Was als nächtlicher Filmdreh beginnt, entwickelt sich zu einer Reise in eine andere Welt.
Fünf Jugendliche stehen kurz vor dem Schulabschluss und treffen sich nachts für einen Filmdreh. Doch was sie am heimischen Strand auffinden werden, ist nicht weniger als der Übergang in eine fremde, fantastische Welt. Und der wird ihr Leben verändern….
Einmal Superkräfte für (fast) alle
Es dauert einige Seiten, bis wir den fünfen an den Strand folgen können. Denn zunächst lernen wir alle während ihrer Vorbereitungen für die Nacht in ihrem familiären Umfeld kennen. Es ist eine eingeschworene Gruppe von Freunden, die hier mehr verbindet als bloße Film- oder Abenteuerlust. Sie alle eint vor allem die Sorge um Cleo. Seit dem Verschwinden ihres Bruders Jake ist sie in sich gekehrt, von Schuldgefühlen gezeichnet. Cleo hofft noch immer Jake eines Tages wiederzufinden. Auch an dem besonderen Ort am Strand, den sie schließlich durch eine Felsformation betreten.
Was sie dort entdecken, übertrifft jede Vorstellungskraft. Das Wasser schimmert pink, leuchtende Vegetation schafft eine unnatürliche, aber faszinierende Stimmung, und dann begegnen sie einem seltsamen Wesen – halb Katze, halb Panda. Was zunächst märchenhaft anmutet, wird bald zur ernsten Herausforderung für die Gruppe - trotz niedlichem Erscheinungsbild der Kreatur, welche offenbar eine erste Manifestation einer Schwarmintelligenz darstellt. Und diese verleiht den Jugendlichen unerwartet übernatürliche Kräfte. Doch nicht alle sind damit gesegnet. Es kommt zu einer unerwarteten Konfrontation, bei der die Gruppe eine Entscheidung treffen muss.
Mattia de Iulis inszeniert „The Cull“ im modernen digitalen Look und stimmungsvollen Farben. Die Charaktere sind detailreich gezeichnet, ihre Mimik realistisch, aber auch mit einer Spur Überzeichnung, die unfreiwillig komisch gerät. Die Hintergründe wirken auch mal karg, werden häufig betont in Unschärfe gehalten, was den Motiven dann dezent cineastisches Flair verleiht. Die sehr gleichförmige Panelstruktur wird von vollflächigen Motiven durchbrochen. Diese setzen vor allem gigantische Wesen der fremden Welt wirkungsvoll in Szene, welche den fünfen schon bald zusetzen werden.
Trotz der fantastischen Elemente in The Cull bleiben die Aspekte Freundschaft und Zusammenhalt zentral in der Handlung verankert. Die fünf Jugendlichen bilden mit ihren individuellen Sorgen, ihre Stärken und Schwächen ein dynamisches Beziehungsgeflecht. Und ihr Vertrauen wird auf die Probe gestellt – denn jemand scheint mehr über diese Welt zu wissen, als er zugibt. Noch ist unklar, was es hiermit wirklich auf sich hat – aber die Ereignisse entwickeln sich zu einer realen Bedrohung.
Fazit:
Was als nächtlicher Filmdreh beginnt, entwickelt sich in The Cull zu einer Reise in eine andere Welt – voller fantastischer Wesen, verborgener Kräfte und mysteriöser Rätsel. Kelly Thompson und Mattia de Iulis präsentieren mit dem Auftaktband ihrer Comicserie eine atmosphärisch dichte Geschichte zwischen Coming-of-Age, Fantasy, Mystery und Monster-Horror. Der unterhaltsame und stimmungsvolle Auftaktband überrascht zum Schluss noch mit einem knackigen Cliffhanger, der Lust auf mehr macht. Band 2 ist aber noch nicht angekündigt.

Kelly Thompson, Mattia De Iulis, Splitter
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