser zu stürzen. Während ihrer beschwerlichen Reise durch die staubtrockene Einöde wird die kleine Reisegruppe plötzlich von einer im halsbrecherischen Tempo vorbeibretternden Kutsche überholt. An Bord befinden sich unter anderem der adrette Schwertkämpfer Shu und die bildhübsche Yanziniang… seine Gefangene. Yanziniang, eine Sklavin, die vor ihrem lüsternen, barbarischen Herrscher floh, und nun wieder schnurstracks in diese Hölle zurückgebracht werden soll. Selbst ihre raffiniertesten Verführungskünste prallen am fokussierten, stoischen Shu ab, wie YouPorn an der Firewall des Papstes. Für ein kleines Techtelmechtel, welches im Idealfall zu einer Freilassung geführt hätte, wäre eh keine Zeit, da die Kutsche plötzlich angegriffen wird.

Anhänger eines Teufelskults, der die Rakshasa – Dämonen der indischen Mythologie – anbetet, greifen erst aus der Ferne an, haban aber im Handumdrehen die mittlerweile verunglückte Kutsche umstellt. Vom Lärm alarmiert, machen sich Daoma und seine Gefährten schnell auf den Weg zur Unglückstelle, die nicht weit von ihnen entfernt liegt. Als sie eintreffen, sind die Teufelsanbeter schon kräftig im Kutscher zugange, den sie fachmännisch ausnehmen, um dessen rausgeporkeltes, noch schlagendes Herz feierlich zu opfern. Der zuvor so tiefentspannte Shu ist der erste, der eingreift. Mit brachialer Eleganz lässt er seine Klinge sprechen und zerteilt seine Gegner. Einen nach dem anderen. Bevor Daoma eingreift, da sich der wild gewordene Kult noch immer in deutlicher Überzahl befindet, müssen allerdings noch ein paar Formalitäten geklärt werden: Shu und seine Gefangene haben eine Kutsche, allerdings keine Pferde mehr. Daoma und seine Begleiter schon. Also will er die Kutsche. Shu will aber nicht einwilligen. Verzwickte Situation, nicht wahr? Da prallen zwei Sturköpfe aufeinander… und wäre die Situation dank des hektischen Gemetzels nicht so angespannt, hätten die harten Verhandlungen sich wohl noch Ewigkeiten hingezogen. Da ist an Yanziniang, den Deal abkürzend zu besiegeln. Daoma steigt ein in den Tanz und dank seiner außergewöhnlichen Kampfkünste ist das Massaker schneller vorüber, als es begonnen hatte… und die Reisegruppe um zwei Mitglieder reicher.

Währenddessen hat Pei Shiju, der assistierende Minister des Ministeriums für Personalwesen, seinen Herrscher darüber informiert, dass der verschollen geglaubte Zhishilang in den westlichen Regionen gesichtet wurde. Pei Shiju ist es auch, der die fünf barbarischen Handelsfamilien versammelt, um die konkurrierenden Familien unter dem Kaiser-Banner zu vereinen. Nun machen sie gemeinsam Jagd auf den gefürchteten Rebellen… und Daoma ahnt noch nicht, dass er zwischen den Stühlen steht und seine Loyalität auf eine harte Probe gestellt wird.

Blutige Geschichtsstunde

Harte, halsbrecherische Action und historische Fakten geben sich hier die Klinke in die Hand. Die fiktive Story von Xu Xianzhe verweist immer wieder auf geschichtliche Ereignisse. Zwischen den Blutfontänen klatscht dem Leser also immer mal wieder eine nützliche Information ins Gesicht, die diesen Manhua damit aus der Action/Abenteuer-Sparte löst und auf ein höheres Podest stellt. Dies ist in „Die Klingen der Wächter“ enorm gut gelungen.

Des Weiteren bekommen die Charaktere mehr Tiefe verliehen, da sich immer wieder Rückblenden finden, die mehr und mehr Licht ins Dunkle bringen. Auch in die politischen Verwicklungen, die eine große Rolle in der Geschichte spielen. Generell findet sich hier an buntes Sammelsurium an skurrilen und gleichzeitig interessanten Charakteren. Da ist es nur förderlich, mehr über ihre Geschichten und Beweggründe zu erfahren.

Auch zeichnerisch wird im zweiten Band wieder einiges geboten. An die unausgewogenen Proportionen habe ich mich mittlerweile gewöhnt und kann diese ausblenden, denn in den rasanten Action-Szenen sieht man, wo eindeutig die Stärken des Künstlers liegen. Diese imposanten Schlacht-Orgien dynamisch zu nennen, wäre weit untertrieben. Dazu braucht man sich beispielsweise nur die Seiten 64 und 75 anschauen. Beim bloßen Anblick spürt man förmlich das Tempo, in dem die Protagonisten durch die Panels und Seiten wirbeln. Ein echter Genuss.

Fazit:

So gelungen, wie bereits der Auftakt war, geht es auch in Band 2 weiter. Nachdem wir die Charaktere nun ein wenig besser kennen und die Handlung sich erfreulicherweise mit einer Menge Konfliktpotential weiterentwickelt, kann diese Manhua-Reihe am Ende womöglich in höchste Wertungs-Sphären eindringen.

Die Klingen der Wächter - Band 2

Xu Xianzhe, Xu Xianzhe, Chinabooks

Die Klingen der Wächter - Band 2

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