Text:   Zeichner: Jeff Lemire

Der Unterwasser-Schweißer

Der Unterwasser-Schweißer
Der Unterwasser-Schweißer
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André C. Schmechta
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Comic-Couch Rezension vonMai 2019

Story

Die Geschichte von Susan und Jack ist einfühlsam und mit Bedacht erzählt. Lemire lässt immer wieder bewusst Realität, Gedanken und Träume vermischen und verleiht seiner Erzählung so einen dezent geheimnisvollen Touch.

Zeichnung

Die Bilder sind von unglaublicher Anziehungskraft - von der ersten bis zu letzten Seite. Sein Stil wirkt skizzenhaft und steckt doch so voller Details. Ganz in schwarz-weiß gehalten, entstehen starke Kontraste. Lemires besondere Art, seine Comics filmisch zu inszenieren, ist unverkennbar.

Tauchgang zurück ins Leben

Jack und Susan leben in einem kleinen Ort an der Küste Neuschottlands. Jack ist Taucher auf einer Ölplattform. Seine Frau Susan ist schwanger und steht wenige Wochen vor der Entbindung. Doch Jack ist weit davon entfernt, ungeduldig aber glücklich auf seinen Nachwuchs zu warten. Im Gegenteil, er taucht im wahrsten Sinne des Wortes ab und entfernt sich von seiner Familie - auf der Suche nach sich selbst.

„Nur im Wasser bin ich wirklich ich selbst“

Im Verlauf der Geschichte werden uns die Umstände bekannt, die Jack zu dem erwachsenen Mann werden ließen, der er nun ist. Es ist wieder Halloween und vor 20 Jahren ist sein Vater bei einem Tauchgang verunglückt. Jack war zu dieser Zeit erst 10 Jahre alt. Auch sein Vater haderte mit dem Leben, lebte getrennt von Frau und Familie, fand Zuflucht im Alkohol. Tritt Jack in die Fußstapfen seines Vaters, ohne sich dessen bewusst zu werden?

Jeff Lemire - vielen sicherlich bekannt durch seine Arbeiten für DC - hat mich mit seiner Geschichte bereits mit den ersten Seiten und den ersten Panels gepackt. Es ist offensichtlich, dass wir in eine nachdenkliche und emotionale Geschichte abtauchen werden.

Immer wieder möchte ich Jack gerne schütteln und ihm zurufen „Was machst Du da!“ - doch ohne Verärgerung oder Unverständnis. Seine Beweggründe sind nachvollziehbar - natürlich nicht rational, sondern emotional.

Obwohl Susan mehr und mehr verzweifelt, ihn auf die unausweichlichen Konsequenzen hinweist, will sich Jack den Geistern der Vergangenheit stellen und setzt damit seine Beziehung aufs Spiel.

„Ich habe so viel Zeit damit verschwendet zurückzuschauen. Und vergessen nach vorne zu blicken.“

Die Geschichte von Susan und Jack ist einfühlsam und mit Bedacht erzählt. Lemire nimmt sich Zeit für seine Figuren. Oftmals müssen wir nur beobachten. Und seine Bilder sind von unglaublicher Anziehungskraft - von der ersten bis zu letzten Seite. Sein Stil wirkt skizzenhaft und steckt doch so voller Details. Ganz in schwarz-weiß gehalten entstehen starke Kontraste.

Wut, Enttäuschung, Traurigkeit - die Gefühlswelt seiner Hauptfiguren ist beinahe greifbar. So verharren Sequenzen auch mal über mehrere Panels auf den Gesichtern. In dramatischen Unterwassersequenzen brechen die Bilder auf. Intensives Licht und Schattenspiel unterstützt die Dynamik. Lemires besondere Art, seine Comics filmisch zu inszenieren, ist unverkennbar.

Aber „Der Unterwasser-Schweißer“ ist dabei keineswegs nur ein gewöhnliches Beziehungsdrama. Lemire lässt immer wieder bewusst Realität, Gedanken und Träume vermischen und verleiht seiner Erzählung so einen dezent geheimnisvollen Touch.

Fazit:

Wie sehr die Vergangenheit unser Leben bestimmen kann, zeigt Lemire eindrucksvoll mit seinem jederzeit einnehmenden Werk „Der Unterwasser-Schweißer“. Jacks Tauchgang zurück ins Leben ist eine Geschichte zum mitfühlen und nachdenken - über das Leben, über sich selbst.

Der Unterwasser-Schweißer

Jeff Lemire, Jeff Lemire, Hinstorff

Der Unterwasser-Schweißer

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