Super Sons 1: Familienzoff

Super Sons 1: Familienzoff
Super Sons 1: Familienzoff
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonMai 2018

Story

Im Grunde eine typische Superhelden-Story mit allem, was dazu gehört. Die Buddy-Dynamik des ungleichen Duos hebt diesen Comic aber sympathisch und amüsant aus der Masse heraus.

Zeichnung

Stylish, markant und rasant inszeniert. Detaillierte Comic-Action auf hohem Niveau, welche nur im letzten Kapitel durch einen Zeichner-Wechsel minimal abflacht.

Wie die Väter, so die Söhne

Häh…?

Für alle interessierten Leser, die mit Superman, Batman, ihrem Nachwuchs und dem DC-Universum – mit all seinen Irrungen und Wirrungen – bisher nicht so viel anfangen konnten, wage ich jetzt mal einen wilden Stunt und versuche, die vorangegangenen Ereignisse, die zum Zusammentreffen der „Super-Söhne“ führen, in möglicher Kürze aufzudröseln:

Superman ist tot… Schock!!! Aber keine Angst, denn es gibt ja noch den „alten“ Supes. Moment… den „Alten“? Ja… denn der jüngst verblichene „Mann aus Stahl“ stammte aus dem „New 52“-Universum, das der DC Verlag 2011 ins Leben rief und seine laufenden Heft-Serien – und damit auch deren Charaktere – wieder auf Anfang setzte und damit verjüngt eine neue Leserschaft gewinnen wollte. Erklärt wurde dieser Neustart mit einer Änderung im Zeitgefüge, die der „rote Blitz“ Flash in der Event-Reihe „Flashpoint“ auslöste. Da die jungen Helden nicht bei jedem auf die größte Gegenliebe stießen und den Storys im Laufe der Jahre die (Super)puste ausging, fing man an, die Vorläufer wieder zu integrieren. Einige liebgewonnene Figuren tauchten im Relaunch überhaupt nicht auf, was ebenfalls für Unmut bei vielen Fans sorgte. Diese Tatsache wollte man beim Verlag aber beheben und tüftelte fleißig am nächsten Großereignis. 2015 traten die DC-Charaktere im Mega-Event „Convergence“ in Scharen gegeneinander in den Ring und so langsam aber sicher deutete sich die kommende „Rebirth“-Ära an, die dann 2016 auch erfolgreich an den Start ging. Der altbekannte Superman konnte während der Geschehnisse von „Convergence“ mit der schwangeren Lois Lane aus der Gefangenschaft fliehen und strandete im „New 52“-Universum, wo er mit der verjüngten Version seiner selbst koexistierte… allerdings ohne, dass die beiden Supermänner voneinander wussten. Clark lebte mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn unter einem Decknamen zurückgezogen auf einer Farm, während seine „New 52“-Variante ein Krönchen mit Wonder Woman hatte und die Lois Lane seiner Welt nur als Kollegin sah. Als dieser dann immer schwächer wurde und anfing auf dem letzten Loch zu pfeifen, sollte ein alter Bekannter wieder sein rotes Cape aus der Mottenkiste kramen. Als Nachfolger trat nach seinem Tod der Ur-Superman zurück ins Rampenlicht… und auch dessen Sohn Jonathan begann langsam seine Kräfte zu entdecken.

Der uneheliche Sprössling von Batman und Talia al Ghul, Damian Wayne, tritt in der aktuellen Timeline als Robin in Erscheinung und führt zudem das Team der „Teen Titans“ an, zu dem außer ihm noch Starfire, Beast Boy, Raven und Kid Flash gehören. Aufgezogen wurde er von seiner Mutter und lernte in der „Liga der Killer“ bereits von klein auf die Kunst der Selbstverteidigung. Damian, dessen Ego größer ist als der ausgedruckte Kontoauszugsstapel seines Vaters, hält sich in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung bereits in seinem jungen Alter - von gerade einmal 13 Jahren – für den besseren Batman und macht sich mit dieser Art nicht nur Freunde. Eine ganz schön große Klappe für jemanden, der – wenn man nach der „Flashpoint“-Zeitlinie geht – gar nicht das Licht der Welt erblickt hätte. Dort wurden nämlich nicht Thomas und Martha (hey… heißt Clarks Mom nicht auch Martha?) Wayne vor den Augen des jungen Bruce ermordet, sondern der kleine Wayne-Sprössling selbst wurde aus den Kinderschuhen gepustet... ergo: wo kein Bruce, da auch kein Damian. Thomas Wayne wurde zu Batman, während Damian dafür in einem anderen Multiversum – und davon gibt’s so einige - ins Fledermaus-Kostüm schlüpfte… aber das würde jetzt viel, viiiiiel zu weit führen.

Während der mittlerweile zehnjährige Jonathan Kent in „Superman Sonderband 1: Der Sohn von Superman“ erste Erfahrungen mit seinen Kräften sammelt, trifft er bereits in „Superman Sonderband 2: Super-Söhne“ auf Batmans vorlauten Spross. Und was soll man sagen: Die Jungs verstehen sich direkt blendend… wie Feuer und Wasser halt.

Mini-Me

Im Debüt-Sammelband von Panini, welcher die ersten fünf US-Hefte enthält, schleicht sich Robin in der Schule von Jon ein, um mal einen Blick auf den Schulalltag „normaler“ Kinder zu werfen, denn als Bessergestellter – als den sich der hochnäsige Damian Wayne zweifelsohne bezeichnen würde – genießt das abgehobene Bürschchen natürlich die Privilegien des Privatunterrichts. Nach dem Austausch diverser Nettigkeiten folgt in der Nacht ein erneuter Besuch auf der Farm der Kents und Robin spannt den jungen Superboy ein, mit ihm eine Einbruchserie bei „Lexcorp“ zu untersuchen, wo es auch diverse Hacker-Angriffe gab. Dass „Lexcorp“ die Firma des kahlköpfigen Lex Luthors ist, dürfte wohl ziemlich klar sein… Was allerdings neu ist, ist, dass Luthor nicht mehr den Erzfeind von Superman verkörpert, sondern sich mittlerweile selbst zum Beschützer von Metropolis ernannt hat, der in glänzender Rüstung eigenmächtig für Recht und Ordnung sorgt. Sogar das altbekannte „S“ – welches nicht für „Superman“ steht, sondern auf kryptonisch „Hoffnung auf ein besseres Morgen“ bedeutet (siehe „Superman: Birthright“ von Mark Waid) – prangt auf seiner stählernen Brust. Da das nächtliche Treiben von Damian und Jon natürlich nicht unbemerkt bleibt, müssen die Super-Söhne sich bald mit dem aufgemotzten Lex herumschlagen, der Einbrüche in sein Unternehmen nicht so toll findet. Luthors Rauferei mit Superboy ist für Robin eine gelungene Ablenkung, die er nur zu gerne nutzt, um an interessante Daten zu kommen. Beim „Lexcorp“-Einbrecher handelt es sich um den jugendlichen Reggie Meyer, der zusammen mit seiner Familie mit dem künstlich hergestellten Amazo-Virus infiziert wurde, welches ungeahnte Kräfte freisetzt. Trotz Heilung verfügen einige der ursprünglich mit Luthors Virus Infizierten noch immer über Superkräfte… so auch Reggie, der seine eigene Familie tyrannisiert und es in seinem Größenwahn sogar auf die „Justice League“ abgesehen hat. Das ungleiche Duo hat also direkt bei seinem ersten Einsatz alle Hände voll zu tun. Einen halbwüchsigen Gegner auf Augenhöhe, Metropolis‘ glatzköpfigen Arm des Gesetzes, wildgewordene Roboter und das größte Übel: Erziehungsberechtigte, die die nächtlichen Exkurse ihrer Kids mit Sicherheit nicht gutheißen würden… oder?

Zwei wie Pech und Schwefel

Keine Frage: „Super Sons“ lebt von der Dynamik der beiden Hauptakteure, deren ständige Frotzeleien an die besten Buddy-Movies erinnern. Die Hassliebe zwischen dem eingebildeten und versnobten Damien, der sich schon an der Spitze der Verbrechensbekämpfer sieht und dem Vorzeige-Sohn Jonathan, dem der Gerechtigkeitssinn seines kryptonischen Dads schon in die Wiege gelegt wurde, liefert den perfekten Aufhänger für unbeschwerte und unterhaltsame Superhelden-Action aus ungewohnter Sichtweise. Die ständigen Zankereien und auf die berühmten Väter umgemünzte „Deine Mudder“-Witze ziehen sich wie rote Fäden durch die Geschichte und lockern immer wieder an den richtigen Stellen auf. Dazu gehört auch Robins ständiges Mäkeln an Superboys unausgeprägten Superkräften, die sich noch in einem Anfangsstadium befinden.

Peter J. Tomasi, der bei DC bereits für unzählige Titel verantwortlich und seit 2007 dort auch als Autor tätig ist, beweist ein gutes Gespür für Timing und wechselt gekonnt zwischen packender Action und gut dosiertem Humor. Leider wurde die Reihe in den USA mit Heft-Ausgabe 16 eingestellt, was angeblich aber nicht an mangelnden Verkäufen lag. Laut Tomasi ist das Thema „Super Sons“ für ihn noch nicht durch und man darf hoffen, die Nachwuchs-Helden an anderer Stelle erneut gemeinsam in Aktion zu sehen. Wenn Panini sich inhaltlich weiterhin am Umfang des ersten Sammelbandes hält, würden uns erfreulicherweise noch mindestens zwei Paperbacks ins Hause stehen … Band 2 ist auf jeden Fall schon für den 21. August angekündigt.

Die ersten vier Kapitel in „Familienzoff“ stammen vom Künstler Jorge Jimenez, dessen Zeichnungen mich auf Anhieb begeisterten. Seine Darstellungen sind stylish und auf den Punkt. Markante Charaktere, deren dynamische Posen für einen Superhelden-Comic prädestiniert sind. Die Panels sind actionreich, ohne unübersichtlich zu werden und dazu noch abwechslungsreich und reich befüllt angeordnet. Für das fünfte US-Heft nahm dann allerdings der Brasilianer Alisson Borges Platz am Zeichentisch. Er ist sichtlich bemüht, sich dem Stil von Jimenez anzunähern, was leider etwas zu bemüht wirkt, da ihm die flüssige Leichtigkeit, mit der sein Vorgänger die Charaktere auf die Seiten zaubert, nicht recht gelingen mag. Zu ungelenk wirken Borges‘ Ausführungen, was den optisch mehr als positiven Eindruck gegen Ende etwas schmälert. Meckern auf hohem… ganz hohem Niveau, aber mit Jorge Jimenez als durchgehendem Zeichner wäre es eine Punktlandung geworden. So gibt es leichte… ganz leichte Abzüge in der B(orges)-Note.

Fazit:

Mit „Familienzoff“ bekommt der Comic-Freund eine rundum gelungene Geschichte, die sich zwar ohne Vorkenntnisse genießen lässt, aber ohne kompletten DC-Background so manche Fragen aufwerfen könnte. Für die Story ist dies zwar unerheblich, jedoch schafft bereits das Vorwort von Christian Endres ein wenig Abhilfe, was den Einstieg ungemein erleichtert. Die Söhne von Superman und Batman liefern somit einen gelungenen Einstand für ihre eigene Serie und ihre Väter statten uns auch noch einen Besuch ab. Unbeschwerte und actionreiche Wohlfühl-Unterhaltung… was will man mehr?

Super Sons 1: Familienzoff

Peter J. Tomasi, Alisson Borges, Jorge Jimenez, Panini

Super Sons 1: Familienzoff

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