Text:   Zeichner: Eric Powell

Schon gehört, was Ed Gein getan hat?

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André C. Schmechta
10101

Comic-Couch Rezension vonDez 2023

Story

Fast ausschließlich Primärquellen bilden das Fundament der Fakten, auf die Schechter und Powell zurückgegriffen haben, um die Geschichte um Ed Gein nachzuerzählen. Sie wählen einen dramaturgisch guten Weg in der Schilderung der schrecklichen Ereignisse. Längere Dialog- und Erzählphasen verleihen dabei die nötige Substanz, während gut dosierte Thriller-Elemente zusätzlich Spannung erzeugen.

Zeichnung

Gut, dass Eric Powell bei seinen Zeichnungen ganz auf Schwarzweiß gesetzt hat. Sie wirken durch ihr nuanciertes Spiel mit Kontrasten umso intensiver.

Ein ebenso faszinierendes wie erschreckendes Porträt

Er hat Robert Bloch zu „Psycho“ inspiriert, war Vorlage für die Figur des Buffalo Bill in „Das Schweigen der Lämmer“ und auch „Texas Chainsaw Massacre“ hätte es ohne ihn wohl nicht gegeben. Die Rede ist von Ed Gein, Serienkiller aus Plainfied. Harold Schechter und Eric Powell inszenieren dessen tragisches Leben und die grausigen Verbrechen erstmals in einer True-Crime Graphic Novel.

Psychopathischer Mörder, Leichendieb und Leichenschänder

Fast ausschließlich Primärquellen bilden das Fundament der Fakten, auf die Schechter und Powell zurückgegriffen haben, um die Geschichte um Ed Gein nachzuerzählen. So führen zumindest sie im Nachwort aus. Da bis heute dennoch nicht alle Details vollständig aufgeklärt sind, ergänzen sie die Handlung um wenige eigene Motive und Überlegungen, die aber plausibel in die Handlung eingebettet sind und so ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Die Graphic Novel spannt dabei chronologisch den Bogen von Geburt und Aufwachsen mit dem Bruder, über den Tod der Eltern, Inhaftierung und Unterbringung in einer forensischen Klinik und schließlich den Tod von Ed Gein.

Dass die Kindheit mit einer religiös fanatischen Mutter nicht gerade positive Auswirkungen auf das Heranwachsen des schüchternen Jungen haben wird, ist schon nach wenigen Seiten offensichtlich. Als unerwünschtes Kind geboren, muss sich Ed einer strengen und groben Erziehung ohne echte Zuneigung fügen. Der Vater ist eigentlich nur Randfigur, flüchtet in den Alkohol und wird gewalttätig. Es ist eine hoffnungslose, bedrückende und bedrohliche Atmosphäre, die sich uns hier offenbart.

Es verwundert also nicht, dass die Zukunft von Ed Gein aus den Bahnen gerät. Doch wird sein Verhalten hier weder entschuldigt, für Verständnis oder gar Mitleid geworben. Schechter und Powell wählen einen dramaturgisch guten Weg in der Schilderung der schrecklichen Ereignisse. Längere Dialog- und Erzählphasen verleihen dabei die nötige Substanz, während gut dosierte Thriller-Elemente zusätzlich Spannung erzeugen. Doch trotz physischer und psychischer Unterdrückung, die Liebe zu seiner Mutter bleibt erhalten und so soll ihr Tod tiefe Spuren hinterlassen, eine Kette unglaublicher Taten in Gang setzen.

Einnehmende Momente und emotionale Gegenpole

Gut, dass Eric Powell bei seinen Zeichnungen ganz auf Schwarzweiß gesetzt hat. Sie wirken durch ihr nuanciertes Spiel mit Kontrasten umso intensiver, betonen dabei den historischen Kontext und versetzen uns in eine beschauliche Kleinstadtidylle, die schon bald erschüttert werden soll. Den ermittelnden Beamten wird einiges abgefordert.

Powell hat ein ungemein gutes Gespür für Mimik und Gestik seiner Figuren, schafft einnehmende Momente und emotionale Gegenpole. Faszinierend gerät die Befragung von Ed Gein. Auf Passfoto großen Panels sehen wir ihn über mehre Seiten in unveränderter Körperhaltung, mit stoischem, schon fast abwesendem Gesichtsausdruck. Umso auffälliger, wenn sich für einen Moment Gleichgültigkeit oder Überraschung in seinem Gesicht zeigen.

Auch wenn wir die grausamen Taten in ihrer Ausführung nie zu Gesicht bekommen, so sind schon ihre erzählerischen Andeutungen und vereinzelte Bilder harter Stoff. Mindestens zwei Morde an Frauen wurden Ed Gein nachgewiesen, daneben hat er Leichendiebstahl und unfassbare Leichenschändung begangen. Weitere Details führe ich hier nicht aus, denn wer die Geschichte von Ed Gein noch überhaupt nicht kennt, darf sich hier noch auf einiges gefasst machen.

Fazit:

Auf wahren Ereignissen beruhend, entwerfen Harald Schechter und Eric Powell ein ebenso faszinierendes wie erschreckendes Portrait des Frauenmörders Ed Gein. Die atmosphärisch dichte Graphic Novel ist ein Muss für - nicht allzu zart besaitete - True-Crime-Fans.

Schon gehört, was Ed Gein getan hat?

Harold Schechter, Eric Powell, Splitter

Schon gehört, was Ed Gein getan hat?

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