Batman: Was wurde aus dem Dunklen Ritter?

Batman: Was wurde aus dem Dunklen Ritter?
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Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonNov 2019

Story

Die Hauptstory ist mutig, wendungsreich und ein gelungener Abgesang auf den Dunklen Ritter… mit einem ganz besonderen Twist. Die restlichen Geschichten schwanken qualitativ, wobei der satirische Kurztrip in schwarz-weiß noch am kreativsten umgesetzt wurde.

Zeichnung

Von den späten 80ern bis zur Neuzeit ist hier künstlerisch alles vertreten. Kuberts Arbeit hebt die Wertung deutlich an und auch Simon Bisleys kreatives Farblos-Experiment fällt durchaus positiv ins Gewicht.

Ich bin… war… Batman.

Der Kreislauf des Lebens

Wir sind geladene Gäste! Aber – um die Vorfreude direkt wieder zu dämpfen – nicht auf einer Hochzeit oder einer rauschenden Geburtstagsparty. Nein… ganz im Gegenteil. Wir wohnen einer Trauerfeier bei. Und mit uns teilt sich eine illustre Gästeschar die Sitzplätze. Selina Kyle, alias Catwoman, Commissioner James Gordon und seine Tochter Barbara, Alfred Pennyworth, Dick Grayson, Harvey „Two-Face“ Dent, Edward Nigma und… der Joker. Nur von Bruce Wayne ist keine Spur unter den Gästen zu sehen. Dennoch ist er anwesend… irgendwie. Gekleidet im Gewand des Dunklen Ritters liegt er aufgebahrt vor ihnen. Tot.

Nach und nach treten die Anwesenden nach vorn, um ein paar letzte Worte loszuwerden. Und um zu berichten, wie der selbsternannte Beschützer von Gotham City sein Leben verlor. Je nach Sichtweise, sieht diese Geschichte nämlich grundverschieden aus. Stiller Zuhörer des ganzen Schauspiels: Batman. Sich selbst im Sarg liegen sehend, lauscht er den Ausführungen seiner ehemaligen Widersacher und steht zudem im Dialog mit einer (noch) unbekannten Stimme. Speziell Alfreds Geschichte über Bruce Wayne und dessen geistigen Zustand fördert Erschreckendes zutage… sollte sie denn der Wahrheit entsprechen. Eine Nahtoderfahrung der besonderen Art, die auf jeder Seite die Handschrift von Star-Autor Neil Gaiman trägt.

Geschichten aus der Zwischenwelt

Gaiman ist auch für die weiteren Geschichten in diesem Band verantwortlich. Darunter eine schwarz-weiße Kurzgeschichte, die einen ungewöhnlichen Blick „hinter die Kulissen“ eines Comics wirft. Hier kommen Batman und sein eigentlicher Erzfeind Joker während einer Szenen-Pause ins Plaudern. Experimentell und augenzwinkernd. Hinzu kommen zwei so lala-Storys aus DCs „Secret Origins“-Reihe. Zum einen Neil Gaimans Version von Poison Ivys Ursprungsgeschichte aus #36 („Secret Origins starring Green Lantern and Poison Ivy“), mit dem Titel „Pavane“. Und zum anderen die zusammenhängenden Geschichten „Erbsünden“ und „Wann ist ‘ne Tür.“ (aus dem US-One-Shot „Secret Origins Special“ von 1989), in dem ein TV-Team sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Riddler einlässt.

„Ich mache dir ein Angebot, dass du…“

Eigentlich hatte der Schöpfer des Sandman-Universums den Comics weitestgehend den Rücken gekehrt. Angefragte Projekte für verschiedene Verlage lehnte er dankend ab und wollte - sollte er überhaupt mal wieder einen Comic schreiben - NUR über Figuren schreiben, an denen er selbst die Rechte hält. Doch es kam anders: Als DC-Mitherausgeber Dan DiDio bei Gaiman anrief, konnte der britische Autor (unter anderem „Ein gutes Omen“, „American Gods“, „Coraline“ und „Sternwanderer“) nicht Nein sagen… schließlich sollte er die Geschichte DER Figur zu Ende bringen, die ihn bereits seit frühster Kindheit geprägt und inspiriert hat: BATMAN.

„Watchmen“-Schöpfer und Comic-Guru Alan Moore beendete 1986 mit seinem Zweiteiler „Whatever Happened to the Man of Tomorrow?“ die beiden langlebigen US-Serien „Superman“ (#423) und „Action Comics“ (#583) … und diesem Vorbild sollte nun auch Neil Gaiman mit Batman folgen. Ohne große Überlegungen sagte Gaiman DiDio zu und schrieb eine zweiteilige Story, die sich gewaschen hat. Aufgeteilt auf „Batman“ (#686) und „Detective Comics“ (#853), markiert sein „Whatever Happened to the Caped Crusader?“ seit 2009, dem Jahr der Erstveröffentlichung, einen Meilenstein im Batman-Universum.

Vom Totenreich in den Untergrund

Für die zweiteilige Hauptgeschichte stand Gaiman Andy Kubert als Zeichner zur Seite. Die beiden arbeiteten bereits für den Konkurrenten MARVEL zusammen und schufen den Klassiker „1602“, der zwischen 2003 und 2004 in acht Ausgaben veröffentlicht wurde und seitdem (auch auf dem deutschen Markt) in Form von Paperbacks, Hardcovern oder Luxus-Ausgaben immer wieder neu in den Händlerregalen auftaucht. Kubert orientiert sich für „Was wurde aus dem Dunklen Ritter?“ an den Stilen namhafter Künstler-Kollegen, die dem Beschützer von Gotham in der Vergangenheit bereits ihren individuellen Stempel aufgedrückt haben. Er orientiert sich daran… kopiert aber nicht. Man sollte die stilistische Vielfalt, die bei Kubert in Nuancen durchblitzt, eher als Hommage an Bob Kane, Neal Adams oder Brian Bolland sehen.

„Eine Welt in Schwarz und Weiss“ wurde von Simon Bisley aufs Papier gezaubert. Dreckig und experimentell, bedient Bisley auf den (leider) recht wenigen Seiten, die ihm zur Verfügung standen, den Underground-Stil. Durchaus gelungen und herrlich überzeichnet, hätte ich davon gerne noch mehr gesehen!

Mark Buckingham ist für die Poison Ivy-Origin-Story „Pavane“ verantwortlich, während Mike Hoffman und Bernie Mireault sich die zusammenhängenden Geschichten „Erbsünden“ und „Wann ist ‘ne Tür.“ teilen. Diese sagten mir zeichnerisch überhaupt nicht zu. Allesamt stammen diese aus dem Jahr 1989 und spiegeln den Zeichenstil dieses Jahrzehnts im eher negativen Sinne wider. Zu schlicht, zu bunt, zu eindimensional.

Fazit:

Batman-Freunde, die Neil Gaimans Ausflüge nach Gotham City bisher noch nicht kennen, können bei dieser Neuauflage bedenkenlos zugreifen. Die Geschichten sind durchaus abwechslungsreich, ebenso die künstlerische Gestaltung. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem namensgebenden Zweiteiler, der einen Neil Gaiman in Hochform zeigt.

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