Text:   Zeichner: André Franquin

Die Bravo Brothers: Eine Spirou-Deluxe-Ausgabe

Die Bravo Brothers: Eine Spirou-Deluxe-Ausgabe
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Marcel Scharrenbroich
10101

Comic-Couch Rezension vonFeb 2024

Story

Urkomisch, wenn auch ziemlich kurz. Die informativen Texte lassen die knappe Geschichte aber schnell verschmerzen.

Zeichnung

Hier sitzt jede gezeichnete Pointe. Vor allem Gestik und Mimik sorgen für Brüller im Panel-Takt.

Applaus, Applaus

Zum großen Jubiläum…

…lässt man sich im CARLSEN Verlag, der Heimat großer frankobelgischer Comic-Kunst, nicht lumpen. André Franquin, seines Zeichens Schöpfer des Marsupilamis und Zeichner des schusseligen Büroboten Gaston, wäre Anfang 2024 100 Jahre alt geworden, verstarb aber bereits im Januar 1997. Seine Arbeiten leben jedoch weiter, was nun zum runden Geburtstag gebührend gefeiert wird.

Für die Reihe „100 Jahre Franquin“ hat man bei CARLSEN ausgewählten Werken des Künstlers eine Luxus-Behandlung spendiert. Bereits angesprochen haben wir das palumbische Fabeltier und den stets schläfrigen DUPUIS-Boten (DUPUIS ist der Originalverlag, in dem die „Gaston“-Comics erscheinen. Für den deutschen Markt war der Lümmel zuerst bei KAUKA, später dann bei CARLSEN tätig). So stehen sowohl das querformatige „Huba! - Eine Marsupilami-Liebesgeschichte“ als auch das in Deutschland erstveröffentlichte Album „Gaston: Aus dem Leben eines Chaoten“ bereit. Für Sammler und Liebhaber sind die ersten fünf „Gaston“-Einzelbände noch mal in einer schicken Vintage-Kollektion im Querformat aufgelegt worden. Untergebracht sind die Bücher in einem hochwertigen, bedruckten Schuber. Damit aber noch nicht genug, denn Franquin war auch bekannt für seine dunkle Seite. Ein großes Hardcover sammelt dessen „Schwarze Gedanken“ in zynischen und schwarzhumorigen schwarz-weiß-Kurzgeschichten. Wir wollen uns hier aber den „Bravo Brothers“ widmen. Einer Spirou & Fantasio-Story, in der auch Gaston auftaucht, und die als Lieblingsgeschichte von André Franquin gilt.

Die ganze Affenbande brüllt…

In der Redaktion geht es mal wieder drunter und drüber. Eine Zeitschrift veröffentlicht sich nun mal nicht von alleine, und so ist es am schwer genervten Spirou, die losen Fäden zusammenzuführen und im ganzen Chaos nicht den Überblick zu verlieren. Beiträge von Zeichnern und Autoren wollen organisiert und koordiniert werden. Lediglich Fantasio scheint die Ruhe weg zu haben, schließlich ist sein geplanter Artikel schon unter Dach und Fach. Das ändert sich schnell, als Bürobote Gaston die heiligen Hallen betritt. Er hat nämlich drei ausgewachsene Schimpansen im Schlepptau, die er für kleines Geld einem pleitegegangenen Zirkus abgekauft hat. Ich mag mich irren, aber ob DAS wirklich die beste Geschenkidee zu Fantasios Geburtstag ist, darf stark angezweifelt werden. Das sieht der Beschenkte wohl ähnlich und auch Spirou steht schlagartig der Schweiß auf der Stirn, als die sogenannten Bravo-Brothers erstmal loslegen. Die Affen haben nämlich die dollsten Nummern auf dem Kasten! Einrad fahren, Jonglieren, Messerwerfen, den klassischen Zersäge-Trick und auch am Schießeisen sind die behaarten Jungs eine glatte Eins. Das Büro mutiert in kürzester Zeit zum Tollhaus. Der blanke Horror für Spirou und Fantasio, ein herrlicher Spaß für uns unbeteiligte Leserinnen und Leser.

Die Kunst, blöd aus der Wäsche zu gucken

Ich kann durchaus verstehen, warum „Die Bravo Brothers“ Franquins favorisierte Geschichte war. Zum einen ist es nicht alltäglich, dass die Welt von Spirou & Fantasio mit der von Gaston kollidiert, zum anderen werden hier auf den 22 Story-Seiten so ziemlich alle Comedy-Register mit Slapstick-Humor gezogen. Wenn Fantasio sich mit fragwürdigen Beruhigungspillen - kurz vor dem Zusammenbruch stehend - in andere Sphären knallt und die Bravo-Truppe mit teilnahmsloser Mimik ihr volles Programm runterspielt, bleibt kein Auge trocken. Ebenso durch den Running-Gag, dass die Schimpansen nach einer Nummer gefälligst gebührenden Applaus erwarten, was ansonsten handfeste Folgen nach sich zieht. Das ist humoristisches Gold in Wort und Bild, denn die detaillierten Zeichnungen sind eine glatte 10 von 10. Gestik und Mimik sind zu 100% auf den Punkt. Ja, da kann man auch mal… ach was… da MUSS man sogar applaudieren!

Wenn, dann richtig!

Natürlich besteht dieser Hardcover-Band (von bester Qualität!) nicht nur aus den besagten 22 Seiten der eigentlichen Geschichte. Wo kämen wir denn da hin? Nein, eingebettet ist die Story in ein Sammelsurium aus informativen Texten von José-Louis Bocquet und Serge Honrez. Sie haben eine Menge über die Entstehungsgeschichte zu erzählen, nicht nur was diese spezifische Story betrifft. Auch über André Franquin und dessen Werdegang gibt es Vieles zu berichten. Neben Fotos, Cover-Motiven, Schriftzügen und Abbildungen einzelner von Franquin gezeichneten Panels gibt es als besonderes Schmankerl die ganze „Bravo Brothers“-Story nochmals in ihrer reinen Urform. Die lediglich getuschten Seiten liegen im französischen Original vor und zeigen noch mal im Detail, dass André Franquin ein begnadeter Zeichner war.

Fazit:

Überdreht, pointiert und zum Schreien komisch. „Die Bravo Brothers“ darf man mit Recht als humoristisches Spirou-Highlight bezeichnen. Die frische Kolorierung von Frédéric Jannin ist angenehm unaufdringlich. Puristen erfreuen sich derweil an den Abbildungen der Originalseiten. Hier ist der Titel „Deluxe-Ausgabe“ redlich verdient.

Die Bravo Brothers: Eine Spirou-Deluxe-Ausgabe

André Franquin, André Franquin, Carlsen

Die Bravo Brothers: Eine Spirou-Deluxe-Ausgabe

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