Micky All-Stars

Micky All-Stars
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonOkt 2019

Story

Abwechslungs- und einfallsreich wird hier mit dem wenigen Platz, der den Künstlern zur Verfügung stand, gespielt. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit vielen Bekannten.

Zeichnung

Mehr Vielfalt wird man wohl so schnell nicht wieder zwischen zwei Buchdeckeln finden.

Die Quadratur dreier Kreise

Fifty Shades of Mausgrau

Auf dem Papier ist die wohl berühmteste Maus der Welt bereits 91 Jahre alt, sieht aber keinen Tag älter aus als… ja… pffff… was weiß ich? Woran erkennt man das Alter einer Maus? Grauen Bart? Krummer Rücken? Fünf Dioptrien pro Glubschauge? Man weiß es nicht. Jedenfalls hat Disneys umtriebiger Mäuserich sich verdammt gut gehalten und steht voll im Saft. Tuckerte er 1928 in „Steamboat Willie“, seinem ersten Auftritt in einem Kurzfilm, noch lässig aus der Hüfte wippend und pfeifend übers Wasser, hat Micky im Laufe der Jahrzehnte nur marginale optische Veränderungen durchgemacht, die sich hauptsächlich durch zeichnerische Auffrischungen erkennen lassen. Seine Abenteuer sind vielfältig, wie eh und je. SO abwechslungsreich und vielseitig, wie Micky Maus im aktuellen Liebhaber-Band von Egmont dargestellt wird, hat man ihn allerdings noch nie gesehen!

46 namhafte Künstler nehmen sich Disneys Aushängeschild an und verarbeiten die drei simplen Kreise, aus denen Mickys Gesicht im Groben besteht, auf höchst kreative, ganz eigene Weise und lassen ihren jeweiligen Stil in die Darstellung einfließen.

Wenn sich eine Tür schließt…

… gehst du einfach durch eine andere. So - oder so ähnlich - lautet ein altes Sprichwort und Türen spielen auch eine große Rolle in „Micky All-Stars“. Sie sind der Türöffner (boah, war der flach!) für ein buntes Sammelsurium von kurzen Abenteuern, die unseren kultigen Nager-Freund auf jeder Seite in ein neues Szenario befördern. Einzige Vorgabe: Die den Künstlern zur freien Verfügung stehende Seite muss damit beginnen, wie Micky die Szene durch eine Tür betritt und diese im letzten Panel wieder durch eine andere Tür verlässt, um die Bühne für den nachfolgenden Zeichner zu räumen. Dies geschieht natürlich nicht ohne Grund, denn so unterschiedlich die jeweiligen Inhalte auch sind, so muss schon eine Rahmenhandlung her, um dem ganzen einen Sinn zu geben. Diese ist auch schnell erklärt:

Goofy lädt Micky zu einem gemeinsamen Besuch auf den Jahrmarkt ein, damit der schwerbeschäftigte Kollege nach seinen zahlreichen Abenteuern mal ein wenig abschaltet. Nicht ahnend, dass eigentlich eine Überraschungsparty zu Ehren Mickys geplant ist, genießt er den freien Tag in vollen Zügen. Als die Leiterin einer Jahrmarktsbude Herrn Maus eine Freikarte für ihre Erlebnis-Attraktion „Tausend und eine Türe“ in die Patschehand drückt, nimmt der stets neugierige Micky natürlich dankend an. Und damit beginnt die abenteuerliche Reise durch eine Vielzahl von Welten, die allesamt durch Türen miteinander verbunden sind.

Eröffnet und abgeschlossen wird „Micky All-Stars“ vom Duo Giorgio Cavazzano und Joris Chamblain. Dazwischen liegen farbenfrohe Interpretationen von Silvio Camboni („Micky und der verlorene Ozean“), Alexis Nesme („Horrifikland“), Nicolas Keramidas („Donald’s Happiest Adventures“ & „Mickey’s Craziest Adventures“), DAB’S („Mickys Reisen durch die Zeit“) oder Tebo („Die jungen Jahre von Micky“), die bereits allesamt über Disney-Erfahrung verfügen. Neben weiteren namhaften Künstlern dürfen auch deutsche Hochkaräter der Comic-Szene ihre Beiträge beisteuern.

Den Auftakt macht Flix („Spirou in Berlin“), der Micky durch ein Spukhaus stolpern lässt und dabei gekonnt mit der Panel-Aufteilung spielt. Der Oberhausener Comic-Zeichner Ulf K. („Neue Geschichten von Vater und Sohn“) geht in seinem Part sehr experimentell vor und lotet die Grenzen der Bildergeschichten aus, während Sascha Wüstefelds („Das UPgrade“) Micky-Version mit einem eher unüblichen Problem kämpft, was die Größe von Mäusen betrifft.

Persönlich haben mich die Kurz-Storys von DAV, Federico Bertolucci & Frédéric Brrémaud, José-Luis Munuera, Alexis Nesme, Boris Mirroir, Pascal Regnauld, Mathilde Domecq und Mike Peraza begeistert, da diese optisch besonders hervorstechen. Aber Geschmäcker sind ja verschieden… und „Micky All-Stars“ liefert genügend Abwechslung, um jeden Geschmack mindestens einmal zu treffen.

Hat die Maus einmal den Speck gekostet, so kommt sie wieder

Und so kommt der liebe Micky immer wieder gerne zum Egmont Verlag zurück, denn in letzter Zeit sind neben den „Lustigen Taschenbüchern“, diversen „Enthologien“, „Entenhausen-Editionen“ von Carl Barks, charakterbezogenen Anthologien, Comics und Sonderheften auch wunderschöne Hommage-Bände erschienen, die Europas Comic-Crème de la Crème zu Stift und Pinsel greifen lassen, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und die liebgewonnenen Figuren in ihren Stilen zu verewigen. Zu Ehren der beliebten Maus fällt auch „Micky All-Stars“ ins Segment dieser Pracht-Veröffentlichungen, womit man den Band wohl ohne Übertreibung als „Hommage der Hommagen“ bezeichnen kann.

Fazit:

„Micky All-Stars“ ist ein Band, der sich wohl am ehesten an Donaldisten und eingefleischte Disney-Fans richtet. Für diese Zielgruppe ist er dann - wenn auch preislich nicht ganz unerschwinglich, gemessen am Umfang – ein wahres Geschenk, was sich auch in der edlen Aufmachung widerspiegelt. Eine künstlerische Verbeugung vor über 90 Jahren Erfolg.

Micky All-Stars

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