Shang-Chi
and the Legend of the Ten Rings

von Marcel Scharrenbroich (11.2021) / Titelbild: © Marvel Studios / Disney

MARVELs neue Helden

Helden aus der zweiten Reihe

Das „Endspiel“ wurde gewonnen, die Welt gerettet und die ruhmreichen Rächer, wie wir sie kannten, gingen mehr oder weniger in den Ruhestand… beziehungsweise in die ewigen Jagdgründe. Dass die Milliarden-Maschinerie danach nicht stehenbleibt, war wohl zu erwarten. So bekam Natasha Romanoff, alias „Black Widow“, posthum noch ihren Solo-Film spendiert, bevor mit den „Eternals“ gänzlich frische Leinwand-Charaktere aus den umstrittenen hinteren Reihen nach vorne traten. „Spider-Man“ steht mit „No Way Home“ und seinem damit letzten Solo-Abenteuer bereits in den Startlöchern, während weltweit der letzte Trailer zum Multiverse-Spektakel diskutiert wird.

Tauchen Tom Hollands Vorgänger Tobey Maguire (Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie von 2002 – 2007) und Andrew Garfield (Marc Webbs „The Amazing Spider-Man“-Filme von 2012 und 2014) nun auf oder nicht? Vergleicht man den internationalen mit dem mittlerweile zurückgezogenen brasilianischen Trailer, fällt auf, dass der Lizard, Spideys Gegenspieler in Webbs „The Amazing-Spider-Man“, von einem unsichtbaren Gegner ordentlich eins aufs Fressbrett geballert bekommt. Da Tom Hollands Spider-Man in dieser Szene gleich drei unterschiedlich positionierten Gegnern entgegenspringt, deutet so ziemlich alles darauf hin, dass besagte Szene bearbeitet wurde, um den erhofften Auftritt von Maguire und Garfield nicht im Vorfeld zu spoilern. Aber das Internet vergisst nicht. In unzähligen Clips und Analysen sind die verlängerten Frames des brasilianischen Trailers klipp und klar zu sehen und es sollte doch schwer verwundern, wenn es in der fertigen Film-Version nicht auf ein 3 vs. 3 hinausläuft. Bei der Gegner-Wahl hat man sich nämlich schon bei allen fünf bisherigen Spidey-Filmen der Pre-Holland-Ära bedient. Da hört man das sinistere halbe Dutzend, also die Sinister Six, doch quasi schon an die Studio-Türen klopfen.

Doctor Strange, dessen Auftritt in „No Way Home“ auch sehr wegweisend für die Zukunft des Marvel Cinematic Universe (MCU) sein wird, wartet schon mit seinem zweiten Solo-Film, „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“, auf den nächsten Einsatz. Allerdings finden dazu gerade ausgiebige Nachdrehs unter dem Auge von Regisseur Sam Raimi statt. Ob diese Pandemie-bedingt zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen waren oder die Story kurzerhand noch mal umgekrempelt wurde, wird sich noch zeigen. Ebenso, ob der geplante Starttermin für Mai 2022 gehalten werden kann. Generell sind Nachdrehs schon fast Normalität im Film-Business, haben jedoch einen schlechten Ruf. Oft, wenn Filme nach Test-Vorführungen katastrophale Rückmeldungen bekommen, versucht man auf den letzten Drücker, den Streifen mit Änderungen zurecht zu schleifen, sodass das Risiko für einen Publikums-Reinfall noch abgefedert werden kann. Gelingt in den wenigsten Fällen, denn potentielles Kassengift stinkt hunderte Meilen gegen den Wind… weshalb Reviews meist bis vor dem unmittelbaren Kinostart untersagt werden. Im Fall von Doctor Strange sollte man aber entspannt an die Sache gehen, sofern Sam Raimi die Fäden in der Hand halten darf… aber wir sind ja hier nicht bei WARNER und DC.

Speziell an der TV-Front hat man sich darauf konzentriert, der zweiten MARVEL-Garnitur mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Keine schlechte Entscheidung, findet man doch auch in den Comics der weniger populären Charaktere wahre Lese-Highlights. Allen voran wohl „Moon Knight“. Bereits 1975 von Doug Moench und Don Perlin geschaffen, waren es vor allem die Runs von Warren Ellis, Jeff Lemire und Brian Michael Bendis, die Marc Spectors zerrissenen Charakter so interessant machten. Erste bewegte Bilder zur kommenden DISNEY+-Show lassen erahnen, dass Schauspieler Oscar Isaac („Inside Llewyn Davis“, „Ex_Machina“, „Star Wars VII – IX“, „Dune“) perfekt zu passen scheint. Das zweite kommende Highlight dürfte „She-Hulk“ werden. Mit Tatiana Maslany als Jennifer Walters dürfte die Hauptfigur gut vertreten sein, denn Maslany hat bereits in der Serie „Orphan Black“ gezeigt, dass sie wandlungsfähig ist und zeitgleich austeilen kann. Neben „Secret Invasion“, dem „WandaVision“-Spin-off „Agatha: House of Harkness“, „Ironheart“, „Armor Wars“, dem jüngst gestarteten „Hawkeye“, dessen Ableger „Echo“ und der Fortführung von „Loki“, dürfen wir uns auf Animationsserien wie „Marvel Zombies“, „Spider-Man: Freshman Year“, „I Am Groot“ und eine zweite Season von „What if…?“ freuen.

Dass es nun ausgerechnet Shang-Chi geschafft hat, sich in Phase IV des MCU mit einem eigenen Film in die Lichtspielhäuser zu drängeln, kam für viele überraschend. Mich eingeschlossen. Der gute und lang erarbeitete Ruf der MARVEL-Filme war mit Sicherheit nicht unwichtig dafür, dass im Kino doch recht vernachlässigte Martial-Arts-Genre zu entstauben. Zeitgleich gab MCU-Mastermind Kevin Feige einem verhältnismäßig unbeschriebenen Blatt in der Schauspiel-Landschaft die Möglichkeit, sich zu zeigen. Und das Ding geht voll auf! Shang-Chi-Darsteller Simu Liu gibt charmant den Shaun, der sich in San Francisco mit einem Parkwächter-Job halbwegs über Wasser hält, bis wir als Zuschauer mehr über seine Vergangenheit und Bestimmung erfahren. Dann legt er los wie die Feuerwehr und zeigt, warum „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ unbedingt einen Platz neben MCU-Größen wie Thor, Captain America oder Iron Man verdient hat…

Mythen, Magie und Knochenbrecher

Wenwu (Tony Leung) ist seit eintausend Jahren der Träger von zehn magischen Ringen. Diese verleihen ihrem Besitzer große Macht, die er sich in der Vergangenheit auch zu Nutze machte. Die legendären Waffen haben ihm Unsterblichkeit verliehen und mit seiner Armee nahm er Königreiche ein, führte Kriege und stürzte Regierungen. In den 90er-Jahren des letzten Jahrtausends machte er sich dann auf die Suche nach dem sagenumwobenen Dorf Ta Lo, welches mythische Wesen und mächtige Kreaturen beheimaten soll. Dem Ziel schon sehr nahe, trifft er im nahen Wald auf Ying Li (Fala Chen), die Wächterin von Ta Lo. Während ihres Kampfes sprühen bereits die ersten Funken. So sehr, dass es nicht lange dauert, bis die beiden sich unsterblich ineinander verlieben. Ihre Liebe trägt Früchte… Shang-Chi und Xialing. Nach Jahrhunderten des Krieges, fühlt Wenwu sich endlich angekommen. Er legt die Ringe ab und genießt das Leben mit seiner Familie. Doch das Familienglück endet jäh, als Ying Li von Rivalen ihres Mannes ermordet wird…

Heute lebt Shang-Chi unter dem amerikanischen Namen Shaun in San Francisco. Die Vergangenheit hat er irgendwann abgeschüttelt und arbeitet zusammen mit seiner besten Freundin Katy (Awkwafina) in einem Hotel, wo die beiden die Autos der Gäste einparken. Nicht gerade die Bilderbuch-Karriere, aber zum Leben reicht’s. Eines Tages, als Shaun mit Katy im Bus unterwegs ist, wird er plötzlich von einem aggressiven Chinesen auf seine Halskette angesprochen. Diese trägt er seit seiner Kindheit. Versehen ist sie mit einem funkelnden Jade-Stein und war einst ein Geschenk seiner verstorbenen Mutter. Für Shaun also eine Selbstverständlichkeit, die Kette nicht so mir nichts dir nichts an einen dahergelaufenen Kleinganoven rauszurücken. So klein ist sein Gegenüber aber gar nicht und hat noch viel größere Verstärkung dabei. Etwa den Hünen Razor Fist (Florian Munteanu), der eine glühende Klinge an Stelle seines Armes trägt. Es entbrennt ein wilder Kampf inner- und außerhalb des fahrenden Busses, was vor allem Katy (endlich) sprachlos staunen lässt. Shaun entpuppt sich als wahrer Meister-Kämpfer, was sie von ihrem langjährigen Freund nie erwartet hätte. Shaun schlägt die Angreifer letztendlich in die Flucht, erkennt jedoch, dass sie trotz der Niederlage seine Kette entwenden konnten. Er befürchtet, dass die Attentäter es nun auch auf seine Schwester Xialing (Meng’er Zhang) abgesehen haben könnten, da sie eine identische Kette trägt. Dazu muss er unverzüglich nach Macau aufbrechen. Und Katy lässt sich nicht lange bitten und heftet sich ungefragt an seine Fersen.

Es ist die Zeit gekommen, der besten Freundin reinen Wein einzuschenken. Shaun erklärt ihr, dass er in Wahrheit auf den chinesischen Namen Shang-Chi hört und nach dem gewaltsamen Tod seiner Mutter von seinem rachsüchtigen Vater in einem jahrelangen und knüppelharten Training zum Kämpfer ausgebildet wurde. Wenwu legte wieder die zehn magischen Ringe an und schlug erneut den Weg ein, den er einst für seine Familie hinter sich ließ.

Tatsächlich treffen Shang-Chi und Xialing bald auf ihren Vater. Wenwu ist davon überzeugt, dass seine geliebte Frau noch lebt und in der Stadt Ta Lo gefangen gehalten wird. Und um den Weg dorthin zu finden, braucht er beide Jade-Steine seiner Kinder. Auf deren Hilfe kann der zu allem entschlossene Wenwu aber nicht zählen, denn Shang-Chi und Xialing sind fest entschlossen, Ta Lo vor dem Untergang und der Rache ihres Vaters zu schützen.

Multi-MARVEL

„Black Panther“ ließ sich feiern, der erste schwarze Superheld auf der großen Bühne zu sein. Nein, war er nicht. Und da denke ich jetzt nicht mal an Kollegen wie „Meteor Man“ oder Shaquille O'Neal als „Steel“. Um bei MARVEL zu bleiben, kommt mir da eher „Blade“ in den Sinn. Wesley Snipes gab den Daywalker gleich dreimal und Kirk „Sticky“ Jones spielte ihn in der kurzlebigen TV-Serie. Und es ist eine große Freude, dass der zweifache Oscar-Preisträger Mahershala Ali das „Blade“-Zepter nun als Nachfolger in Händen hält und in einem geplanten Solo-Film das MCU verstärkt. Dass nun mit Shang-Chi der erste chinesische Superheld an den Start ging, zeigt, dass man bei DISNEY/MARVEL in Zukunft auf Diversität setzt. Es hat ja auch lange genug gedauert, bis mit „Captain Marvel“ die erste weibliche Heldin in den Solo-Ring stieg. Mit „Eternals“ ging man sogar noch unerforschtere Wege und etablierte mit Phastos den ersten offen homosexuellen Superhelden, während die gehörlose Schauspielerin Lauren Ridloff die ebenfalls gehörlose Makkari verkörpert. In der kommenden DISNEY+-Serie „Ms. Marvel“ werden wir zudem erstmals auf die 16-jährige Kamala Khan treffen. Die Teenagerin mit pakistanisch-amerikanischen Wurzeln eifert ihrem großen Vorbild Captain Marvel nach, muss jedoch noch lernen, wie sie mit ihren neuen Kräften umgeht. Die sechs Episoden der Mini-Serie sollen im Sommer 2022 an den Start gehen und in den MCU-Film „The Marvels“ münden. Dieser versteht sich zeitgleich als „Captain Marvel“-Fortsetzung und vereint Carol Danvers, Monica Rambeau (auch zu sehen in „WandaVision“) und Ms. Marvel.

Shang-Chi stammt aus der Feder von Steve Englehart und Zeichner Jim Starlin. Er feierte seine Premiere 1973 in „Special Marvel Edition“ #15. Mit Ausgabe #17 änderte man den Titel bereits in „The Hands of Shang-Chi, Master of Kung Fu“. Zu Beginn war Shang-Chi noch als Sohn des Pulp-Schurken Dr. Fu Manchu, erdacht vom englischen Autor Sax Rohmer, eingeführt worden. Ein logischer Schritt, da man bei MARVEL die Rechte an der Figur erworben hatte und diese auch nutzen wollte. Immerhin war Fu Manchu sein 1913 in Romanen vertreten und nicht zuletzt durch zahlreiche Verfilmungen mit Warner Oland, Boris Karloff und mehrfach Christopher Lee prominent vertreten. Nachdem die Rechte an die Rohmer-Erben zurückfielen, wurde aus Shang-Chis Vater Zheng Zu. Im Film, gespielt von Tony Leung („Bullet in the Head“, „Hard Boiled“, „Hero“, „Infernal Affairs“), hört er auf den Namen Xu Wenwu.

Passend zum Filmstart haben es die Comics von Shang-Chi durch PANINI auch nach Deutschland geschafft. Die Bände „Shang-Chi: Meister des Kung-Fu - Die größten Kämpfe“ und „Shang-Chi“ beinhalten ausgewählte Abenteuer aus den 90er- und 2000er-Jahren, während „Shang-Chi - Tödlicher Drache“ die fünfteilige Mini-Serie von 2020 abdeckt.

 

Fergie-Flashback

Eieieiei… erinnert sich noch jemand an den ersten „Judge Dredd“-Film aus dem Jahr 1995? Der etwas zu handzahme Streifen mit Sylvester Stallone, der gar nicht mal so beschissen gewesen wäre, hätte Klamauk-Darsteller Rob Schneider nicht derart genervt, dass jeder Kino-Zuschauer sich nach spätestens zwei Sätzen seinen ganz eigenen Lawgiver gewünscht hätte? Nein? Niemand? Schade… denn dann könntet Ihr den schlechten Trip verstehen, auf den mich Shang-Chis Dauerbegleiterin Katy Chen gebracht hat. Hier verhält es sich wie bei den Spezialeffekten (dazu später mehr): zu viel, zu laut, zu schnell. Wie ein Eddie Murphy nach ‘ner Östrogen-Kur, plappert sie pausenlos, schießt einen Rohrkrepierer nach dem anderen aus der Hüfte und soll wohl in altbackener Sidekick-Manier dafür sorgen, dass der allgemeine Ton des Films leichter erscheint. Der klassische Comic Relief. Tja, Scheiße ist, denn wie schon Schneiders Fergie in „Judge Dredd“, ging mir Awkwafinas Katy derart auf die Kerze, dass ich am liebsten den Ton runtergeschraubt hätte… oder halt die Sache mit dem Lawgiver, aber lassen wir das. Dabei hat es nichts damit zu tun, dass eine starke Frau an der Seite des Helden nicht gepasst hätte. Ne, ne, die Nummer geht nicht durch, denn mit Shang-Chis Schwester Xu Xialing haben wir eine Power-Frau, die dem Hauptdarsteller mindestens ebenbürtig ist… selbst ohne die zehn magischen Ringe. Dazu noch eine umwerfende Michelle Yeoh, die schon in „oo7: Der Morgen stirbt nie“, „Tiger & Dragon“ und zuletzt in „Gunpowder Milkshake“ Ärsche getreten hat. An weiblicher Action und gutem Schauspiel mangelt es also keineswegs… nur an deplatziertem Humor. Dass die Rapperin und Schauspielerin Awkwafina für ihre Rolle in „The Farewell“ mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, musste ich nach ihrer Katy-Rolle in „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ allerdings erst verdauen.

Wenn die Effekt-Abteilung komplett freidreht

Kommen wir nun zu dem, was die breite Masse sehen zu wollen scheint, dafür aber irgendwie jeden MARVEL-Film generisch macht: die Effekte. Mittlerweile haben wir alles gesehen. Und das mindestens zweimal. Gibt es auf der Leinwand überhaupt noch etwas Überraschendes? Etwas, das so revolutionär ist, wie einst der Bullet-Time-Effekt in „Matrix“, die Massen-Schlachten in „Der Herr der Ringe“ & Co. oder die ersten Dinos in freier Wildbahn aus „Jurassic Park“? Ich glaube eher nicht. So drückt jedes MCU-Spektakel im Finale derart auf die Tube, dass man schon die Uhr danach stellen kann, wann es kracht und rappelt. Und das tut es dann selbstverständlich auch bei „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“. Reizüberflutung wäre noch dezent untertrieben, denn die Effekt-Künstler flippen derart aus, dass man der ausufernden Action kaum noch folgen kann. Damit so manche Schwächen im CGI-Overkill kaschiert werden, scheint es ein Muss zu sein, dass die Kamera wie entfesselt Haken schlägt, sodass man kurzzeitig glaubt, im Effektstrudel des Wahnsinns die Lottozahlen vom nächsten Mittwoch erkennen zu können. Ich selbst habe mir die 4K-Version beim Streaming-Anbieter DISNEY+ angeschaut (wahlweise auch im vergrößerten IMAX-Enhanced-Format abrufbar). Ein Glück…, denn bei einem Kinobesuch hätte ich vorher noch mal in mich gehen müssen, ob ich bereit wäre, mich verfrüht von meinem Mittagessen zu verabschieden, bevor es mich aus dem Sitz schießt. Zu bunt, zu viel, zu laut. Dabei hätte der Film das überhaupt nicht nötig gehabt! „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ macht nämlich vieles richtig und über weite Strecken richtig Spaß. Warum die typische MARVEL-Formel dann trotzdem in jeden Film mit Thors Hammer gedroschen wird, weiß wohl nur Kevin Feige selbst. Während des Finales wurde mir dann klar, während ich in blitzenden Bildern meine Vergangenheit, Gegenwart UND Zukunft sah, dass solche unnötig überfrachteten Blockbuster dafür verantwortlich sind, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne selbst bei der Zubereitung eines 3-Minuten Eis mehrfach abreißt. Wenn es mal fünf Minuten nicht scheppert und so etwas Unsägliches wie Atmosphäre bedrohlich hochköchelt, muss schnell die Effekt-Grätsche aus dem Nichts kommen, damit das Hirn wieder in den Ruhemodus schalten kann. Eine bedenkliche und ja, auch traurige Entwicklung.

Abgesehen davon, sind es aber die actionreichen Fights, die mit jeder Menge Kreativität choreographiert wurden, die den Film über den Blockbuster-Durchschnitt heben. Ähnliches kennt man höchstens von einem Jackie Chan zu seinen Glanzzeiten. Der chinesisch-kanadische Schauspieler und Stuntman Simu Liu und seine Kontrahenten nutzen die Umgebung sowie alles, was nicht niet- und nagelfest ist, um die eindrucksvoll gefilmten Kämpfe flüssig, akrobatisch und ebenso stylish aussehen zu lassen. Allein die abgedrehte Keilerei in einem Linienbus ist derart stark, dass man gleich noch mal zurückspulen möchte. Dafür gibt es ganz klare Action-Höchstnoten! Für den unpassenden und völlig deplatzierten R’n’B/Hip-Hop-Soundtrack ziehen wir aber wieder was ab… was war DAS denn bitte???

Fazit

„Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ ist kein zweiter „Guardians of the Galaxy“, welcher trotz geringen Bekanntheitsgrades der Comic-Vorlage voll eingeschlagen ist. Allerdings ist MARVELs Martial-Arts-Superheld auch kein Ausfall. Überhaupt nicht. Über weite Strecken wird man mit toll choreographierten Fights und durchaus schönen Bildern unterhalten. Hauptdarsteller Simu Liu ist sympathisch, präsent und eine Bereicherung für die Zukunft des MCU. Lediglich auf Sidekick Katy und die obligatorische XXL-CGI-Materialschlacht hätte ich gern verzichten können. Lasst euch da mal was Neues einfallen. Was ist aus den Auge-in-Auge-Fights der guten alten Zeit geworden? Da gab es ordentlich auf die Schnauze und dann war gut! Muss jedes Mal derart die Leinwand explodieren, dass es einem die Plomben in den Rachen schießt? Den Maul-Klempner wird’s freuen… aber irgendwann nutzt sich das Effekt-Gewichse ab und die Zuschauer bleiben aus. Wäre doch auch irgendwie schade…

Wertung: 7

Fotos: © Marvel Studios / Disney

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