Batwoman 1: Die vielen Arme des Todes

Batwoman 1: Die vielen Arme des Todes
Batwoman 1: Die vielen Arme des Todes
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonJun 2018

Story

Spannende und einfühlsame Story, die mit dem offenen Umgang von Homosexualität authentisch punkten kann. Eine starke Heldin, die eine ebenso große Last auf den Schultern trägt, wie ihr männliches Pendant.

Zeichnung

Klassische Superhelden-Optik auf hohem Niveau und mit detaillierter, ausdrucksstarker Mimik. Pluspunkt für das Kapitel „Geblendet. Minuspunkt für „Pax Batmana“

Lady in Red… and Black

Blick zurück

Bei der vorliegenden Ausgabe von Panini handelt es sich zwar um den ersten Sammelband von „Batwoman“ unter DCs aktuellem „Rebirth“-Banner, neu ist der Charakter allerdings nicht. Kathy Kane wurde bereits 1956 erstmals in „Detective Comics #233“ eingeführt und wurde von Batman-Schöpfer Bob Kane und Sheldon Moldoff erdacht. Dies geschah nicht ohne Grund, denn mit dem Auftauchen eines weiblichen Verbrechensbekämpfers an der Seite des „Dunklen Ritters“ wollte man der oftmals unterstellten, unterschwelligen Homosexualität zwischen Milliardär Bruce Wayne und seinem Mündel Dick Grayson – alias Robin – entgegenwirken. Ihr wurde ebenfalls ein Sidekick an die Seite gestellt, welcher unter dem Namen Betty Kane/Batgirl als Freundin für Batmans jungen Begleiter herhalten sollte. Eines der unzähligen Groß-Events, die immer mal wieder die Zeitlinie ändern und das jeweilige Universum auf links drehen sorgte dafür, dass Batwoman und Batgirl nach einiger Zeit wieder von der Bildfläche verschwanden. So war der Weg frei für ein neues Batgirl, unter dessen Maske sich Commissioner James Gordons Tochter Barbara verbarg, während Batwoman für lange Zeit in der Versenkung verschwand.

Ganze 50 Jahre nach ihrem Erstauftritt verhalfen Geoff Johns, Greg Rucka, Grant Morrison, Mark Waid und Ken Lashley dem Charakter Kate Kane zu neuem Ruhm. 2010 erschien unter dem „100% DC“-Logo mit „Batwoman: Das Klagelied der Fledermaus“ auch der deutsche Neustart von Kate Kane bei Panini. Diesem folgte eine sechsteilige Paperback-Reihe aus der „New 52“-Ära, bevor Batwoman in „Batman – Detective Comics 6: Batwoman Begins“ auch in der „Rebirth“-Timeline mit ihrer eigenen, jüngst gestarteten Reihe ankam.

Blick zurück II

Der erste deutsche Sammelband umfasst mit seinem umfangreichen Inhalt ganze sieben US-Hefte und startet einsteigerfreundlich mit der amerikanischen „Batwoman: Rebirth“-Ausgabe, die nach einem einleitenden Vorwort von Christian Endres noch mal den Werdegang der Heldin thematisiert und wichtige Stationen aus dem Leben von Kate Kane beleuchtet, bevor die vierteilige Reihe „Die vielen Arme des Todes“ startet.

Hier erfährt der Leser von Kates tragischer Kindheit, als sie in jungen Jahren auf brutalste Weise ihre Mutter und ihre Schwester verlor. Wir sehen sie als Soldatin an der West Point-Militärakademie, die sie nach Bekanntwerden ihrer Homosexualität unrühmlich aus dem Dienst entließ. Immer wieder werden wir mit Momentan aus Kates „verlorenem Jahr“ konfrontiert, das zwischen ihrem Rauswurf an der Akademie und ihrer Läuterung – gleichzusetzen mit dem Entschluss, ihr Leben und ihr Schicksal nach den Rückschlägen der Vergangenheit wieder in die eigenen Hände zu nehmen – stattfand. Eine Begegnung mit Batman öffnete ihr nach ihrer Rückkehr nach Gotham City die Augen, nachdem sie während des „verlorenen Jahres“ lange Zeit auf der Insel Coryana – unweit der Küste Maltas – verbrachte.

Blick aufs Wesentliche

Nachdem Batwoman von Batman den Auftrag erhält, den letzten Dealer von Monster Venom – ein Serum, das Menschen in Bestien verwandelt (siehe „Batman: Die Nacht der Monster-Menschen) - auf dem internationalen Schwarzmarkt dingfest zu machen, führt sie ihre Suche nach Istanbul. Dort erfährt sie nach einem Kampf mit einem mutierten Gegner von der Existenz der „vielen Arme des Todes“. Bevor sie noch mehr erfahren kann, wird ihr Informant von einer mysteriösen Attentäterin ermordet. Einzig ein markanter Dolch bleibt als Hinweis zurück. Julia Pennyworth – Batwomans Gefährtin und Tochter von Bruce Waynes Butler Alfred – kann den Ursprung der Klinge zurückverfolgen. Die Reise soll Kate Kane erneut an den Ort führen, der in ihren Gedanken immer noch präsent ist… zur Insel Coryana.

Einst war dies ein Ort, der bekannt war für Piraterie und schmutzige Geschäfte aller Art. Ganoven der übelsten Sorte tummelten sich hier und bewahrten das Fleckchen vor der Kolonialisierung. All dies geschah unter den Augen von Safiyah, die Anlaufstelle für Probleme jeglicher Art war. Sie wahrte den Frieden auf der Insel. Sie war es auch, die Kate halbtot aus dem Wasser rettete, nachdem diese dort fast ertrank. Safiyah und ihre rechte Hand Rafael kümmerten sich um sie und Kate blieb. Da war mehr zwischen ihr und der Wächterin von Coryana… und das merkten beide.

Als Batwoman auf der Suche nach der Attentäterin erneut auf der Insel ankommt, stolpert ihr Rafael in die Arme… mit einem Dolch im Rücken. Er stirbt in ihren Armen. Sie findet heraus, dass Coryana nicht mehr das ist, was es mal war und dass eine wirtschaftliche Invasion im Gange ist. Die Insel wird Stück für Stück aufgekauft und das ehemals wachsame Auge – Safiyah – ist fort. Nun liegt es an Kate Kane, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und an Batwoman, „die vielen Arme des Todes“ zu brechen… denn sie und die Killerin haben auch eine gemeinsame Vergangenheit.

Blick zwischen die Zeilen

Nach der anfänglichen Rückblende und der vierteiligen Hauptstory folgt im fünften US-Heft das Kapitel „Geblendet“ und gewährt erneut einen Blick auf Kate Kanes „verlorenes Jahr“ auf der Insel Coryana. Die Beziehung zwischen ihr und Safiyah wird vertieft und in wunderschönen Bildern von Künstlerin Stephanie Hans dargestellt. Kaum sichtbare Konturen und geschmeidige Farbverläufe verleihen dem Kapitel eine Tiefe, die sich angenehm vom zeichnerischen Stil der vorigen Kapitel loslöst. Dort bekommt der Leser einen eher klassischen Genre-Look… diesen aber auf gutem bis sehr gutem Niveau. Harte und klare Konturen und deutlich abgegrenzte Schattierungen. Besonders die Mimik der Charaktere kann bei den Darstellungen von Steve Epting punkten. Bei einer ebenso actionreichen wie emotionalen Geschichte ein deutlicher Pluspunkt.

Blick nach vorn

Im abschließenden Kapitel „Pax Batmana“ darf sich dann der brasilianische Zeichner Renato Arlem im ebenfalls klassisch angehauchten Stil austoben. Allerdings zieht er gegen seine Kollegen den Kürzeren, da seine Charaktere eher steif wirken und es ihnen an Ausdruck fehlt. Inhaltlich finden wir uns hier in einem (noch) dunkleren Gotham City der Zukunft wieder. Ein autoritärer Batman führt hier mit seiner Armee eine Schreckensherrschaft und regiert die Stadt wie einen Polizeistaat… das „Freie Gotham“. Ein erneuter Schicksalsschlag lässt die sichtlich gealterte Batwoman Rache schwören… Rache an Tim Drake… Batman.

Fazit:

Panini macht mit Batwomans erstem Sammelband eine Menge richtig. Das optisch und haptisch gelungene Paperback (mit Klappumschlag) liefert mit dem einleitenden Text von Christian Endres erste erklärende Hintergründe, die sich dann im ersten Kapitel vertiefen und somit auch Neu-Lesern die Geschichte zugänglicher machen. Die vierteilige Hauptstory bietet - mit ihrer optisch herausragenden Ergänzung - eine gelungene Mischung aus Action, Thrill und Drama, die spannend und abwechslungsreich unterhält. Das letzte enthaltene US-Heft teasert dann den Auftakt zu einer neuen Geschichte, die im August 2018 in „Batman – Detective Comics 17: Der tiefe Fall der Batmen“ fortgesetzt wird. Abgerundet wird der Band durch eine Cover-Galerie, die auch entsprechende Variant-Motive zeigt und Informationen zu den beteiligten Künstlern.

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