Text:   Zeichner: Jesse Jacobs

Crawl Space

Crawl Space
Crawl Space
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Nina Pimentel Lechthoff
8101

Comic-Couch Rezension vonMär 2019

Story

Oberflächliche Figurengestaltung und eine fade und belanglose Story.

Zeichnung

Ein verrückter, farbenfroher Trip in eine andere Dimension. Jedes der Panels würde sich wunderbar als Gemälde eignen.

Es ist alles so schön bunt hier

Warum LSD nehmen, wenn man auch „Crawl Space“ lesen kann?

Schon das Cover lässt erahnen, welche Farbexplosionen den Leser im Inneren des Comics erwarten. Diese gehören in eine andere Dimension, die Daisy über ein Portal – die Waschmaschine in ihrem Keller – betreten kann. In dieser anderen Welt herrschen Formen und Farben, die sich ständig verändern und in Bewegung sind. Dort wohnen die verrücktesten Kreaturen, wie Teekannenmänner oder kleine Trolle (diese kleinen, haarigen Spielzeuge aus den 80s). Ganz anders ist die Welt, die Daisy bewohnt. Sie ist schwarz-weiß und langweilig. Daisy ist neu an der Schule, ihre Eltern sind mit ihr von den USA nach Kanada umgezogen. Deswegen will sie eigentlich nicht, dass ihre neue Freundin Jeanne-Claude den anderen von dem Portal in die andere Dimension erzählt. Trotzdem erfährt es die ganze Schule und während einer Party in Daisys Haus eskaliert das Ganze.

Tolle Bilder im Farbrausch…

Ich habe noch nie irgendwelche bewusstseinsverändernden Drogen genommen, aber ich kann mir vorstellen, dass ein LSD-Trip so aussieht wie die Zeichnungen in diesem Comic. Die Farben sind unglaublich stark und satt, man muss irgendwann die Augen abwenden, damit einem nicht schwindelig wird. Denn durch die sehr kräftigen Farben und die verschiedenen geometrischen Formen, die sich von Panel zu Panel verändern, fühlen sich die Seiten so an, als würden sie sich bewegen. Vor allem wenn die Figuren in diese andere Dimension eintreten ist dieses Gefühl am stärksten. Es wird sehr bildlich gezeigt, wie sich das Bewusstsein der Figuren wieder zusammensetzt, indem sich verschiedenfarbige Linien und Formen zusammensetzen und den Umriss der Figuren ergeben. Diese Form behalten die Figuren auch, wenn sie wieder in ihrer „normalen“ Umgebung sind – zumindest für einen Moment. Nach und nach verschwindet die Auswirkung der bunten, außerweltlichen Dimension. Wie das gezeichnet ist verbildlicht meiner Meinung nach ganz gut, was man so über transzendentale Erfahrungen hört/liest: dieses Sich-Verlieren und „außerhalb des eigenen Ich“-Seins. Es wird auch explizit erzählt, dass diese andere Dimension eine derer ist, die man durch Meditation erreichen könnte.

… aber eine sehr dünne Geschichte

So ausdrucksstark und satt die Bilder auch sein mögen, so fad und dünn ist die Geschichte. Die Figuren sind sehr eindimensional und fast egal für den Lauf der Erzählung. Der Hauptfokus liegt sehr deutlich darin, diese andere Dimension in all ihren Facetten zu zeigen. Trotzdem wäre es schön, wenn man Figuren hätte, mit denen man Mitfühlen oder sie wenigstens kennenlernen könnte. Denn in den 92 Seiten des Comics lernen wir lediglich zwei der Figuren mit Namen kennen, die anderen sind namenloses Füllwerk, die gefühlt nur dafür da sind, damit die Welt von Daisy und Jeanne-Claude nicht so leer ist. Belanglos sind aber nicht nur die Figuren, sondern auch zum großen Teil die Geschichte an sich. Es gibt meiner Meinung nach keinen kausalen Zusammenhang zwischen den einzelnen Teilen der Story. Es fühlt sich so an, als wären die Teile, die in der „realen“ Welt spielen, nur Lückenfüller, damit man zur anderen (weitaus interessanteren) Welt kommen kann.

Fazit:

„Crawl Space“ ist ein visuell unglaublich spannender Comic. Die Gestaltung der außerweltlichen Dimension, die die Figuren besuchen, ist ein Fest für die Augen. Die Panels wirken lebendig und ständig in Bewegung. Auch die Gegenüberstellung dieser farbenfrohen Welt mit der schwarz-weißen „realen“ Welt ist besonders spannend. Leider hat der Comic keine gute Geschichte. Diese sowie die Figuren sind eher Mittel zum Zweck: die abgefahrene Welten außerhalb unserer zeigen.

Crawl Space

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