Harrow County - Omnibus Zwei

Der Anfang allen Übels

Vor langer Zeit gründete Malachi die Familie. Nein… er schuf sie. Formte sie mit seinen Händen, hauchte ihr Leben ein. Eine seiner letzten Schöpfungen war Hester Beck. Sein Kind, äußerlich einem Menschen ähnelnd, innerlich doch weit davon entfernt. Malachis Zorn und Boshaftigkeit in sich tragend, fürchtete sich die Familie vor Hester. Das war ihrem Schöpfer nur recht, schließlich sollte sie als starke Anführerin einmal seinen Platz einnehmen. Eine Position, die eigentlich Amaryllis zugedacht war. Diese sah in Hester eine Schwester und nahm sie unter ihre Fittiche. Mit fatalen Folgen. Sie tötete Amaryllis und saugte deren Macht regelrecht auf. Malachi, selber erschrocken darüber, zu was sein Kind in der Lage war, ließ die Familie daraufhin hinter sich und legte seinen Namen ab. Die Schreckensherrschaft von Hester Beck begann aber gerade erst…

Sprung nach vorne/Blick zurück

Die Bewohner des Städtchens Harrow County erkannten einst, wer da Tür an Tür mit ihnen lebte. Eine Hexe, die mit dem Teufel im Bunde war. Entsprechend beschlossen sie, Hester Beck zurück in die Hölle zu schicken. Doch noch im Todeskampf schwor sie, eines Tages zurückzukehren, um bittere Rache zu nehmen.

Jahre später steht das Mädchen Emmy Crawford kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Eigentlich ein Grund zum Feiern, doch nicht nur die Dorfgemeinschaft hat ihren Werdegang mit Argusaugen beobachtet. Auch ihr Vater, mit dem sie eine Farm bewohnt, blickt eher sorgenvoll auf ihre Volljährigkeit. Emmy soll nämlich die Wiedergeburt der Hexe Hester Beck sein… und die Zeichen haben sich verdichtet.

Konfrontationen

Nachdem Emmy ihre Kräfte entdeckt hat und dank derer dem sicheren Tod noch mal von der Schippe gesprungen ist, wird sie von den Bewohnern von Harrow County respektiert. Nicht akzeptiert, aber respektiert… aus Angst. Doch auch sie selbst hadert mit ihrem vermeintlich schweren Erbe. Als sie von dem mysteriösen Monstrum, das in den Wäldern von Harrow County haust, ihre wahre Vergangenheit erfährt, stellt dies das Leben der jungen Frau erneut auf den Kopf. Doch Zeit, sich mit dem eigenen Schicksal genauer zu befassen, bleibt Emmy erstmal nicht.

Ein Trupp schießwütiger Jäger hat sich aufgemacht, das sagenumwobene Monster in den Wäldern zu erlegen. Emmy weiß, dass das nicht gut enden kann. Darauf bedacht, die übernatürlichen Haints in ihrem Rückzugsort zu schützen, muss Emmy ihre Macht einsetzen. Hin- und hergerissen zwischen ihrer magischen und menschlichen Seite, wird zusätzlich Emmys Freundschaft zu Bernice auf eine harte Probe gestellt. Und als wäre das nicht genug, kündigt Emmys diabolische Schwester Kammi ihre Rückkehr an.

Im County ist die Hölle los

Mit dem zweiten Sammelband von SKINLESS CROW endet die „Harrow County“-Saga. Bis dahin müsst Ihr euch aber durch stolze 433 Seiten ackern, denn das wuchtige Hardcover-Buch enthält die Kapitel (gleichzusetzen mit den US-Einzelheften) 17 bis 32. Darüber hinaus beinhaltet „Omnibus Zwei“ noch eine feine Sammlung von „Harrow County“-Kurzgeschichten, in denen auf wenigen Seiten (genauer gesagt in ein- bis fünfseitigen Shortstories) facettenreich aus dem Alltag im mysteriösen Örtchen berichtet wird. Das rundet das Leseerlebnis nach dem großen und sehr gelungenen Finale perfekt ab.

Cullen Bunn und Tyler Crook sind erneut für die Story und passend-atmosphärischen Zeichnungen verantwortlich. Lediglich die Kapitel 17 und 18, in denen wir gleich zu Beginn bei einem Blick in die Vergangenheit mehr über Hester Becks Ursprünge und die Familie erfahren, wurden künstlerisch von Carla Speed McNeil (mit Farben von Jenn Manley Lee) umgesetzt. Danach kommt man wieder in den gewohnten Genuss von Tyler Crooks herbstlichen Aquarell-Ergüssen. Auch hier startet wieder jedes Kapitel mit einer imposanten Doppelseite, in die Crook ganz im Stil von Will Eisner kreativ den „Harrow County“-Schriftzug eingearbeitet hat. Comic-Pionier Eisner war seinerzeit dafür bekannt, den Titel seiner Schöpfung „The Spirit“ stets experimentell in eine Seite zu implementieren und die Leser mit dieser innovativen Idee zu überraschen. Das schafft Crook auch, obwohl man manchmal zweimal hinschauen muss.

Fazit:

Limitiert auf 666 Exemplare, macht dieser „Omnibus“ seinem Namen alle Ehre. Hervorragend und packend erzählt, toll umgesetzt und dank dieser umfassenden Ausgabe perfekt und eines Comics dieses Kalibers gebührend präsentiert. Landhaus-Horror mit Stil und Herbst-Charme!