Text:   Zeichner: Ohazar

Wikinger im Nebel 1

Wikinger im Nebel 1
Wikinger im Nebel 1
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Carsten Jaehner
9101

Comic-Couch Rezension vonNov 2023

Story

Die halbseitigen Episoden verbinden sich zu einer großen Geschichte und zeigen humorvoll, wie die Wikinger sich auf ihren Fahrten gegen Freund und Feind schlagen.

Zeichnung

Die Zeichnungen von Ohazar sind im klassischen Stil gehalten, manchmal sind die Figuren etwas klein und man muss schon genau hinschauen.

Lustige Einführung in den Wikinismus

Die Wikinger: ein grausames, mordlüsternes, plünderndes Volk, das die nordischen Götter verehrt. Sie lassen keine Schlacht aus, fahren mit ihren Schiffen über die Meere und verbreiten Angst und Schrecken, scheuen keine Gefahr und sind der Alptraum aller an der Küste lebenden Völker. Sollte man meinen. Das französische Geschwisterduo Wilfrid Lupano (Texte) und Ohazar (eigentlich Rodolphe Lupano, Zeichner und der ältere Bruder) präsentiert mit ihrer neuen Comic-Reihe „Wikinger im Nebel“ eine andere Version, die aber dafür umso amüsanter ist.

Häuptling des Wikingerdorfes ist Reidolf, der als erfahrener Streiter und Anführer seine Mannen durch alle Gefahren bringt. Dabei ist auch sein Sohn Arnulf, allerdings ist er das erste Mal mit dabei und soll lernen, wie man sich als Wikinger so verhält und was man so macht, wenn man beispielsweise ein Dorf plündert oder was immer anliegt. Arnulf ist nicht immer der hellste, stellt aber interessante Fragen, die bei näherer Betrachtung das Wikingertum, hier „Wikinismus“, infrage stellen.

Klassischer Stil

Der Band aus dem Carlsen Verlag ist im DIN A4-Format und die kleinen Geschichten sind in halbseitigen, meist aus sechs kleinen Bildern bestehend, verfasst. Dabei variieren die Autoren durchaus die Anzahl der Bilder, manchmal ist es auch nur ein großes Bild, aber eine Pointe findet sich am Ende jeder halben Seite. Die Autoren versäumen es auch nicht, Running Gags einzubauen, die sich gelegentlich wiederfinden, für den Leser umso amüsanter, wenn sie wiederentdeckt werden.

Ohazar zeichnet im klassischen Stil, allerdings sind die Wikinger meist entweder untersetzt oder verschlankt, etwas dazwischen ist selten zu finden. Auch sind die Figuren teilweise in den Bildern recht klein geraten, so dass man schon genau hinschauen muss, um alle zeichnerischen Finessen zu entdecken. Das wird aber durch den Humor wettgemacht, der trocken und sogar streckenweise recht überraschend ist.

Die Männer auf Fahrt, die Frauen daheim

Dabei beginnt der Band mit der Abfahrt der Wikinger auf große Fahrt, verbleibt dann aber zunächst im nicht näher benannten Dorf, wo die Frauen der Wikinger froh sind, diese endlich los zu sein, damit sie endlich mal wieder ordentlich aufräumen können. Schon hier ahnt man, dass in diesem Dorf und mit seinen Bewohnern einiges anders ist als man denkt. Wenn die Erzählung dann umschwenkt auf das Schiff, befinden diese sich tatsächlich im Nebel und laufen an derselben Stelle auf ein Riff auf, wo sie es auf vergangenen Fahrten auch getan haben: Bühne frei für schwarzen Galgenhumor.

Man erlebt die Rettung der Ritter vom gekenterten Schiff, den ersten Raubzug des Häuptlingssohns Arnulf („Bin ein bißchen nervös. Wie warst du denn so drauf bei deinem ersten Raubzug?“ – „Äh… Lass mich nachdenken… Ich war… Äh… Besoffen.“) und wo man schon mal auf dem europäischen Festland plündert, philosophiert man auch gelegentlich über Unterschiede und Gemeinsamkeiten, vor allem auch auf der Religionsebene. Dass die Christen nur einen Gott haben, der auch noch eine Dornenkrone auf dem Kopf hat, ist für Nordmänner, die verschiedenste Götter mit beeindruckenden Waffen haben, schwer verständlich, sorgt aber für einige Lacher.

Feinsinniger und auch derber Humor

Es wird ebenso geklärt, ob es gut ist, sich mit einem Feind gegen einen noch größeren Feind zu verbünden, was nur in eine großartige Hochzeit gipfeln kann. Am Ende kehren die Wikinger nach Hause zurück und haben ihren Frauen wieder viele Geschenke mitgebracht, die genauso weggeworfen werden wie die von den vorherigen Raubzügen.

Natürlich wird man bei „Wikinger im Nebel“ zwangsläufig irgendwie an „Hägar“ oder „Wickie“ erinnert, aber hier ist der Humor etwas feinsinniger. Die kleinen halbseitigen Episoden werden doch durch eine größere Überhandlung zusammengehalten, dennoch steht jede Episode für sich. Zwar gibt es eine Altersempfehlung ab 10 Jahren, dennoch sollten Kinder den Comic beim ersten mal mit ihren Eltern lesen, denn einige Gags sind wohl mehr für Erwachsene geeignet als für Kinder. Im französischen Original ist bereits ein zweiter Band erschienen, der es hoffentlich bald auch auf den deutschen Markt schafft.

Fazit:

„Wikinger im Nebel 1“ ist der Beginn einer neuen Comic-Reihe, die zur Zeit der Wikinger spielt und die alle Aspekte des Wikinismus aufzeigt und dies auf eine sehr humorvolle Art. Der Band kann jedem Freund klassischer Comics nur ans Herz gelegt werden, auch Fans von Hägar werden nicht enttäuscht werden. Die 64 Seiten aus dem Carlsen Verlag vergehen wie im Flug, gottseidank kann man immer wieder irgendeine Seite aufschlagen und sich amüsieren. Die Vorfreude auf den Nachfolgeband ist groß.

Wikinger im Nebel 1

Wilfrid Lupano, Ohazar, Carlsen

Wikinger im Nebel 1

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