Text:   Zeichner: Gabriel Hardman

Aliens: Staub zu Staub

Aliens: Staub zu Staub
Aliens: Staub zu Staub
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Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonNov 2020

Story

Inhaltlich nicht der größte Wurf und höchstens für Zwischendurch ganz gut konsumierbar. Kaum ist die Hatz im Gange, ist sie auch schon wieder vorbei.

Zeichnung

Sehr nah am rauen, düsteren Alien-Look, den man bei den Franchise-Ablegern einfach sehen möchte.

Wie ein Staubkorn im Wind

Run, Die, Repeat

So langsam sollte es sich doch bis in die kleinste Ecke des Universums rumgesprochen haben, dass sobald der Firmenname Weyland-Yutani fällt, man besser die Beine in die Hand nehmen sollte… so lange alle Gliedmaßen noch am vorgesehenen Platz baumeln. Dass Mega-Konzerne meist nur das eine Ziel vor Augen haben, ist keine Neuheit, was das britisch-japanische Konglomerat jedoch auf dem Kerbholz hat, zieht selbst dem abgebrühtesten Predator jeden Fangzahn aus der schrumpeligen Visage. Und so macht die Weyland-Yutani Corp wieder einmal das, was sie am besten kann: Kolonisieren.

Der zwölfjährige Maxon lebt mit seiner Mutter in der Trono-Kolonie LV 871. Sie nahm den Posten bei der „Company“ an, um ihren Jungen allein durchzubringen und sie beide einigermaßen über Wasser zu halten. Eines Nachts schreckt Maxon allerdings hoch, wird er doch durch lautes Getöse von draußen aus dem Schlaf gerissen. Schüsse auf der Straße und plötzlich zerbirst das Fenster, von dem aus der Junge gerade noch das Treiben außerhalb beobachtete. Völlig aufgelöst rennt er zum Schlafzimmer seiner Mutter, doch was er dann sieht, lässt ihm den Atem stocken. Irgendeine Kreatur hat sich auf das Gesicht seiner Mom gesaugt. Urplötzlich, Maxon hat den ersten Schock noch nicht ganz verdaut, lässt es von ihr ab. Noch sichtlich benommen, gilt es jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Der erste Impuls lautet… Flucht. Nur weg hier!

Auf den Straßen ist mittlerweile die Hölle ausgebrochen und war gerade die Spinnen-ähnliche Kreatur auf dem Gesicht von Maxons Mom das größte Problem, hat sich nun ein hochgewachsenes, bedrohliches Wesen an ihre Fersen geheftet. Halsbrecherisch soll es Richtung Raumhafen gehen, um die Kolonie hinter sich zu lassen. Sie sind nicht die einzigen, bei denen unmittelbar nach Ausbruch des Chaos der Flucht-Reflex eingesetzt hat… nur… scheint irgendwas mit der Mutter des Jungen nicht zu stimmen…

Ein bisschen Fisch, ein bisschen Fleisch

„Aliens: Staub zu Staub“ wirkt, als hätte „Aliens“-Regisseur James Cameron die Action inszeniert, während der aktuelle Ridley Scott die Story drumherum geschraubt hätte. Wohlgemerkt der AKTUELLE Scott… nicht der Regisseur, der großartige Filme wie „Blade Runner“, „Black Rain“, „Gladiator“, „Black Hawk Down“ und nicht zuletzt „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ gedreht hat, sondern auch Gurken wie „The Counselor“, „Exodus: Götter und Könige“ und den meines Erachtens nach mehr als enttäuschenden „Alien: Covenant“, mit dem Herr Scott den sehr interessanten „Prometheus“-Ansatz mit Anlauf eigenhändig in die Schüssel gedonnert hat.

Autor und Zeichner Gabriel Hardman macht schon im Vorwort keinen Hehl daraus, dass es ein langgehegter Wunsch war, einen Comic im Alien-Universum zu Papier zu bringen. Das gelingt inhaltlich höchstens solide, denn viel neues hat er nicht zu erzählen. Auch die Tatsache, dass wir dem Geschehen aus der Sicht eines Zwölfjährigen folgen und wir regelrecht eine Coming-of-Age-geschichte im Schnelldurchlauf präsentiert bekommen, ist nicht neu. Das gab es 1992 schon im zweiteiligen Dark Horse-Comic „Aliens: Newt’s Tale“, welches die Handlung von Camerons Film aus der Sicht von Ripleys jungem Schützling schilderte. So bleibt unterm Strich ein kurzweiliger Ausflug in den Alien-Kosmos, der an mehr als einer Stelle Déjà-vu-Erlebnisse auslöst.

Dreckige Hatz

Visuell ist der (noch) aktuellste Comic-Ableger aus dem Alien-Universum durchaus gelungen. Kein Ableger – egal ob Film, Comic oder Game – war bisher auf Hochglanz gebürstet, sondern stets von einem dreckigen Look geprägt. Raumschiffe, Stationen, Rüstungen und Waffen sahen nicht aus, wie aus dem Ei gepellt. Dort war alles vermackt, verbeult und sah aus, wie deutlich überm Verfallsdatum. Auf der USSEnterprise hingegen konntest Du vom Boden essen und der Todesstern glänzte, als hätte der Ober-Moff Tarkin erst frisch feucht durchgewischt. Autor und Zeichner Gabriel Hardman, den Camerons „Aliens - Die Rückkehr“ nach eigenen Aussagen im zarten Alter von zwölf maßgeblich prägte, hält an diesem abgeranzten Setting fest, was Leser sofort in vertrautes Terrain eindringen lässt. So macht sich das hohe Tempo der Story auch in den schnellen Strichen bemerkbar, die sich in den zahlreichen Action-Szenen sogar wie ein schnell geschnittenes Sci-Fi-Horror-Spektakel zusammensetzen. Viel Schwarz, mindestens ebenso viele Schraffuren, die Panels zerkratzt und fast schon zerfetzt erscheinen lassen, und fertig ist der temporeiche Used-Look…

Fazit:

Leider wirft dieser düstere Used-Look auch einen ebensolchen Schatten auf die Story, die weder neu noch besonders originell ist. Mehr Zeit, als nur an der Oberfläche zu kratzen, bleibt auch nicht, denn die vier US-Hefte von Dark Horse, die sich hier im Paperback von Cross Cult geballt tummeln, geben einfach nicht mehr Raum, um eventuelle Experimente zu wagen und dem Alien-Franchise mal frisches (Säure)blut abzuzapfen. Ridley Scott wird’s gefallen…

Aliens: Staub zu Staub

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