Undiscovered Country - Band Eins: Schicksal

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Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonNov 2021

Story

Das große Ganze offenbart sich nur peu à peu. Die Autoren vergaloppieren sich aber weitestgehend, da trotz der interessanten Grundidee zu viele Charaktere und Handlungsstränge schnell überfordern.

Zeichnung

Detailliert, farbenfroh und in den Action-Sequenzen sehr dynamisch inszeniert.

Shutdown XXL

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“

Unverhofft kommt oft: Rund 30 Jahre nachdem die USA sich urplötzlich vom Rest der Welt isolierten, kommt quasi aus dem Nichts ein Lebenszeichen. Während der gesamten Zeit ließ man in der Festung Amerika niemanden von Außerhalb einreisen. Selbst die Kommunikation steht seit nunmehr drei Jahrzehnten still. Wie es hinter dem gigantischen Schutzwall aussieht, vermag man sich nur vorzustellen. Nun ein Lebenszeichen… in Form einer Einladung. Ein kleiner, bunter Expeditionstrupp macht sich auf den Weg in die isolierten Staaten und dringt mit einem Helikopter gerade in den schwer geschützten Luftraum ein. Genau zur richtigen Zeit, denn im Rest der Welt wütet eine tödliche Pandemie. Das sogenannte Sky-Virus. Falls das jemandem irgendwie bekannt vorkommen mag, weiß ich nicht, woher… Jedenfalls haben die beiden mächtigen Fraktionen, in die der Rest der Welt sich gesplittet hat, ihre Delegierten voller Hoffnung auf die Reise ins Unbekannte geschickt. Die USA haben nämlich angeblich ein Heilmittel gegen die Seuche, die sekündlich Menschenleben fordert. Es könnte so einfach sein, doch kaum im US-Hoheitsgebiet, wird der voll beladene Helikopter abgeschossen…

Eine Nation macht dicht

Eine interessante Idee, was passieren würde, wenn sich eine Weltmacht wie die Vereinigten Staaten von Amerika von einen auf den anderen Tag plötzlich isolieren würde. Alle Schotten dicht und keine Information dringt heraus. Fragen über Fragen kommen auf. Was hat sich in den mittlerweile 30 Jahren des andauernden Shutdown hinter den gigantischen Mauern getan? Wie konnte solch ein Mammut-Projekt überhaupt bewerkstelligt werden, wo doch schon jede Kleinstadt bei einem lediglich mehrwöchigen Pandemie-Lockdown Probleme hat, ihre freiheitsliebenden Einwohner in Zaum zu halten? Spannend… und gar nicht so weit hergeholt, wie die beiden Autoren Scott Snyder und Charles Soule im ausführlichen Nachwort über die Entstehung von „Undiscovered Country“ zu berichten wissen. Ein befreundeter Mann von der CIA (Central Intelligence Agency) steckte den Schreibern nämlich, dass hinter verschlossenen Türen tatsächlich ähnliche Szenarien durchgespielt werden. Für den Ernstfall. Sehr beruhigend…

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte gerade zu Beginn sehr überfordernd. Erklärungen gibt es nämlich erstmal keine. Zwischen den Kapiteln finden sich allerdings Nachrichten- und Zeitungs-Zitate, sowie eine „Zeitleiste der Abschottung“ im Anhang. Vielmehr gibt es innerhalb der Story nur häppchenweise kleine Info-Brocken, die dann aber immer größere Dimensionen offenbaren. Ohne zu spoilern, schießt man damit für mich gleich im ersten Sammelband – enthalten sind die US-Hefte #1-6 – übers Ziel hinaus. Leider… denn auf der Rückseite des Hardcovers wird „Undiscovered Country“ in einem Zitat mit dem Spaceopera-Paradebeispiel „Saga“ (CROSS CULT) von Brian K. Vaughan und Fiona Staples auf eine Stufe gestellt. Kurz und knapp: Nein, nie und absolut gar nicht. Zwei gänzlich verschiedene Paar Schuhe. Ich vergleiche ja auch nicht „Star Wars“ mit „Star… ne, lass mal lieber…

Oh, du farbenprächtige Endzeit…

An den tollen Bildern gibt es hingegen wenig auszusetzen. Vorzeichner Giuseppe Camuncoli und die beiden Inker Daniele Orlandini und Leonardo Marcello Grasso liefern ebenso ab wie Kolorist Matt Wilson. Der war bereits für die knalligen Farben in der Hit-Serie „Paper Girls“ (ebenfalls bei CROSS CULT erschienen) zuständig und darf hier etwas abwechslungsreicher zu Werke gehen. Für ein endzeitliches Setting fast schon zu bunt, aber dem verwöhnten Auge gefällt’s. Die Panels sind nicht überladen, was die leider sehr holprig erzählte Story wohl nur noch mehr ausgebremst hätte.

Fazit:

Eine solide Dystopie für alle, die noch nicht Pandemie-müde sind. Trotz Near-Future-Setting sehr aktuell und nicht uninteressant. Leider werfen uns die Autoren Snyder und Soule kopfüber ins kalte Wasser. Ohne Land in Sicht, müssen wir Leserinnen und Leser unnötig kompliziert alleine an Land paddeln. Dazu kam ständig das Gefühl, dass mir ein stolz Fahnen-schwenkender US-Amerikaner beim Lesen über die Schulter schaut. Ein bisschen zu selbstverliebt… selbst für die Nation, die sich gerne für den Nabel der Welt hält.

Undiscovered Country - Band Eins: Schicksal

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