Nada

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Nina Pimentel Lechthoff
6101

Comic-Couch Rezension vonDez 2019

Story

Mit der Story kann ich wenig anfangen, weil ich die Motivation der Figuren nicht durchblickt habe. Der Text wiederholt vieles, was in den Bildern gezeigt wird. Die Sprechblasen zeigen nicht immer an, wer gerade spricht und die Schriftgröße ist zu klein. Die Auswahl der Schriftarten passt aber sehr gut.

Zeichnung

Der Zeichenstil variiert, indem manche Bildelemente sehr detailreich gezeichnet sind, während andere eher verschwommen oder skizzenhaft sind. Auch die Farben variieren von „realitätsnah“ bis hin zu stylisch-einfarbig.

Noir-Thriller in Übergröße

Die Geschichte einer Entführung

Eine Gruppe anarchistischer Extremisten fasst im Paris der 1970er Jahre einen gewagten Plan: Sie wollen den US-Botschafter kidnappen. Die Entführung findet statt, während der Botschafter einem Bordell einen Besuch abstattet. Das Innenministerium will sich aber nicht von einer linken Gruppe erpressen lassen und sofort beginnt eine gnadenlose Jagd auf die Gruppe, die sich selbst den Namen „Nada“ gegeben hat. Die Ereignisse spitzen sich immer weiter zu, sodass ein Happy End – weder für die Entführer, noch für die Ermittler – aussichtslos erscheint. „Nada“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jean-Patrick Manchette.

Groß, größer, „Nada“

Die Graphic Novels, die der Splitter Verlag herausgibt, stammen aus den verschiedensten Genres. Was sie aber alle gemeinsam haben ist ihre unfassbare Qualität, was das Format angeht. Die Hardcover-Ausgaben sind hochwertig und wunderschön designt, das Papier ist dick und fühlt sich beim Blättern sehr gut an. Bei „Nada“ haben sie noch eine Schippe draufgelegt: Die Graphic Novel ist riesig! 23 x 32 cm ist das Machwerk groß, was die Zeichnungen von Max Cabanes richtig gut zur Geltung kommen lässt. Die dreckigen Straßen, die schmuddeligen Typen und die düstere Atmosphäre haben viel Platz, um ihre Wirkung auf den Lesenden zu entfalten. Cabanes Stil ist sehr spannend, da seine Bilder auf der einen Seite sehr realistisch sind – vor allem was Gegenstände betrifft, wie z.B. die ganzen Autos. Andererseits sind seine Zeichnungen sehr krude. Die Gesichter sind teilweise grob gezeichnet und die Klamotten haben wenige Details. Auch der Hintergrund wandert von detailreich bis verschwommen und angedeutet. Das passiert vor allem, wenn sich das Tempo der Story verändert und die Ereignisse rasant erzählt werden.

Was die Bilder von Cabanes noch etwas mehr hervorstechen lässt, ist die Kolorierung. Teilweise ist diese sehr „realitätsnah“, vor allem, wenn die Handlung tagsüber spielt. Aber im Laufe der Geschichte bekommen die Bilder ein Hauch mehr Noir, da die Panels einfarbig werden. Dabei dominiert eine Mischung aus Grün und Blau (die Farbe, in die das Cover auch getunkt ist). Die Farben bringen die angespannte Stimmung sehr gut rüber.

Linksextreme vs. die Regierung

Das Spannende an „Nada“ ist, dass man weder auf der Seite der Entführer ist, noch mit der Polizei bzw. der Regierung mitfiebert. Alle Figuren sind unsympathisch. Was der Graphic Novel aber leider nicht gelingt ist, diese unsympathischen Figuren trotzdem dem Lesenden etwas näherzubringen. Ich konnte persönlich nichts mit den Figuren anfangen, einfach aus dem Grund, dass ich ihre Motive nicht verstanden habe.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mit der Situation in Frankreich in den 1970er Jahren nicht vertraut bin, aber ich habe nicht so recht verstanden, warum die Situation so drastisch eskalieren musste. Auf der einen Seite steht die Polizei, die ohne Rücksicht auf Verluste Leute foltert und tötet, um die Entführer zu finden, der aber auch gleichzeitig egal zu sein scheint, was mit dem entführten Diplomaten passiert.

Auf der anderen Seite steht die Gruppe Anarchisten, die anscheinend die ganze Sache minutiös geplant hat und sogar ein Manifest verfasste, aber von keinem konnte ich ein klares Motiv erkennen, warum sie diese Entführung geplant und durchgezogen haben. Klar, der Gruppenname „Nada“, auf Deutsch übersetzt „Nichts“, spielt auf die nihilistische Natur dieser Gruppierung. Aber warum lässt sich beispielsweise der Neuzugang Épaulard mit in das Ganze reinziehen, während einer der Köpfe der Bande kurz bevor sie die Entführung letztendlich durchführen, abspringt?

Mir sind während des Lesens zu viele Fragen offengeblieben, die für mich zu wichtig für das Verständnis von „Nada“ gewesen wären, als dass ich mich damit zufriedengegeben hätte. Ich konnte nicht mit den Figuren sympathisieren, weil ich sie einfach nicht verstanden habe und am Ende wirkte die Entführung für mich einfach wie ein Mittel zum Zweck, um eine brutale Geschichte zu erzählen, ohne Sinn und Verstand.

Viel zu viel und viel zu klein

Dass „Nada“ auf einem Roman basiert merkt man leider an vielen Stellen. An vielen Stellen doppeln sich die Erzähltexte mit dem, was man im Bild sieht. Dadurch, dass man so viele Informationen doppelt bekommt, fließt die Geschichte nicht so gut. Ich hatte das Gefühl, dass ich für die knapp 200 Seiten genauso lange zum Lesen gebraucht habe, wie ich für den Roman gebraucht hätte. Das liegt aber nicht nur an den doppelt wiedergegebenen Informationen. Es gibt auch eine Unmenge an Text zu lesen. Dass die Textboxen nicht die Bilder verdecken liegt daran, dass die Schriftgröße relativ klein ist. Auch das war für mich ein Grund, warum ich so lange für die Lektüre gebraucht habe, denn nach einer gewissen Zeit habe ich einfach Kopfschmerzen bekommen. Denn obwohl „Nada“ an sich ein übergroßes Format hat, ist die Schrift sehr klein.

Nicht nur die Textboxen haben die Lektüre von „Nada“ erschwert, auch die Sprechblasen finde ich etwas problematisch. Sie waren oft im Bild so verteilt, dass man sie nicht immer der sprechenden Figur zuordnen konnte. Da haben auch die kleinen Richtungsanhängsel nicht geholfen, da sie nicht immer zum Sprecher gezeigt haben.

Was ich aber am Lettering gut finde, ist die Auswahl der Schriftarten. Während die Dialoge in einer comichaften Schriftart gehalten sind, erinnert der Erzähltext an eine Schreibmaschinenschrift. Das hat dem Text den Eindruck eines Berichts gegeben, als würde man tatsächlich lesen, was sich Leute aus den Ereignissen zusammengezimmert haben.

Fazit:

Ich bin bei „Nada“ auf das sehr schöne Cover reingefallen. Leider konnte ich mit dem Inhalt der Graphic Novel nichts anfangen. Die Bilder sind sehr gut gezeichnet und mir gefällt die Gratwanderung zwischen detailreich und verschwommen. Auch die Farben finde ich interessant ausgewählt und eingesetzt. Das wars dann aber auch, denn die Geschichte hat mich überhaupt nicht gereizt und das Handeln der Figuren ist mir ein Rätsel geblieben. Das meiner Meinung nach schlimmste ist aber, dass ich viele Informationen sowohl auf Text- als auch auf der Bildebene gleichzeitig bekommen habe und dadurch hat sich „Nada“ für mich sehr krass in die Länge gezogen angefühlt.

Nada

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