Text:   Zeichner: Javier Garrón

Ant-Man und Wasp: Abenteuer im Microverse

Ant-Man und Wasp: Abenteuer im Microverse
Ant-Man und Wasp: Abenteuer im Microverse
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Marcel Scharrenbroich
9101

Comic-Couch Rezension vonApr 2019

Story

Haarsträubend und überzogen bis hinten gegen… aber mindestens genauso spaßig du abgefahren! Vor allem die perfekte Chemie zwischen den Hauptcharakteren überzeugt hier uneingeschränkt.

Zeichnung

Gehobener Superhelden-Standard, der knallbunt eine kreative Welt offenbart. Einfallsreich und rasant inszeniert.

Von der Mücke zum Elefanten… auf Knopfdruck!

Insekten unter sich

Um bei einem MARVEL-Comic auf den ersten Blick den Status Quo zu erkennen, braucht es entweder ein geübtes Auge, oder mächtig viel Vorwissen. Wer verwandelt sich aktuell in den grünen Wüterich Hulk? Amadeus Cho, oder ist es doch wieder Bruce Banner? Wer schwingt da durch New Yorks Häuserschluchten? Peter Parker, Miles Morales, Ben Reilly als Scarlet Spider… oder vielleicht sogar Spider-Gwen? Obwohl die meisten Charaktere Helden ihrer eigenen Reihen sind, kommt es nicht selten vor, dass Geschichten miteinander kollidieren und Figuren aufeinandertreffen. Meist im Rahmen von Groß-Events oder Crossover-Stories. Die kreativen Köpfe im „Haus der Ideen“ werden nicht müde, ihre Visionen in ein großes Ganzes einzuflechten und nicht selten kommt es vor, dass ein Charakter den anderen beerbt. Captain America Steve Rogers reichte den Schild weiter an Sam Wilson, Bucky Barnes und eine ganze Armada weiterer Supersoldaten, während der mächtige Thor sogar das Geschlecht wechselte und seinen geflügelten Helm samt Hammer an Jane Foster weiterreichte… nur um diese nach ihrem Tod wieder an sich zu nehmen.

Erfreulicherweise lassen die lieben Redakteure von Panini – im Fall von „Ant-Man und Wasp: Abenteuer im Microverse“ ist dies abermals Christian Endres – selbst den Gelegenheits-Leser nicht auf halber Strecke verhungern und liefern zum Auftakt der Geschichte immer einen Blick auf das aktuelle Geschehen im MARVEL-Universum. Dies ist auch dringend notwendig, da an der Seite von Scott Lang - welcher das Ant-Man-Kostüm und die damit verbundene Kraft auch nicht von Anfang an trug, sondern dieses vom Wissenschaftler Hank Pym „zur Verfügung gestellt“ bekam – nicht die aus den beiden Filmen bekannte Hope van Dyne - Tochter von Hank Pym und Janet van Dyne -, sondern Nadia Pym - ebenfalls Tochter von Hank Pym und entstanden während seiner ersten Ehe mit Maria Trovaya -, die erst nach dem Tod ihres Vaters den Nachnamen van Dyne annahm und die Nachfolge von Janet – der ursprünglichen Wasp – antrat, welche den Helden-Neuling unter ihre Fittiche nahm. Nadia van Dyne ist somit im MARVEL-Kanon die aktuelle Wasp und zudem Star ihrer US-Solo-Serie „The Unstoppable Wasp“. Im vorliegenden Band, der die komplette fünfteilige US-Mini-Serie „Ant-Man & the Wasp“ enthält, werden wir Zeugen vom ersten Aufeinandertreffen von Nadia und Scott…

Weltraum-Vampir? Weltraum-Vampir.

Halten wir einmal fest: Scott Lang ist ein Idiot. Er trägt das Herz zwar am rechten Fleck, hat aber ein unglaublich treffendes Gespür dafür, sich in die unmöglichsten Situationen zu manövrieren. Dieses stellt er wieder mal unter Beweis, als er nach einem gemeinsamen Abenteuer mit den „Guardians of the Galaxy“ auf der Basis des „Nova Corps“ festsitzt… irgendwo am hinterletzten Fleck in irgendeiner Galaxie. Als guter Daddy möchte Scott allerdings gerne dem Geburtstag seiner geliebten Tochter Cassie beiwohnen. Sein Signal erreicht – dank Hilfe der freundlichen Nova-Techniker – die Erde und der gute Ant-Man hat erstmal einiges zu erklären. Am anderen Ende hängt nämlich Nadia van Dyne – die neue Wasp -, die gar nicht so begeistert von dem Typen ist, der ihrem Vater den Schrumpf-Anzug gemopst hat. Nett, wie Nadia aber ist, willigt sie ein, den Gestrandeten zurück auf die Erde zu „beamen“. Selbstverständlich könnte ich nun den genauen Prozess des Unterfangens höchst wissenschaftlich analysieren und erklären, sowie mit allen nötigen Fachbegriffen glänzen und diverse Schaubilder zum quantenverschränkten Unterraum-Transporter skizzieren, mit dessen Hilfe Nadia einen mikroskopisch verkleinerten Scott zurück zu Erde geleiten möchte, doch das würde jetzt zu weit führen… und mich vermutlich schnurstracks in die Klapse bringen. Nur so viel: Der ganze Bums geht natürlich kräftig in die Hose und beide landen im Microverse.

In diesem subatomaren Universum herrschen ganz eigene Gesetze und auch die dortigen Wesen erinnern an ALLES, außer an menschliche Lebensformen. Eines dieser merkwürdigen Wesen meuchelt munter die anderen heimischen Kreaturen und saugt sie regelrecht aus. Gut, dass Ant-Man und Wasp zur Stelle sind, um dem miesen Sauger das Handwerk zu legen. Mit einem handlichen Blaster wird der Kollege weggelasert, was ihn kurzerhand detonieren lässt. Dumm nur, dass Nadia durch das gleißende Licht derart geblendet wird, dass sie ihr Augenlicht verliert. Scott versucht – auf Atom-Größe geschrumpft – die lädierten Sehnerven seiner Gefährtin zu reparieren, was… was sich ziemlich dämlich anhört, jetzt, wo ich es schreibe. Aber, hey… wir sind in einem MARVEL-Comic und reden über ameisengroße Superhelden, die sich in unbekannten Dimensionen rumtreiben. Also, was soll’s… Jedenfalls versucht Scott Nadias plötzlichen Sehverlust zu beheben, während die „intelligenteren“ Lebensformen des Mikroversums reichlich besorgt sind. Die übergroßen Invasoren – Ant-Man und Wasp -, die den Lebensraum der Winzlinge zerstören, werden als Bedrohung wahrgenommen und es sollen folgenreiche Schritte eingeleitet werden. Einzig der Wissenschaftler(?) Burr Dalen bittet bei seinen Vorgesetzten(?!) um Aufschub, da er die Eindringlinge nicht direkt und unnötig von der Platte putzen will… toll, dass es selbst im Microverse sowas wie Werte und Moral gibt. Ein vorbildlicher, kleiner Kerl. Mit einem neuen Freund an ihrer Seite versuchen Scott und Nadia nun wieder in ihre Welt zu gelangen… falls das, was sie erreichen zu gedenken, noch IHRE Welt ist!

Wissenschaft für Fortgeschrittene

Nachdem ich nach dem ersten „Ant-Man“-Film im privaten Umfeld den Untergang des MCU (Marvel Cinematic Universe) prophezeit hatte, die Fortsetzung „Ant-Man and the Wasp“ mich aber zum großen Erstaunen positiv überraschte – was nicht zuletzt an der perfekten Chemie zwischen den Hauptdarstellern Paul Rudd und Evangeline Lilly lag, welche im ersten Teil noch auf der Strecke blieb -, wollte ich dringend mehr über MARVELS Winzlinge erfahren. Anfänglich etwas ernüchtert, dass es sich „nur“ um Nadia van Dyne handelt und ich mich wieder an einen neuen Charakter gewöhnen muss, verflog die Sorge aber bereits nach den ersten Seiten… vor allem, da ich nicht der Einzige war, der erst mit Nadia „warm werden“ musste.

Auch im Comic sind Ant-Man und Wasp ein hervorragendes Gespann und die neckischen Sprüche fliegen nur so aus den Panels. Und so abstrus und durchgeknallt sich die Story des abgeschlossenen Bandes auch anhören mag, so viel Spaß macht sie auch! Die völlig losgelöste Welt des Microverse ermöglicht es den kreativen Köpfen hinter der Mini-Serie, mal vollkommen die Sau rauszulassen. Obwohl hier mit Fachbegriffen und wissenschaftlichen Vokabeln nur so um sich geworfen wird (zumindest hört es sich wissenschaftlich an…), liest sich das kunterbunte Wirrwarr erstaunlich flüssig und unkompliziert. Top-Autor Mark Waid nutzt die schier unendlichen Möglichkeiten, die diese Welt bietet genüsslich aus und liefert Panel für Panel Steilvorlagen für Zeichner Javier Garrón, der sich hier nach Belieben austoben kann. So manche Seite ist zwar knallbunt vollgepackt bis zum Erbrechen, bietet auf den zweiten Blick jedoch haufenweise Easter Eggs, die es zu entdecken gilt. Auch die Wortgefechte zwischen Nadia und Scott haben sofort gezündet. ER, der lasche Larry, der immer einen (un)passenden Spruch auf den unbeschwerten Lippen hat und SIE, die schlagfertige Wissenschaftlerin, die Scott ständig siezt, weil… weil… weil er einfach ALT ist! Ein herrlich-komischer und gleichzeitig unglaublich sympathischer Schlagabtausch.

Fazit:

Ich hätte nie… NIE… gedacht, das der Ameisen-Mann und die Wespe mir mal so ans Herz wachsen würden! „Ant-Man und Wasp: Abenteuer im Microverse“ kann ohne großes Vorwissen gelesen werden und sollte sowieso eine Pflichtlektüre für Fans von MARVELS „Ant-Man“-Filmen sein. Selbst die haarstäubende Story wirkt hier nicht deplatziert, sondern liefert den perfekten Nährboden für charmante Streitereien. Ein LSD-Trip der positiven (und ungefährlichen) Art, in dem die Macher kräftig auf die Kacke hauen.

Ant-Man und Wasp: Abenteuer im Microverse

Mark Waid, Javier Garrón, Panini

Ant-Man und Wasp: Abenteuer im Microverse

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