Death Experience (1 - 4)

Death Experience (1 - 4)
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André C. Schmechta
8101

Comic-Couch Rezension vonJan 2021

Story

„Death Experience“ erlaubt sich keine wirklichen dramaturgischen Schwächen, bleibt jederzeit spannend und findet auch ein schlüssiges, wenngleich unerwartetes Ende.

Zeichnung

Optisch kann „Death Experience“ auf Anhieb überzeugen. Jean-Michel Ponzio entwirft mit seinen detailreichen, realistisch anmutenden Bildern ein stimmungsvolles, eher düsteres Szenario, das durch häufig schwarz gerahmte Panels noch betont wird.

Tod, Auferstehung, Verderben - eine kurze Geschichte der Menschheit

Katlyn Fork - reichste Frau der Welt - hat „Projekt Ra“ ins Leben gerufen. Ehrgeiziges Ziel: ihren kranken und seit vielen Jahren im künstlichen Koma liegenden Sohn Matt bis an die Schwelle des Todes zu begleiten, um so Erkenntnisse über den Moment des Todes zu gewinnen und möglicherweise ihren Sohn doch noch zu retten.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern hat Fork ein Raumschiff konzipiert, das Matts körperloser Seele folgen soll. Was zunächst wie ein unglaubliches und wahnwitziges Abenteuer klingt, soll schon bald die ganze Menschheit verändern.

„Wir sind hier, um die Grenzen des Todes zu erforschen, nicht um sie zu überschreiten.“

Denis Bajram und Valérie Mangin stellen im ersten der insgesamt vier Bände nur kurz die Vorstellungskraft des Lesers auf die Probe, wenn sie mit Quanten- und Tachyonen-Physik die wissenschaftlichen Zusammenhänge des Vorhabens zu erklären versuchen. Spätestens, wenn das Raumschiff tatsächlich aufbricht, ist der Bezug zur Realität aufgehoben und wir lassen uns gebannt mitreißen.
Fortan überschlagen sich die Ereignisse. Die Crew-Mitglieder an Bord werden auf ihrer besonderen Reise mit der eigenen Persönlichkeit, der Vergangenheit und mit den Seelen ihrer liebsten Verstorbenen konfrontiert. Gibt es also wirklich ein Leben nach dem Tod? Was erwartet uns auf der anderen Seite?

„Ein prähistorischer Mensch hätte von einer nuklearen Explosion nichts verstanden. Bei uns ist es ähnlich: wir verstehen nichts von der Auferstehung.“

Dass die Zusammensetzung der Crew nicht nur aus trockenen Wissenschaftlern besteht, bringt Würze in Dialoge und Handlung. Dabei stechen neben Katlyn Fork der jüdische Wissenschaftler Isaac und Pater Georges Theillard hervor. Während Isaac bei einem Selbstmordanschlag seine Frau und Tochter verloren hat und darüber dem Glauben abgeschworen hat, bleiben die Grundfeste des Glaubens von Pater Georges auch durch seinen Nobelpreis für Physik bestärkt.

Eine gewaltige Explosion im Raumschiff beendet die Mission. Was zunächst den Tod der gesamten Crew sowie viele weitere schlimmste Opfer befürchten liess, hat aber das Gegenteil bewirkt: Die Crew und Matt überleben. Doch nicht nur das: auf der gesamten Welt steigen nach und nach plötzlich die Toten aus den Gräbern oder erwachen an anderer Stelle zu neuem Leben. Nicht als Zombies, wie man nun befürchten kann. Familien kommen wieder zusammen, aus Trauer wird Wiedersehensfreude. Der Mensch hat Unsterblichkeit erlangt.

„Selbst als Unsterbliche ziehen die Menschen die Hexenjagd der Vergebung vor.“

Als errechnet wird, wer wann von den Toten auferstehen wird, leuchtet schnell ein, dass nun kaum das Wohl der Welt bevorsteht: Hitler, Jesus, die Opfer von 9.11. und die Terroristen. So kommt, was kommen muss: alte Feindschaften werden in neuem Feuer entfacht. Konfrontationen und Interessenskonflikte entstehen an allen Orten. Selbstjustiz bestimmt den Alltag in jeder Stadt. Und mittendrin Matt. Als erster Auferstandener ist er für die einen der neue Messias für die anderen der Antichrist. Währenddessen versucht Katlyn Fork mit ihrem Team erneut auf „die andere Seite“ zu gelangen, um das Geschehene rückgängig zu machen...

Während sich Band 1 („Die Barke des Ra“) und Band 2 („Der himmlische Friedhof“) eher der geheimnisvollen Reise ins Jenseits widmen, stellen Band 3 („Die Auferstehung des Fleisches“) und Band 4 („Die Himmelspforte“) die gesellschaftspolitischen Entwicklungen in den Vordergrund. Sicherlich hätte die Grundidee noch Platz für unzählige Side-Stories gehabt, doch widmen sich Bajram und Mangin eher oberflächlich den zentralen Aspekten der Auswirkung von Unsterblichkeit auf die Menschheit. Bei diesem übergroßen Thema gerät dann im Verlauf der Geschichte der Fokus doch etwas zu schmal und es läge durchaus mehr Potential, die unterschiedlichen Interessen von Kirche, Wissenschaft, Politik mit persönlichen Schicksalen zu vertiefen - natürlich hätte dies weitere Bände erfordert. Dennoch erlaubt sich „Death Experience“ keine wirklichen dramaturgischen Schwächen, bleibt jederzeit spannend und findet auch ein schlüssiges, wenngleich unerwartetes Ende. Ob es alle Leser befriedigt zurücklassen wird, sei dahingestellt. Mir hat es gefallen.

Optisch kann „Death Experience“ auf Anhieb überzeugen. Jean-Michel Ponzio entwirft mit seinen detailreichen, realistisch anmutenden Bildern ein stimmungsvolles, eher düsteres Szenario, das durch häufig schwarz gerahmte Panels noch betont wird. Dabei gelingt ihm der nicht einfache Spagat, sowohl die irdische Realität, als auch das eher phantastische Element in Einklang zu bringen. So entsteht eine jederzeit dichte Atmosphäre.

Fazit:

Wer die Comic-Reihe bisher nicht kennt, hat nun das Glück alle vier Bände an einem Stück zu lesen. „Niemand öffnet ungestraft die Tore zum Jenseits“ - heißt es auf der Cover-Rückseite. Eine Mahnung, die unerhört bleibt. Und so stehen in „Death Experience“ Tod, Auferstehung und Verderben in einer Reihe und erzählen eine kurze Geschichte der Menschheit.

Death Experience (1 - 4)

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