Der Augensammler

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André C. Schmechta
9101

Comic-Couch Rezension vonDez 2021

Story

„Der Augensammler“ fesselt von der ersten Seite mit einer dichten Thriller-Atmosphäre. Auch wenn man gelegentlich merkt, dass die Geschichte hier gestrafft werden musste, gelingt eine überaus stimmige, temporeiche und über die gesamte Länge packende Dramaturgie.

Zeichnung

Schmolke inszeniert die Graphic Novel düster. Sein kräftiger Strich hat etwas Raues und Unmittelbares. Die großzügigen Panels sehen kaum Tageslicht. Das zurückhaltende, aber stets stimmungsvolle Farbspiel muss sich gegen tiefe Schatten behaupten.

45 Stunden und 7 Minuten bis zum Tod

Ein grausamer Serientäter treibt sein Unwesen in Berlin. Die bestialische Masche: Er tötet Frauen, entführt ihre Kinder und stellt dem Mann ein Ultimatum. Verstreicht es, gibt es ein weiteres junges Opfer zu beklagen. Und dass die Presse den Mörder als „Augensammler“ bezeichnet, kommt nicht von ungefähr…

Zugegeben, ich kenne die Romanvorlage von Bestsellerautor Sebastian Fitzek nicht. Dessen Vorwort aber gibt bereits zu verstehen, dass es Frank Schmolke offenbar gelungen ist, dicht beim Ursprungswerk zu bleiben. Fitzek jedenfalls ist überaus angetan von Schmolkes Interpretation seiner Geschichte - und ich bin es ebenfalls.

Die Zeit läuft

„Der Augensammler“ fesselt von der ersten Seite mit einer dichten Thriller-Atmosphäre. Auch wenn man gelegentlich merkt, dass die Geschichte hier gestrafft werden musste, gelingt eine überaus stimmige, temporeiche und über die gesamte Länge packende Dramaturgie.

Die wenigen Hauptfiguren werden gut charakterisiert. Allen voran der frisch geschiedene Alexander Zorbach, Ex-Polizist und nun Polizei-Reporter für eine Tageszeitung. Er hat schon mehrfach über den Augensammler berichtet und sich bei seinen ehemaligen Kollegen nicht gerade Freunde durch seine Schnüffelei gemacht. Doch wirklich kritisch wird es für Zorbach, als er ins Visier der leitenden Beamten gerät und schon bald als Hauptverdächtiger gilt. Für ihn steht nicht mehr nur sein Job auf dem Spiel.

Zorbach versucht durch seine persönlichen Ermittlungen weiter Licht ins Dunkel zu bringen. Ihm zur Seite steht die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoriev. Und die Zeit läuft. Ein weiteres Opfer, eine weitere Entführung. Wieder heißt es 45 Stunden und 7 Minuten bis zum Tod. Natürlich sollen wir erfahren, was es mit dieser besonderen Frist des Augensammlers auf sich hat.

Panels so dunkel wie die Seele des Täters

Schmolke inszeniert die Graphic Novel düster. Sein kräftiger Strich hat etwas Raues und Unmittelbares. In schwarze Rahmen wird das winterliche Berlin getaucht. Die großzügigen Panels sehen kaum Tageslicht, auf der Fährte des Augensammlers geht es in dunkle Kellerräume, triste Büros und verschneite Wälder. Das zurückhaltende, aber stets stimmungsvolle Farbspiel muss sich gegen tiefe Schatten behaupten. Mit teils überbetont leuchtenden Farben werden schillernde, laute Akzente gesetzt. Und Schmolke spart auch nicht manch durchaus schockierender, brutaler Szene.

Kurze knackige Dialoge und die knappen inneren Monologe von Zorbach treiben die Geschichte immer voran, lassen stets den Bildern denn Vortritt. Zorbach und Gregoriev kommen dem Augensammler näher, ahnen aber nicht, dass dieser schon lange … sagen wir mal … ein Auge auf sie geworfen hat.

Fazit:

Frank Schmolkes Adaption des Romans von Sebastian Fitzek gefällt mir ausgesprochen gut. Er packt den spannenden Psycho-Thriller in ein 200 Seiten fassendes, atmosphärisch dichtes und knackig düsteres Gewand. Für Genre-Fans definitiv eine Empfehlung und ich bin gespannt, welchen Eindruck Leserinnen und Leser der Romanvorlage haben. Frank Schmolke kann sich sehr gerne weiterer Werke Fitzeks annehmen, genügend Stoff hat der Bestseller-Auror ja vorgelegt. Mit „Der Augenjäger“ und zuletzt „Playlist“ auch zwei Fortsetzungen mit Alexander Zorbach und Alina Gregoriev.

Der Augensammler

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