IN NY
- Edition Moderne
- Erschienen: September 2022
- 0
Verbunden mit zwei namenlosen Menschen in New York.
New York. Ein junger Mann verliert seine geliebte Partnerin bei einem Unfall und doch sieht er sie eines Tages in seiner Küche stehen. Ein Traum, eine Halluzination?
Über eine berührende Erzählung und einen dicken Kloß im Hals
Auch die regelmäßigen Besuche beim Psychiater ändern nichts. Fortan taucht seine Partnerin immer wieder auf. Auch wenn der junge Mann weiß, dass es eigentlich nicht real sein kann, unternehmen sie schon bald gemeinsame Ausflüge an verschiedene Orte in der amerikanischen Metropole. Wir bleiben beim Lesen ebenfalls skeptisch, freuen uns natürlich über viele romantische, liebevolle Momente voller Nähe, wollen aber nicht glauben, dass hier wahrlich Tote zum Leben erweckt werden. Das Ende schlägt uns dann mit überraschender finaler Wendung förmlich vor den Kopf und beschert uns für einen Moment einen dicken Kloß im Hals.
„IN NY“ stimmt durchaus nachdenklich, wird glücklicherweise nicht erdrückend schwermütig. Im Gegenteil, eine gewisse Leichtigkeit durchzieht die Geschichte. Das liegt an der sehr ruhigen unaufdringlichen Erzählweise von Julian Voloj mit nur wenigen Dialogen. Über weite Strecken übernehmen sogar die wunderbar leichten Bilder von Andreas Gefe allein das Erzählen.
Und diese wirken stets in gewisser Hinsicht leicht unscharf. Denn Andreas Gefe arbeitet auf den Panels geschickt mit viel Weißraum und doppelten Konturen. Eine weichere, dezente rote und eine betonende, feinere schwarze Kontur. Ein wenig entsteht der Eindruck von ineinander verwobenen Parallelwelten. Es gibt detaillierte Stadtansichten mit großzügigen Perspektiven. Immer wieder rufen uns irreale Details ins Gedächtnis, dass hier etwas nicht stimmen kann. Nur vereinzelt werden einzelne Flächen mit hellem Blau untermalt, geben den Bildern etwas mehr Ruhe, Tiefe und Räumlichkeit. Bis zum unerwarteten Ende, das uns doch mit ein wenig Traurigkeit zurücklässt.
Fazit:
„IN NY“ ist eine berührende Graphic Novel über schmerzhaften Verlust und Trauer auf der einen Seite und eine ebenso feinfühlige Erzählung über die Liebe, die Kraft der Erinnerung, die Hoffnung und das Loslassen. Auf 88 Seiten sind wir in diesen Gefühlswelten für einen Moment mit zwei namenlosen Menschen in New York verbunden.
Deine Meinung zu »IN NY«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!