Text:   Zeichner: Jan Bintakies

Ein verdammter Handschlag

Ein verdammter Handschlag
Ein verdammter Handschlag
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Marcel Scharrenbroich
10101

Comic-Couch Rezension vonAug 2023

Story

Ein liebenswerter Loser im irrwitzigen Kampf gegen Ganoven, Höllenfürsten, Geldnot und das rachsüchtige Gekeife einer schlagkräftigen Ex. Da soll noch mal einer sagen, an Karneval wäre nix los!

Zeichnung

Anschnallen, es wird wild! Jan Bintakies haut ordentlich raus und liefert tolle Bilder mit viel Dynamik und einer ausgewogenen Farbpalette. Zwischendurch werden sehenswert immer wieder grelle Farbexplosionen eingestreut.

Von Kölle zur Hölle

Kölle Alaaf!

Luca Stoffels ist Kleinganove in Köln und Umgebung. In der Karnevals-Hochburg tobt gerade das närrische Treiben, doch Luca ist so gar nicht nach Tanz mit offener Hose, Arch-voll-toll oder bumsfidelen Schüssen aus der Hüfte zumute. Er hat mächtig Scheiße an den Hacken kleben, hat er sich doch einen stattlichen Schuldenberg bei den falschen Leutchen angehäuft. Außerdem hat ihm On/Off-Freundin Lilly, eine streitsüchtige Domina mit kurzer Zündschnur, kurzerhand die Bude unterm Arsch leergeräumt. Grob gesagt: könnte besser laufen.

Wie der Zufall es will, tritt plötzlich ein Wildfremder an den gebeutelten Luca heran. Der mysteriöse Benedikt Bosch bietet ihm flockige 1.000 Piepen allein dafür, dass Luca sich anhört, was er da vorzuschlagen hat. Und gleich noch mal 5.000 Peitschen, sollte er dessen Vorschlag zustimmen. Doch soweit ist es noch nicht, denn Boschs Aussagen sind reichlich haarsträubend… selbst für ein menschliches Wrack mit Geldsorgen. Bosch behauptet, einst einen Deal mit einem Dämon geschlossen zu haben. Ein Leben auf der Erfolgsspur - allerdings auf Zeit - gegen seine Seele. Rattert die Zeit ab, macht der Dämon kurze Fuffzehn und lässt da auch nicht mit sich spaßen… es sei denn… Ja es sei denn, dass sich irgendein Dödel findet, der den Deal des Trägers (freilich unter den gleichen Konditionen… wir sind ja hier nicht auf dem Basar!) mit einem besiegelnden Handschlag freiwillig(!) übernimmt. Hmmm… wo würde sich so ein Vollidiot wohl finden lassen?

Luca Stoffels hat den Deal also übernommen. Zu 6.000 Schleifen kann man in seiner prekären Situation schließlich nur schwer „Neien!“ sagen… und wer glaubt schon solch einen Dämonen-Bullshit, gelle? Und damit betritt Faffnir die irdische Bühne. Der redselige Dämon ist nur für Luca sichtbar und hat eine tolle Neuigkeit im Gepäck. Und zwar, dass Lucas schmaler Arsch in 24 Stunden IHM gehört. Ja dann, Kölle Alaaf…

Erinnerung an mich:

Wenn mir mal wieder ein unterdurchschnittlicher Comic unter die Finger kommt, der so gar nicht zünden will - denn die gibt es durchaus in einem Vielleser-Haushalt in Bibliotheks-Dimensionen, würde ich Euch allerdings an dieser Stelle nicht reinen Gewissens empfehlen wollen -, nehme ich in Zukunft einfach noch mal „Nur ein verdammter Handschlag“ zur Hand. Das perfekte Beispiel dafür, warum mich dieses Medium immer wieder fasziniert und selbst nach tausenden gelesenen Geschichten (das läppert sich schneller als Ihr denkt!) noch überraschen kann. Das Herzblut von Matze Ross und Jan Bintakies, den beiden Machern, merkt man auf jeder einzelnen Seite.

Ganze sechs Jahre Arbeit verschlang das Projekt, seit Autor Ross und Zeichner Bintakies dem SPLITTER Verlag „Ein verdammter Handschlag“ in Erlangen „gepitcht“ haben, wie wir Anglizismen-Rambos es so fresh von der Leber flexen. Ehrenwert, den wirklich NICHTS wirkt an diesem Comic wie ein Schnellschuss. Ganz im Gegenteil. Die Story schlägt wilde Haken, ist herrlich verspielt erzählt und glänzt mit viel schwarzem (und lokalem) Humor. Die Charaktere sind von Bintakies schön ge- und überzeichnet, sodass so mancher Gag klar auf deren Minenspiel geht. Die Kolorierung ist aufwendig und stets stimmig. Ich wüsste nicht, wo ich da den Mecker-Stift überhaupt ansetzen sollte.

Kick it!

Das sahen wohl auch die lieben Damen und Herren vom SPLITTER Verlag so, die dem Newcomer-Duo nicht nur die Veröffentlichung ihres ersten Comics ermöglichten, sondern gleich noch einen Schritt weiter gingen. Für „Ein verdammter Handschlag“ rief man die erste Kickstarter-Kampagne der Verlagsgeschichte ins Leben, um die Künstler besser zu unterstützen. 300 Unterstützer schafften 21.309 Euronen ran, um die „Dämonische Deluxe Edition“ zu finanzieren. Diese gab es für alle Backer inklusive der Goodies aus den erreichten Stretchgoals. Diese überformatige Exklusiv-Version (23x32 cm) mit Variant-Motiv und Spotlack-Veredelung verfügt im Gegensatz zur regulär erhältlichen Bookformat-Ausgabe (20x28 cm) über 40 zusätzliche Seiten. Doch auch Otto Normalleser müssen nicht ohne Bonusmaterial auskommen. So haben einige Zeichnerinnen und Zeichner ihre ganz eigenen Artworks für eine Gastgalerie beigesteuert.

Fazit:

Ob Matze Ross und Jan Bintakies ebenfalls einen faustischen Pakt mit einem Dämon der Neunten Kunst geschlossen haben? Ihr gemeinsamer Comic-Erstling schafft es nämlich aus dem Stand, alle Hürden zum heimischen Geheimtipp locker zu überspringen. Abgedrehte Story und überdrehte Zeichnungen, ein aberwitzig-höllisches Debüt!

Ein verdammter Handschlag

Matze Ross, Jan Bintakies, Splitter

Ein verdammter Handschlag

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