Text:   Zeichner: Sylvain Vallée

Antananarivo

Antananarivo
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André C. Schmechta
10101

Comic-Couch Rezension vonJun 2022

Story

Die Suche nach dem Erben ist eine Geschichte über Freundschaft, das Älterwerden, das Leben an sich. Die Ereignisse werden mit viel feinsinnigem Humor und nuancierter Situationskomik erzählt.

Zeichnung

Die moderne Ligne Claire mit feinem Strich und liebevollen Details transportiert den Witz und Charme auf besondere Weise.

Eine Geschichte über Freundschaft, das Älterwerden, das Leben an sich.

Amédée Petit-Jean lässt sich gerne von den Geschichten seines Freundes Joseph Seigneur mitreißen. Der ist im Gegensatz zum alten Amédée in der ganzen Welt herumgekommen und hat offenbar so manches aufregende Abenteuer erlebt. Als Joseph eines Tages unerwartet stirbt, endet eine besondere Freundschaft. Aber nicht nur das. Jo hatte scheinbar einen Sohn, von dem er nie erzählt hat. Und damit einen Erben. Amédée macht sich auf die Suche…

„Ich bin Notar! Ich habe eine zarte Gesundheit, trage ständig Pantoffeln und habe seit dreißig Jahren mein Département nicht verlassen.“

Es ist bereits auf den ersten Seiten ein großes Vergnügen den beiden kauzigen, alten Männern zuzuschauen. In ihrer Gegensätzlichkeit ergänzen sie einander wunderbar. Doch es ist insbesondere Amédée, der unser Herz gewinnt. Der pensionierte Notar wird auf seiner Suche nach dem vermeintlichen Erben, die ihn in verschiedenste Regionen Frankreichs führt, auch mit seinem eigenen Leben konfrontiert. Das war und ist gar nicht bunt und aufregend.

Es gibt Momente voller Leichtigkeit und Lebensfreude, aufwühlende Begegnungen mit hitziger Dramatik, es fließen Tränen der Verzweiflung. Dann wiederum lassen stille Augenblicke der Trauer innehalten und immer wieder müssen wir schmunzeln und lachen. Denn die Ereignisse werden mit viel feinsinnigem Humor und nuancierter Situationskomik erzählt. Amédée gerät in so manche vertrackte Situation, sieht sich mürrischen und skurrilen Persönlichkeiten gegenüber. Sei es die schrullige Dame und älteste Mieterin eines Wohnkomplexes, der Besitzer einer Stripteasebar oder die Fremdenlegionäre in einer Kneipe. Untersetzt, mit dicker Knollennase, schütterem Haar und verschlafenem Blick versucht Amédée an wichtige Informationen zu gelangen. Doch das gestaltet sich nicht so einfach und er muss das eine oder andere Mal über seinen eigenen Schatten springen, sich Gehör und Respekt verschaffen - ganz entgegen seinem Naturell.

Dass mich die Geschichte mit viel Gefühl und zauberhaftem Charme durchweg begeistert hat, ist natürlich auch den wunderbaren Zeichnungen zu verdanken. Die moderne Ligne Claire mit feinem Strich und liebevollen Details transportiert den Witz und Charme auf besondere Weise. Trotz stimmungsvoll inszenierter Schauplätze auf schön ausgestalteten Panels sind es aber die Menschen, die im Vordergrund stehen - allesamt markante Figuren mit Charakter und Eigenheiten. Und auch der alte Jo bleibt noch stets an der Seite von Amédée.

Fazit:

Sylvia Vallée und Mark Eacersall sind hier ein wirklich großartiges Gespann. Die Suche nach dem Erben ist eine Geschichte über Freundschaft, das Älterwerden, das Leben an sich. Gerne hätte ich den alten Amédée noch länger begleitet. Ich bin mir sicher, dass wo immer er nun steckt, er noch einige weitere Kapitel füllen und auch zahlreiche Abenteuer von Jo erzählen könnte. Sei es drum - diese knapp 120 Seiten schaffen es auch so mühelos in meine Liste mit den persönlichen Comic-Highlights des Jahres.

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