Text:   Zeichner: Greg Capullo

We Have Demons

We Have Demons
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Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonFeb 2024

Story

Anschnallen, denn sonst verpasst ihr die Hälfte. Sehr gehetzt, sehr oberflächlich. Keine Meisterleistung, sondern eher ein Häppchen für Freunde des gepflegten Trashs.

Zeichnung

Capullo lässt die Fetzen fliegen. Blutig und actionreich. Der üppige Bonusteil hält neben Skizzen und Tusche-Zeichnungen auch noch einige Variant-Motive parat.

Zeigt dem Bösen den Finger!

Engel und Dämonen

Tja, es geht mal wieder im Groben um den Untergang der Menschheit. Ihr wisst schon, jener Untergang, der gefühlt jeden Tag ein wenig näher zu rücken scheint. Wenig überraschend, spielt der Glaube dabei eine nicht unerhebliche Rolle. In unserer rationalen Welt auch gerne mal Thema oder Grund, gleich ganze Kriege anzuzetteln, läutet ein ganz bestimmter Glaube in der Welt von Lam, einer jungen Frau aus Florida, gleich mal den Anfang vom Ende ein. Doch beginnen wir am Anfang:

Lam verlor ihre Mutter bereits in jungen Jahren und wurde von ihrem Vater Cashel Cullen allein aufgezogen. Ihre erste Erinnerung war, als ihr Dad ihr nach einem vermeintlichen Schlangenbiss im Alter von fünf Jahren den Arm abhackte. Gebt zu, das kam überraschend, oder? Jedenfalls hatte Cashel, ein gottesfürchtiger Pastor mit Leib und Seele, gute Kontakte, die seine Tochter immer wieder mit den modernsten Prothesen versorgten. Immerhin ein paar Tropfen auf den heißen Trauma-Stein. In Lams Kindheit war Cashel des Öfteren abwesend. Unterwegs im Auftrag der Kirche, obwohl Lam sich nie etwas Genaues darunter vorstellen konnte. Im Teenageralter begann Lam sich jedoch zu fragen, was genau ihr Dad während seiner Abwesenheit so trieb. Dazu hatte sie die wildesten Theorien, bekam jedoch nie eine aufrichtige Antwort auf ihre Fragen. Auch nicht, als es zum Bruch mit ihrem Vater kam und Lam an die Uni ging. Bis heute… wo Lam einen Anruf von Cashels Frau bekam, dass ihr Dad das Zeitliche gesegnet hat.

Zur Trauerfeier kehrt Lam in ihre alte Heimat zurück… und entdeckt eher zufällig Unglaubliches. Ihr Vater war ein waschechter Dämonenjäger! Ja, Dämonen gibt es wirklich. Abgefuckte Fleischfresser, die verdorben von einer kosmischen Substanz das dicke Ende herbeiführen wollen. Und sie sind auf einem guten Weg, wäre da nicht eine erlesene Auswahl an Kriegern, die sich dem Bösen in den Weg stellen. Ihr Anführer war Cashel Cullen, dessen monströsen Partner die heillos überforderte Lam nun kennenlernt. Viel Zeit, um den Schock zu verdauen, bleibt nicht, denn Lam muss so schnell wie möglich in die großen Fußstapfen treten, die ihr Dad ihr hinterlassen hat.

Namhaft

Prangen auf einem Cover die Namen Scott Snyder und Greg Capullo, sollte man als Comic-Liebhaber hellhörig werden. Das Kreativteam arbeitete bereits mehrfach zusammen. Und zwar sehr erfolgreich. Sie prägten den Dunklen Ritter in DCs „New 52“-Ära und bescherten uns ebenfalls die „Metal“-Events und den abgeschlossenen „Black Label“-Band „Batman: Der letzte Ritter auf Erden“. Gleich zwei Deluxe-Bände von PANINI, erschienen 2022 und 2023, umfassten die meisten Batman-Arbeiten des eingespielten Teams. Auch unabhängig voneinander konnten Snyder und Capullo immer wieder begeistern. Vor allem mit „Wytches“ (SPLITTER) konnte Autor Scott Snyder mich total begeistern, da er gemeinsam mit Zeichner Jock einen absolut fesselnden Horrorschocker par excellence zu Papier brachte. Um nun gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, ist „We Have Demons“ davon meilenweit entfernt…

Kurz bevor eine uns noch allseits bekannte Pandemie das Weltgeschehen aus der Bahn warf, gründete Snyder sein eigenes Kreativstudio Best Jackett Press. Seine ganz eigene Spielwiese, um mit Stoffen zu experimentieren und Geschichten zu veröffentlichen, die Autor Snyder selbst gefallen. So hatte er Freiraum und konnte sowohl mit Newcomern als auch alten Hasen am Zeichentisch zusammenarbeiten, die seine Storys umsetzen. Dazu schloss er einen Deal mit der digitalen Veröffentlichungsplattform comiXology und dem US-Publisher Dark Horse. Dies garantierte ihm, dass die acht geplanten Miniserien nicht nur digital-only, sondern auch in gedruckter Form erscheinen würden. Ein Hand-in-Hand zwischen modernen und klassischen Veröffentlichungsformen. Definitiv ein guter Gedanke, um die Branche insgesamt zu stärken und niemanden außen vor zu lassen. Genau diese Miniserien bringt der SPLITTER Verlag nun auch in abgeschlossenen Hardcover-Bänden in die deutschen Regale. „We Have Demons“ macht da den Anfang, doch „Night of the Ghoul“ (mit Francesco Francavilla), die Eisner-Award-prämierte Serie „Barnstormers“ (mit Tula Lotay) und „Book of Evil“ (erneut mit Zeichner Jock) stehen für März und Mai 2024 bereits in den Startlöchern. Weitere Veröffentlichungen folgen im zweiten Halbjahr.

„We Have Demons“ prescht durch seine überschaubare Länge gleich nach vorne. Snyder erzählt sehr textlastig, um uns umgehend mit möglichst viel Informationen zu füttern. Vollendete Tatsachen, Rückblenden, angerissene Plot-Bruchstücke, die später noch vertieft werden. Das kann schnell überfordernd sein und lässt kaum Zeit, die Charaktere erstmal richtig kennenzulernen. Kaum durchgeatmet, sind wir auch schon mittendrin, bevor es mit einem Affenzahn in Richtung Finale poltert. Großartige Überraschungen bleiben leider aus. Das hat Fast-Food-Charakter ohne viel Substanz, unterhält jedoch für eine kurze (gerade noch akzeptable) Zeit.

Und Greg Capullo? Der wandelt auf ziemlich vertrauten „Spawn“-Pfaden, was spätestens beim Creature-Design allzu deutlich wird. Kein negativer Aspekt, denn in diesen Gefilden scheint er sich sichtlich wohl zu fühlen. Stylish, detailliert und sehr actionlastig.

Fazit:

Ein sehr kurzweiliges Vergnügen, welches schon arg überhastet erzählt wirkt. Ein Snyder-Schnellschuss, den man als Fan von Edel-Trash mögen kann, jedoch weit hinter den Möglichkeiten des gefeierten Schreibers liegt. Das künstlerische Niveau ist überdurchschnittlich und dürfte vor allem „Spawn“-Leser ansprechen.

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