Captain America 1: Neuanfang

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Nina Pimentel Lechthoff
8101

Comic-Couch Rezension vonApr 2019

Story

Aktuelle Themen, realitätsnahe Probleme: Die Story schafft es, einen schönen Bogen zwischen Realität und Fiktion zu schaffen. Leider fehlte mir eine stringente Erzählweise.

Zeichnung

Der etwas grobe Zeichenstil und die gedeckten Farben passen sehr gut zur düsteren Geschichte. Nur an manchen Stellen ist die Action etwas unübersichtlich.

Captain von nichts

Kein Vertrauen, kein Rückhalt, kein Amerika

Nach den Ereignissen in „Secret Empire“ hat die amerikanische Bevölkerung den Glauben an Captain America verloren. Auch wenn sein wahres Ich nicht für den Aufstieg Hydras verantwortlich war, war eine Version von Captain America letztendlich das Gesicht der Diktatur, die große Teile der USA beherrscht und terrorisiert hat. Nach dem Fall von Hydra und dem Sturz des Regimes will auch die neue US-Regierung nichts mehr mit Steve Rogers zu tun haben. Auch als Klone des Supersoldaten Nuke auf amerikanischem Boden Anschläge verüben, soll sich Captain America nicht einmischen. Denn die Regierung hat ein neues Team für solche Angelegenheiten. Ein Team, zu dem auch ehemalige Schurken gehören, denen aber durch die Zusammenarbeit mit dem Widerstand gegen Hydra ihre früheren Taten verziehen wurden. Cap wäre jedoch nicht Cap, wenn er vor der drohenden Gefahr die Augen verschließen würde.

Ein Patriot in einem Land, das seine Identität verloren hat

Steve Rogers ist ein gebrochener Mann. Sein Gesicht und seine Identität als Captain America wurden missbraucht, um eine Diktatur an die Macht zu bringen. In „Captain America 1: Neuanfang“ will Steve aus diesem Grund durch seinen Einsatz gegen die terroristischen Nuke-Klone seinen Ruf als Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit wiederherstellen. Doch es sind nicht nur die Terroranschläge, die Amerika bedrohen. Das Land ist tief gespalten, denn für einige war das Hydra-Regime vielleicht der falsche Weg, der aber eindeutig in die richtige Richtung führte. Diese Spaltung zeigt Autor Ta-Nehisi Coates – der zuvor für die Black-Panther-Reihe verantwortlich war – nicht nur indem er Cap über eine Demonstration wachen lässt, in der sich Hydra-Gegner und -Befürworter gegenüberstehen. In einem ruhigen Moment lässt er sich Steve mit einem ganz normalen Bürger unterhalten. Für ihn war Hydra kein Terrorregime, sondern vielmehr ein Segen. Denn vorher sah für ihn die Zukunft sehr düster aus. Keine Jobs, geschlossene Schulen – die Leute auf dem Land, fernab der Städte und Metropolen, fühlten sich verlassen und vom American Dream betrogen.

Comic als Spiegel der Realität

Coates schafft damit etwas, das ich bei Comics sehr schätze: die Realität zu fiktionalisieren. Denn „Captain America 1: Neuanfang“ nimmt reale US-amerikanische Probleme und aktuelle Themen auf, um diese in der Welt der Superhelden und Oberschurken zu diskutieren. Was mir besonders dabei gefällt, ist, dass Coates keine der Seiten von vornherein diffamiert noch auf ein Podest stellt. Klar gibt es auch in diesem Comic Schurken und Superhelden. Die Trennung aber bleibt nicht immer allzu klar. Aber dass er auch diese verschiedenen Sichtweisen mithilfe eines „normalen“ Typen zeigt, der seine Lebensrealität offen erzählen kann.

Trotzdem hat mir die Story nicht in allen Aspekten gefallen. Ich kann mit Captain Americas Patriotismus nicht viel anfangen, finde aber seine Geschichten hin und wieder doch ganz interessant. „Secret Empire“ war für mich eine der spannendsten Geschichten des Marvel-Universums, die ich seit langem gelesen habe. Was mir an „Captain America 1: Neuanfang“ nicht so gut gefallen hat waren die ganzen internen Monologe, die Cap geführt hat. Spannende Kämpfe waren voll mit Textboxen, die das interne Ringen von Steve Rogers verdeutlichen. Was eine interessante Mischung hätte sein können, war für mich ein bisschen lästig. Anstatt sich gegenseitig zu ergänzen und zu einem tollen Großen und Ganzen zu vermischen, hatte dies den gegenteiligen Effekt bei mir: Ich wusste nicht, worauf ich mich konzentrieren sollte.

Dass die Geschichte viel mit Zeitsprüngen, Flashbacks und Rückbezüge arbeitet, fand ich etwas verwirrend. An einer Stelle geht die Geschichte nur ein paar Augenblicke zurück, was ich nicht so recht verstanden habe. Mir fehlte ein bisschen eine stringente Erzählweise, was auch durchaus mit Flashbacks hätte funktionieren können.

Toller Zeichenstil, etwas holprige Action

Der Zeichenstil von Leinil Francis Yu hat mir auf Anhieb gefallen! Ich mag die comichafte Zeichnungen, deren Striche sehr grob und deren Farben sehr gedeckt sind. Das alles passt sehr gut zum ernsten Thema des Comics. Vor allem die Terrorangriffe der Nuke-Klone sind sehr gut abgebildet und vermitteln sehr eindringlich das Gefühl von Angst und Schrecken.

Leider fehlte mir ein bisschen die Übersichtlichkeit bei manchen Action-Szenen. Vor allem beim Kampf zwischen Captain America und Taskmaster konnte ich manchmal nicht richtig folgen. Das hat mich ein bisschen aus dem Lesefluss gebracht.

Fazit:

„Captain America 1: Neuanfang“ erzählt eine brandaktuelle Geschichte von einem gespaltenen Land und der Suche nach einer neuen Identität. Sowohl der Autor Ta-Nehisi Coates als auch der Zeichner Leinil Francis Yu schaffen es, die Geschichte in einem sehr passenden Comic zu erzählen. Nur hier und da wurde ich aus meinem Lesefluss rausgeworfen. Ich bin aber trotzdem gespannt, wie Caps Geschichte weitergehen wird. Denn „Captain America 1: Neuanfang“ setzt für mich einen guten Grundstein für eine gelungene Reihe.

Captain America 1: Neuanfang

Ta-Nehisi Coates, Leinil Francis Yu, Panini

Captain America 1: Neuanfang

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