He-Man und die Masters of the Universe vs. Injustice

He-Man und die Masters of the Universe vs. Injustice
He-Man und die Masters of the Universe vs. Injustice
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Marcel Scharrenbroich
6101

Comic-Couch Rezension vonJul 2019

Story

Eher nebensächlich wird hier ein Handlungsgerüst um den jeweils bestehenden Kanon gestrickt, welches nur dazu dient, die Franchises möglichst oft und eindrucksvoll aufeinanderprallen zu lassen. Recht dünn, dafür nicht unnötig in die Länge gezogen. Kann man mal machen.

Zeichnung

Ohne Zweifel ein Stil, den man nicht jeden Tag sieht. Daran werden sich aber definitiv die Geister scheiden. Größtenteils waren mir die Charaktere zu klobig und ungelenk, was so manche imposante Seite aber durch Action-Bombast wieder ausgleichen konnte. Dafür ist die Kolorierung aufwendig und hebt sich von der Masse ab.

Masters of DC-Universe

Alle vs. Jeden

Die 80’s-Kinderzimmer-Heroen von Mattel treffen auf DCs Konsolen-Klopper. Kann das gutgehen? Hmm. Bedingt. Doch schauen wir erstmal, mit wem wir es hier eigentlich zu tun haben und was man wissen sollte, bevor man einen eingesprungenen Köpper ins leere Becken wagt:

Wo die „Barbie“-Puppe bereits seit 1959 für funkelnde Mädchen-Augen im Kinderzimmer sorgte, sollte es noch bis 1982 dauern, bis der Spielzeughersteller Mattel auch die Jungs in Puppen-Begeisterung versetzen konnte. Wobei… Puppen waren es eigentlich nicht, die dort mit lautem Getöse die Spielwarenläden eroberten. Es waren verdammte ACTION-FIGUREN!!! *an dieser Stelle bitte ein männliches Grunzen einfügen* Die „G.I. Joe“-Truppe und die Miniatur-Rebellen aus „Star Wars“ wurden gnadenlos überrollt von Eternias heroischen Verteidigern, die Fantasy, Action und Science-Fiction vereinten und gegen die Schergen des finsteren und machtgierigen Skeletor in den intergalaktischen Krieg zogen. Die Verkaufszahlen der ersten Figuren übertrafen alle Erwartungen und so kam es, dass Mattel sein Sortiment regelmäßig erweiterte. Waren anfänglich nur neun verschiedene Figuren erhältlich, folgten schnell weitere Charaktere und das Universum expandierte. Auch der Fuhrpark wuchs an und neben den unterschiedlichsten Reittieren (Battle Cat, Panthor, Stridor, Spydor…), Fluggefährten (Wind Raider, Talon Fighter…), Fahrzeugen (Battle Ram, Attack Track, Road Ripper…) und Burgen (Castle Grayskull, Snake Mountain…) folgten weitere Allianzen wie die „Wilde Horde“ und die „Schlangenmenschen“, was selbstverständlich in neuen Fahrzeugen und Hauptquartieren gipfelte. He-Mans und Skeletors jahrelanger Gut-gegen-Böse-Kampf endete dann 1988, wo sie den Platz für die „Transformers“-Konkurrenz von Hasbro räumten. Aber nicht, ohne Mattel einen Milliarden-Umsatz beschert, den Markt mit unzähligen Merchandise-Produkten geflutet, Comics, Zeichentrickserien und einen Real-Film mit Muskelpaket Dolph Lundgren in der Titelrolle gefüllt und sich somit einen festen Platz in der Popkultur der 80er-Jahre gesichert zu haben. Seit gefühlt dem letzten Jahrtausend ist ein neuer Kinofilm mit Eternias wackeren Recken angedacht und der Hype-Train setzt in regelmäßigen Abständen zur Abfahrt an… bislang allerdings ohne den Bahnhof überhaupt verlassen zu haben. So langsam kommt die ganze Geschichte aber ins Rollen, obwohl Sony Pictures den Drehstart erneut auf das Frühjahr 2020 verschoben haben. Ob das Regie-Duo Aaron und Adam Nee es somit schaffen wird, den geplanten Kinostart im März 2021 einzuhalten, wird sich anhand der höchstwahrscheinlich sehr umfangreichen Nachbearbeitung zeigen. Ich persönlich glaube es erst, wenn ich erstes, bewegtes Filmmaterial sehe… zumal neben Newcomer Noah Centineo noch nichts über einen weiteren Cast durchgesickert ist.

Die Comic-Helden von DC dürfte wohl jeder kennen. Superman, Batman, Wonder Woman, Flash… auch gemeinsam weltenrettend als „Justice League“ unterwegs. 2013 erschuf man für die Prügel-Orgie „Injustice: Götter unter uns“ jedoch ein alternatives Universum, das die hinlänglich bekannte Welt gehörig auf den Kopf stellte. An Konsolen und PCs glühten die Controller, als die Superhelden sich gegenseitig die digitalen Visagen polierten und damit eine gänzlich neue Story zu schreiben begonnen, welche 2017 mit „Injustice 2“ sogar erfolgreich fortgesetzt wurde. Bei Spielen im Beat-em-up-Genre nach einer tiefgreifenden Handlung zu suchen, ist nur in den seltensten Fällen empfehlenswert, da es sowieso immer nur darauf hinausläuft, dass sich die Kontrahenten nach kurzen Story-Fetzen erneut aufs Maul schlagen und man als Zocker auch nicht stundenlangem Geschwafel zuhören möchte, sondern DAS tun, warum man sich überhaupt ein Game aus dieser Sparte zugelegt hat: sich einen der zahlreich vorhandenen Charaktere auswählen, den Bums kurz laden lassen und loslegen… ROUND 1… GET READY… FIGHT! Dem amerikanischen Entwickler NetherRealm Studios („Mortal Kombat“) gelang es aber, einen durchaus spannenden Handlungsbogen aufzubauen, der auch in Comic-Form ergänzt und weitergeführt wurde. So ist „Injustice“ mittlerweile ein fester und etablierter Bestandteil des DC-Universums, dessen Comics sich auch bei uns - dank Panini - großer Beliebtheit erfreuen. Nun prallen diese beiden Marken – und somit auch deren Welten – erstmals aufeinander…

Christian Endres, den regelmäßige Panini-Leser durch seine hilfreichen und erklärenden Texte bereits kennen dürften, ist auch im Fall dieses Crossovers der rettende Anker, der unvorbereitete Leser davor bewahrt, von einer Informationswelle überrollt zu werden, die sie hilflos paddelnd in unerforschten Status Quo-Gewässern absaufen lassen würde. Das Crossover-Spektakel spielt nämlich sowohl im Kanon des „Masters“-Kosmos - und somit nach den Geschehnissen des „He-Man und die Masters of the Universe / ThunderCats“-Aufeinandertreffens - als auch in der Alternativ-Welt von DCs „Injustice“-Universum.

Bei der Schlacht von Grayskull…

Vorangegangene Ereignisse ziehen ihre Schatten nach sich und wir erfahren, dass das einst gutgehütete Geheimnis von Prinz Adam nun für die Katz ist… jeder weiß, dass er und der heldenhafte He-Man ein und dieselbe Person sind. Gerade erst befreite er seine Eltern, das Königspaar, aus der Gefangenschaft und entlarvte seinen diabolischen Doppelgänger Faker, der He-Mans Platz einnahm und die Herrschaft über Eternias Hauptstadt anstrebte, da klopft auch schon neuer Besuch an Eternos‘ Pforten. Die Unbekannten kommen von der Erde, von der auch Adams Mutter, die Königin, ehemals stammt. Die Fremden – darunter Batman (in Gestalt von Damian Wayne), Harley Quinn, Zatanna, Cyborg und Swamp Thing – stellen sich als Widerstandskämpfer vor und erläutern, dass sie dringend Hilfe auf ihrem Heimatplaneten benötigen. Dieser wird nämlich mit harter Hand von einem tyrannischen Herrscher regiert. Sein Name: SUPERMAN.

Dieser ist nämlich ganz und gar nicht der Saubermann, den wir aus der regulären DC-Welt kennen. Durch Supermans Hand kamen seine Frau und sein ungeborenes Kind zu Tode, was durch eine Manipulation durch den irren Joker geschah. Daraufhin tötete er den Clownprinzen des Verbrechens. In seinem Wahn, alles Böse endgültig zu beseitigen, stieg Superman zum stählernen Diktator auf, der unbarmherzig regierte. Krieger aus mehreren Universen waren nötig, um die Schreckensherrschaft des Mannes aus Stahl zu stoppen und sein Regime zu stürzen. Erst als die Erde von Brainiac angegriffen wurde, sah man keine andere Möglichkeit, als Superman zu befreien und in den Kampf ziehen zu lassen. Superman war siegreich… nutzte jedoch Brainiacs Technologie, um erneut die Macht an sich zu reißen. Mit Batman, Wonder Woman, dem diabolischen Skeletor und einer ganzen Armee an seiner Seite, lässt Superman das komplette Universum nach Gegenständen scannen, die ihm gefährlich werden könnten. Neben Kryptonit ist seine größte Schwachstelle die Magie, was ihn bei seiner ausgedehnten, intergalaktischen Suche auf Eternia stoßen lässt. Ein gefundenes Fressen für Skeletor, der noch immer großes Interesse an der Eroberung von Castle Grayskull hat…

In Abstimmung mit der Hüterin von Grayskull, Sorceress, willigt He-Man ein, die Widerstandskämpfer auf den Heimatplaneten seiner Mutter zu begleiten, um dem tyrannischen Superman gegenüberzutreten. Ihm folgen Teela und der schwebende Magier Orko. Der weltenknechtende New God Darkseid hat währenddessen Eternia ins Visier genommen und kooperiert mit Granny Goodness, um Skeletors Schergen aus der Gefangenschaft zu befreien. Er giert nach der Anti-Lebensformel und schart seine Truppen für einen Angriff auf Grayskull. Cyclops, Starfire und Swamp Thing unterstützen die eternischen Gefährten und bereiten sich auf die Schlacht gegen Darkseid vor. Im zerstörten, dystopischen Metropolis prallen derweil He-Man und Superman mit voller Wucht aufeinander. Der Kampf um gleich mehrere Welten hat begonnen…

Zu viel des Guten

Ja… das liest sich zwar alles ganz gut und man sollte meinen, dass es an so vielen Baustellen Action en masse gäbe. Aber tatsächlich hat man es hier mit einem Overkill zu tun, dessen dünne Grundstory nur dazu dient, möglichst viele Figuren der bekannten Marken in den Ring zu werfen und ein reizüberflutendes Action-Feuerwerk abzubrennen. Wem das reicht… bitteschön. Da macht ihr dann garantiert nichts falsch und solltet gut und kurzweilig unterhalten werden.

Wer sich allerdings einen He-Man/Shazam-Hybriden nur in seinen tiefsten Alpträumen vorstellen mag und Wert auf „Substance over Style“ legt, wird mit diesem Crossover wahrscheinlich weniger glücklich werden. Hier wird der Fan-Service geradezu mit dem Vorschlaghammer in die gnadenlos überfüllten Panels geprügelt. Keine Idee scheint zu abstrus, um sie nicht in die Story zu quetschen.

Was die Zeichnungen von Freddie E. Williams II angeht, bin ich immer noch unschlüssig, wie ich diese letztendlich finden soll. Einerseits sehr bullig und klobig, wirken die Charaktere keineswegs stylish oder gelungen proportioniert. Nahaufnahmen der Gesichter wirken auch eher unvorteilhaft, was beim ersten, schnellen Durchblättern nicht direkt ins Auge fällt. Dafür gibt es sehr gelungene Splash-Pages und imposante Panels vom Schlachtfeld, die aufgrund der Masse an Figuren schon Wimmelbild-Charakter besitzen. Bei der Kolorierung wurde tief in den Farbtopf gegriffen und die Seiten strahlen und leuchten in allen Regenbogenfarben. Sehr atmosphärisch verlaufen die Farbabstufungen ineinander, was den dicken, schwarzen Outlines der Charaktere mehr Tiefe verleiht. Die bekannten Figuren beider Lager sind dicht an ihren Vorbildern, was aber besonders im Falle der „Masters of the Universe“ dafür sorgt, dass die knallbunten Rüstungen nach Plastikspielzeug schreien. Hier hätte ich mir eine „dreckigere“ und somit realistischere Kolorierung gewünscht, die das Ganze über Kinderzimmer-Action hinausbringt.

Der gewohnt hochwertige Sammelband von Panini beinhalte alle sechs Ausgaben der Mini-Serie und liefert im Bonusteil noch alle Cover der US-Einzelhefte. Neben den regulären Motiven von Freddie E. Williams II findet auch das Variant-Cover von Autor Tim Seeley zur ersten Ausgabe seinen verdienten Platz. Optisch und haptisch eine runde Sache.

Fazit:

Fans von Mattels Plastik-Kriegern und Zocker von DCs Button-Smasher werden sich über das Aufeinandertreffen der Helden freuen. Mit viel Nostalgie-Bonus und Blick durch die rosarote 80er-Jahre-Brille, bekommt man mit „He-Man und die Masters of the Universe vs. Injustice“ ein Crossover der inhaltlich seichteren Art, welches allerdings so überzogen und überdreht ist, dass es wenigstens kurzweilig unterhält.

He-Man und die Masters of the Universe vs. Injustice

Tim Seeley, Freddie E. Williams II, Panini

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