w0rldtr33 - Band 01: Terminal

Gabriel Winter ist erfolgreicher Technologie-Unternehmer. Eines Tages holt ihn die düstere Vergangenheit ein. Das Undernet - verborgener, unheilvoller Teil in den Tiefen des Internets - ist offenbar wieder zugänglich. Dabei hatten er und seine Freunde vor vielen Jahren dafür gesorgt, dass dieses geschlossen und versiegelt wird. Auf einem Message Board mit der Bezeichnung w0rldtr33 sammelten sie seinerzeit ihre Erkenntnisse und von dort kommen schlechte Nachrichten. Es gibt wieder eine Vielzahl von Toten. Gibson Lane, der nur einen kurzen Blick auf das Undernet geworfen hat, mutierte zum kaltblütigen Killer und hat seine brutalen Taten auf Social Media geteilt.

PH34R

Dass es James Tynion IV versteht, vielschichtige und atmosphärisch dichte Szenarien zu entwerfen, hat er nicht nur mit „Something is Killing the Children“ bewiesen. Diesmal zieht er uns in eine düstere Cyberwelt hinein. Dabei ist die Prämisse keineswegs neu. Das Böse kehrt zurück, doch noch sind die genauen Umstände unklar. Vergangenheit und Gegenwart werden von Beginn an verflochten und wir stecken mitten in den neu entflammten Problemen von Gabriel. Der nimmt sofort Kontakt zu seinen Freunden auf, die verständlicherweise wenig begeistert sind. Aber auch das FBI und der Bruder des festgenommen Gibson Lane mischen mit. Letzterer soll aber nicht lange in den Armen des Gesetzes bleiben. PH34R, ein mysteriöses und offensichtlich weibliches Wesen, sucht das Gefängnis heim, tötet ihn und weitere Anwesende.

Es ist schon faszinierend, wie schnell es James Tynion IV gelingt, mit wenigen, zudem eigentlich nicht wirklich besonders originellen Elementen, seiner Story Dynamik und Tiefe zu verleihen. Er hievt das Thema Darknet sprichwörtlich in neue Dimensionen, spielt mit der Macht des Internets und dem technologischen Fortschritt. Die Digitale Gefahr manifestiert sich und wandelt unter uns. Mit welcher Motivation? Wie ist es zu stoppen? Das ist nun erneut die Aufgabe von Gabriel und seinen Freunden, die sich aber als herausfordernd erweist.

„w0rldtr33“ gerät dabei als packender Genre-Mix, mit teilweise bewussten Zitaten und Anlehnungen. Eine Prise Matrix hier, etwas Clockwork Orange und Akte-X dort und auch Terminator. Die Figuren bleiben anfangs noch etwas blass und klischeehaft, das gilt insbesondere auch für Gabriel. Aber sie treiben die Geschichte gut voran und werden uns bald vertrauter. Hier dürfen wir in Folgebänden sicher noch deutlich mehr Konturen erwarten. Und die mysteriöse PH34R? Nun, etwas mehr Licht kommt ins Dunkel, soviel sei verraten.

Fernando Blanco variiert den modernen Look und Stil seiner Bilder. Mal, um Zeitebenen abzugrenzen oder um einzelne Passagen in der Dramaturgie deutlich zu betonen. Dann bricht er die sonst eher typische, gelegentlich statische und kleinteilige Panelstruktur auf, vermischt die Realitäten und lässt mit verzerrten Effekten und einnehmenden Farbspiel großartige, beinahe collageartige Motive entstehen. Hier liegt eindeutig eine Stärke in der kreativen Umsetzung, die ansonsten zwar immer passend aber auch nicht durchgehend übermäßig aufregend ist.

Fazit:

„w0rldtr33“ ist ein spannend erzählter und atmosphärisch stimmiger Cyber-Mystery-Thriller, dessen Figuren gerne noch griffiger werden dürfen. Es ist der Beginn der neuen Serie aus der Feder von James Tynion IV. Und so bin ich sehr zuversichtlich, dass noch einige Überraschungen auf uns warten. Wann es weitergeht, steht noch nicht fest.