Text:   Zeichner: Kyle Strahm

Twig

Twig
Twig
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Marcel Scharrenbroich
6101

Comic-Couch Rezension vonAug 2023

Story

Höchstens jüngere Fantasy-Fans könnten gut unterhalten werden. Erfahrene Genre-Veteranen haben alles so oder so ähnlich bereits mehrfach gesehen.

Zeichnung

Die künstlerische Umsetzung ist das größte Plus von „Twig“. Niedliche und fantasievoll designte Charaktere und eine satte Kolorierung in allen Regenbogen-Farben. Da machen nicht nur junge Leserinnen und Leser Augen.

I'm blue, da ba dee, da ba daa…

Wenn einer eine Reise tut

Zu spät, zu spät, ZU SPÄT!!! Twig hat gleich an seinem ersten Arbeitstag verschlafen. Das macht bestimmt keinen guten Eindruck beim großen Boss, ist Twigs Aufgabe als Setzling doch mit großer Verantwortung verbunden. Wird in den unterirdischen Minen der phantastischen Welt, in der sich allerlei illustre Kreaturen tummeln, ein Artefakt geborgen, ist es die Aufgabe eines Setzlings, dieses zum Pfadsager zu bringen. Dieser entschlüsselt dann die Bedeutung des Objekts und schickt den Setzling auf die Reise, um das Artefakt an dem ihm bestimmten Ort zu platzieren. Und jede Mission ist anders. Mal von geringerer, mal von immenser Tragweite.

Gemeinsam mit seinem flutschigen Begleiter Splat, einer Mischung aus Schnecke und Qualle, nimmt Twig schließlich ein rotes Juwel in Empfang. Der pelzige Bursche, der eigentlich lieber Koch werden wollte, nach dem plötzlichen Ableben seines Vaters aber kurzerhand in dessen Fußstapfen trat, möchte seinen ersten Auftrag natürlichen nicht verbocken, war der Start durch die morgendliche Verspätung doch schon holprig genug. Also halten er und Spat sich akribisch an den Plan und machen sich auf zum Pfadsager, quasi der Startpunkt für ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Die Pechsträhne scheint aber nicht abzureißen, denn kaum am Haus des Pfadsagers angekommen, erweist sich dieser als außerordentlich… tot.

Nun ist es an dem unerfahrenen Twig, den Pfad des funkelnden Artefakts zu offenbaren. Mit ein wenig herumexperimentieren an den Maschinen des verblichenen Pfadsagers gelingt dies sogar. Und die Bedeutung des Juwels ist größer, als Twig es sich in seinen kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Ein beschwerlicher Weg steht ihm und seinem geschwätzigen Begleiter bevor… voller Gefahren und ungeahnten Begegnungen.

Hach…

…ich wollte den kleinen, blauen, fluffigen Kerl wirklich mögen. Er ist ja auch ein putziges Kerlchen, doch leider wollte der Funke nicht überspringen. Am Artwork liegt es nicht, denn das ist ganz wundervoll! Kyle Strahm hat eine fantasievolle Welt geschaffen, die durch die kräftigen Farben von Jean-Francois Beaulieu erst so richtig lebendig wird. Beaulieu ist auch die Konstante, die sich durch (fast) alle Arbeiten von Skottie Young zieht. Seien es Youngs Werke in Eigenregie („I Hate Fairyland“, „Giant Size Little Marvel: AvsX“), reine Zeichner-Tätigkeiten (die „Oz“-Adaptionen nach L. Frank Baum) oder Kooperationen mit unterschiedlichen Zeichnern („Middlewest“, „The Me You Love in the Dark“, „Bully Wars“), sein Stamm-Kolorist ist nahezu immer involviert. Sieht man die tollen Farbverläufe in „Twig“, kann man dies durchaus verstehen. Zu sagen, dass Beaulieu jede Nuance eines Regenbogens einmal rauf- und wieder runterpinselt, wäre noch untertrieben. Einfach wahnsinnig intensiv, ohne jedoch die eigentlichen Zeichnungen zu überstrahlen.

Skottie Young, MARVELs Variant-Cover-Allzweckwaffe, bekleckert sich hingegen weniger mit Ruhm. Trotz des Niedlichkeit-Faktors und ein paar herzerwärmenden Momenten ist „Twig“ nämlich nichts anderes als eine schlichte Helden-Reise, wie man sie schon dutzendfach gesehen hat. Der Charakter wächst an seinen Aufgaben, macht unerwartete Begegnungen und trotzt allen Widerständen, während seine Quest ihn von A nach C über B führt. Halb so schlimm, wäre die abenteuerliche Reise nicht so sprunghaft erzählt. Wohl hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass „Twig“ im US-Format als fünfteilige Mini-Serie (über IMAGE) veröffentlicht würde. Da soll natürlich jede Ausgabe über ein Highlight verfügen. Liest man die Geschichte nahtlos, wie hier im deutschen SPLITTER-Hardcover, erweist sich dies als inhaltliches Auf und Ab, bei dem die Charakterzeichnung denkbar schlicht ausfällt. Statt einer epischen Reise beizuwohnen, springen wir von Location zu Location, ohne großen Bezug zu den Figuren zu bekommen. Schade, denn Skottie Young kann es eigentlich besser.

Fazit:

Dank der charmanten Zeichnungen und den großartigen Farben knapp über dem Durchschnitt. Inhaltlich lässt mich Skottie Youngs „Twig“ etwas enttäuscht zurück. Als Autor nimmt er hier nur allzu bekannte Motive und bastelt daraus die x-te Underdog-Heldenreise.

Twig

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